Dynamo: Hätten die Krawalle verhindert werden können?
Es waren erschreckende Bilder, die es am Sonntag nach dem Aufstieg von Dynamo Dresden gab. Die Krawalle, bei denen über 200 Personen verletzt worden sind, haben die Zweitliga-Rückkehr der Sachsen überschattet. Doch hätten die Ausschreitungen verhindert werden können?
Fan-Ansammlung war erwartbar
Keine Frage: Die Gewaltexzesse nach Spielende sind – wie es auch Dynamo formulierte – "auf das Schärfste" zu verurteilen. Mit Flaschen, Pyrotechnik und anderen Gegenständen auf Menschen zu werfen, hat mit Fankultur nichts zu tun – ganz egal, ob man sich vom Auftreten der Einsatzkräfte provoziert fühlte. Auch dass die Polizei das Stadion komplett abgeriegelt hatte, ist kein Grund dafür, derart über die Stränge zu schlagen. Dafür gibt es keine Entschuldigung.
Gleichwohl stellt sich im Nachhinein die Frage: War das Konzept von Verein, Stadt und Polizei das richtige? War es nötig, aus dem direkten Stadionumfeld ein Fort Knox zu machen? Dass im Hinblick auf die nach wie vor anhaltende Corona-Pandemie größere Versammlungen vermieden werden müssen, leuchtet ein. Dass die Fans aller Appelle zum Trotz dennoch zum Stadion kommen würden, um den Aufstieg zu feiern, war lange abzusehen und dürfte auch niemanden überrascht haben. Wie viele Fans sich während des Spiels im Stadionumfeld aufhielten, darüber gibt es verschiedene Angaben – einige tausend waren es aber auf jeden Fall. Und das, obwohl keine Aussicht darauf bestand, das Spiel oder wenigstens die Mannschaft zu sehen. "Das hätte man irgendwie anders organisieren müssen", meinte auch Trainer Alexander Schmidt. Hätte eine große, aber kontrollierte Feier mit klaren Regeln die Ausschreitungen womöglich verhindert?
Fans im Stadion = bessere Kontrolle
Genau diesen Weg will Hansa Rostock am Samstag beim Aufstiegsspiel gegen den VfB Lübeck gehen, wenn 7.500 Fans ins Ostseestadion kommen dürfen – die Idee dahinter: "Es geht darum, mögliche Fanmassen vor dem Stadiongelände mit in das Stadion zu nehmen. Hier versprechen wir uns eine gezielte und bessere Lenkung von Zuschauerströmen", erklärt Harry Glawe als stellvertretender Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern. Ein weiterer Vorteil: Alle Personen wären getestet und namentlich erfasst. Gleichzeitig könnte die Alkoholisierung gesteuert werden, da es im Stadion keinen Ausschank geben wird.
Wäre ein Spiel vor Zuschauern nicht auch eine Lösung für Dresden gewesen? In einem Stadion mit 30.000 Plätzen wäre es wohl kein Problem gewesen, bis zu 10.000 Fans unter Wahrung der Corona-Regeln unterzubringen – das hat sich schon zu Saisonbeginn gezeigt, als gleich zweimal 10.000 Zuschauer kommen durften. Zwar liegt der aktuelle Inzidenzwert in Dresden (67) über dem vom Saisonstart (etwa 30), im Vergleich zu Rostock (54) sind die Zahlen aber nur minimal höher. Natürlich kann es auch mit Fans im Stadion zu unschönen Szenen kommen (etwa bei einem unkontrollierten Platzsturm nach Spielende), und ob das Konzept in Rostock funktioniert, muss sich ebenfalls noch zeigen. Doch klar ist: Die Kontrolle über die Fanmassen ist in jedem Fall größer, wenn die Anhänger im Stadion sind – nicht zuletzt mit Blick auf die Einhaltung der Corona-Regeln. "Es wurden Fehler gemacht – und zwar auf allen Seiten", schrieb Dynamo in seiner Stellungnahme. Inwiefern es ein Fehler da, die Fans trotz der Corona-Lage nicht ins Stadion zu lassen, wird nun aufgearbeitet werden müssen.