Eintracht: Eine historische Aufholjagd muss her

Der Absturz ist ein derart kolossaler, dass er kaum noch in Worten zu umschreiben ist: Eintracht Braunschweig taumelt derzeit der Regionalliga entgegen. Wir zeigen, wie wahrscheinlich der Klassenerhalt statistisch jetzt noch ist und was die Eintracht erwartet, wenn sie tatsächlich den bitteren Gang in die Viertklassigkeit antreten müssten.

Vor dem Verfall in die Bedeutungslosigkeit

Voller Stolz sind die Anhänger von Eintracht Braunschweig, wenn sie in der 67. Minute eines jeden Spiels an die gewonnene Meisterschaft aus dem Jahre 1967 erinnern. Es ist ein schwaches, immer kleiner werdendes Licht am Horizont – der BTSV hat sich selten derart weit entfernt von seinen größten Erfolgszeiten befunden als jetzt. Am Samstag hagelte es die nächste Niederlage: Ein 0:2 gegen den KFC Uerdingen. Wie so oft in den vergangenen Wochen waren die Niedersachsen eher unglücklicher als tatsächlich deutlich schwächer.

Andererseits darf über das "Wie" längst nicht mehr gesprochen werden. Schaut auf die Tabelle! Acht Punkte Rückstand und das klar schlechtere Torverhältnis gegenüber der Konkurrenz, Fortuna Köln einmal ausgenommen (und selbst gegen die hat die Eintracht bereits verloren), sprechen nur eine Sprache: Die Löwen stehen vor dem Absturz in die höchste Amateurliga, kurz vor dem Verfall in die Bedeutungslosigkeit.

So viele Punkte muss die Eintracht jetzt noch holen

Im nunmehr elften Jahr der eingleisigen 3. Liga gab es auch nach 15 Spieltagen den einen oder anderen Fall, der zu diesem Zeitpunkt etwas abgeschlagen am Tabellenende rangierte – allerdings, und das muss berücksichtigt werden, gab es bislang stets nur drei Absteiger.

Rot-Weiß Erfurt, der FSV Mainz 05 II und Werder Bremen II können hier exemplarisch genannt werden, allerdings hatten diese "nur" vier beziehungsweise fünf Punkte Rückstand auf das rettende Ufer – die beiden Erstgenannten stiegen ab, nur Bremen hielt 2008/09 haarscharf die Klasse auf Platz 17, der zehn Jahre später nicht genügen würde. Eine Aufholjagd wie die, die sie der Zweitliga-Absteiger aus Braunschweig jetzt starten muss, steht in unseren Geschichtsbüchern noch nicht vermerkt. Rechnen wir die bisher erzielten Punkte gerade im hinteren Mittelfeld auf eine gesamte Saisonbilanz hoch, würden für den Klassenerhalt übrigens etwa 43 Zähler benötigt werden. Hieße: 34 Zähler in 23 Spielen für die Eintracht, ein Schnitt von gut 1,5 Punkten. Das klingt noch irgendwie machbar.

Abstieg in Amateurklasse würde viele Folge haben

Mittlerweile ist jedoch vom Schlimmsten auszugehen. Daher tun die Eintracht-Bosse gut daran, den Fehler aus diesem Sommer zu vermeiden: Vor einigen Monaten traf den BTSV der zugegeben sehr plötzliche Abstieg aus der 2. Bundesliga ins Mark und noch dazu völlig unvorbereitet. Die Trainersuche dauerte mehrere Wochen, zum Auftakt ins Mannschaftstraining stand erst ein Rumpfkader zur Verfügung. Die Nachwirkungen sind bis jetzt zu spüren: Trotz gestandener Profis wie Gustav Valsvik, Onur Bulut, Philipp Hofmann, Lukas Kruse und nun auch Christoffer Nyman steht kein Team auf dem Feld, das durch das berühmte Feuer gehen kann. Dass es schafft, drohende Niederlagen abzuwenden.

Ginge es in die Regionalliga, würde die Eintracht dort spielen, wo sie bis vor einem Jahr noch vor wenigen hundert Besuchern ihre Profi-Reserve antreten ließ. Germania Egestorf/Langreder, der SV Drochtersen-Assel und Holstein Kiel II hießen die neuen Gegner. Doch würde der Verein einen Abstieg in den Provinzfußball überhaupt überleben können? Zwar wirtschaftete der Klub in der jüngeren Vergangenheit vernünftig, sodass ihn kein Schuldenberg erdrückt. Doch schon in der Planung der Drittliga-Saison gingen einige teure Verträge von wechselwilligen Spielern derart ins Geld, dass die so wichtigen Neuverpflichtungen ausblieben.

Nord-Meister steigt direkt auf

Eine weitere Liga tiefer müsste der Mitarbeiterstab mangels Geld höchstwahrscheinlich deutlich reduziert werden – sie träfe der Abstieg ohne wirkliches Mitverschulden besonders bitter. Sportlich würde wohl ein günstiges Perspektivteam mit wenigen erfahrenen Eckpfeilern gebildet werden.

Es wäre der absolute Neuanfang für die Löwen, die sich ein Beispiel an ihren tierischen Kollegen aus dem Süden nehmen müssten: 1860 München durchschritt das bittere Tal der Vereinsgeschichte mit erhobenem Haupt, stieg souverän auf und ist nun zurück im Profifußball. Dass 2019/20 die Regionalliga Nord einen direkten Aufstiegsplatz erhalten wird, ist so tatsächlich eine der besseren Nachrichten für den BTSV dieser Tage.

 

   
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