"Ein scheiß gutes Gefühl": Das sind Minges Ziele beim HFC
Wie das Leben manchmal so spielt: Aus einem Telefonat ohne Hintergedanken – so zumindest die offizielle Variante – vor einigen Wochen wurde mehr. Diese Entwicklung ist bekannt aus vielen Lebensbereichen. Und gilt eben auch im Fußballgeschäft. So kam es letztlich dazu, dass Ralf Minge ab sofort neuer Sportdirektor beim Halleschen FC ist. Am Mittwoch wurde der 60-Jährige vorgestellt und erzählte über die vergangenen Monate sowie seine neue Aufgabe.
Minge sieht "solides Fundament"
Dass Ralf Minge am Mittwoch um 13 Uhr neben HFC-Präsident Jens Rauschenbach auf dem Podium im Presseraum platznahm, hatte den ähnlichen Überraschungswert wie der Fakt, dass Heiligabend auch in diesem Jahr am 24. Dezember ist. Denn schon in den vergangenen Tagen war durchgesickert, dass der 60-Jährige neuer Sportchef beim Halleschen FC werden würde. Für seinen Vorgänger Ralf Heskamp ist dadurch Schluss. Rauschenbach verkündete die Freistellung des 55-Jährigen. Es werde noch weitere Gespräche geben, in denen es darum gehen wird, sich auf eine Vertragsauflösung zu einigen. Schließlich steht Heskamp noch bis Dezember 2022 in Halle unter Vertrag.
Minge soll nun das besser machen, was Heskamp schuldig geblieben war: Nicht nur einen Kader zusammenstellen, der konstant gute Leistungen bringt. Minge soll sich mehr in die Nachwuchsarbeit des Vereins einbringen, das hatte sein Vorgänger nicht gemacht. Die "inhaltliche Komponente" seiner künftigen Aufgaben sei auch das Hauptargument für sein Engagement beim HFC gewesen, erklärte Minge. "Ich bin angetreten, um mittel- und langfristig eine Entwicklung voranzutreiben." Er betonte aber auch, dass wahrlich nicht alles schlecht war, was beim HFC zuletzt angepackt wurde. Der Verein habe ein "solides Fundament" errichtet, auf dem aufgebaut werden kann.
"Oberes Tabellendrittel"
Wichtig sei es, sich realistische Ziele zu setzen. Den Aufstieg sprach deshalb keiner als Vorgabe aus. "Ein realistisches Ziel kann und muss sein, sich im oberen Tabellendrittel festzubeißen", so Minge. Doch aufgrund der Ausgeglichenheit der Liga und anderen Klubs, die wirtschaftlich besser aufgestellt sind, sei dies natürlich nicht so einfach umzusetzen. Ein Vorsatz sei es auch, das Schwanken zwischen den Extremen abzustellen. Spielte der Klub in der vergangenen Saison bis zum Herbst noch um den Aufstieg und war sogar Tabellenführer, brach das Team danach komplett ein und schaffte erst ganz spät den Klassenerhalt. "Die Ausschläge dürfen nicht so groß sein", so Minge.
Dass er am 12. Mai über seine neue Aufgabe an der Saale philosophieren würde, war für Minge vor "zwei, drei Monaten" noch nicht denkbar. Doch aus einem allgemeinen Austausch vor sechs Wochen am Telefon mit Rauschenbach über den HFC und viele andere Themen sei mehr geworden. "Wir hatten spannende Gespräche und das hat dazu geführt, dass wir sehr schnell und sehr klar zusammengekommen sind", verriet Rauschenbach. Nach einem weiteren Austausch habe Minge ein "scheiß gutes Gefühl" gehabt. "Ich hätte die zwei, drei Tage Bedenkzeit gar nicht gebraucht, habe sie mir aber gegeben." An seiner Entscheidung änderte sich jedoch nichts mehr, weshalb der Ex-Profi, der sich auch eine Wohnung in Halle mieten wird, einen Vertrag bis Sommer 2023 unterschrieb.
Viel Zeit für sich genommen
In seiner knapp einjährigen Auszeit seit seinem Aus als Geschäftsführer Sport bei Dynamo Dresden im vergangenen Sommer nahm sich Minge viel Zeit für sich und die Familie. "Ich war auf dem Jakobsweg. Mit mir allein. Das war nicht einfach", berichtete er. Doch die Zeit nur mit sich und seinen Gedanken, weg von der Hektik des Alltags im Fußballgeschäft sei "Gold wert gewesen". Auch die fünf Enkel sahen ihren Opa in den vergangenen Monaten viel öfter. Nun wird die Familie wieder etwas kürzer kommen, Minge kündigte an: "Wenn Minge kommt, dann bekommen ihr auch Minge." Wenn es nötig sei, wolle er sieben Tage die Woche für den Verein im Einsatz sein. Seine erste Aufgabe: Die Beantwortung der Trainerfrage. Schließlich wird von dieser Personalie nicht unwesentlich abhängen, ob die von Minge ausgerufenen Ziele umgesetzt werden können.