Duisburg und das (Un-)Wort des Monats: Chancenverwertung
Mit einer 1:2-Niederlage nach Verlängerung musste sich der MSV Duisburg in der ersten Pokalrunde gegen Union Berlin geschlagen geben. Auf dem Papier war der Zweitligist selbstverständlich der Favorit, konnte dieser Rolle aber während der Partie gegen den ligatieferen Konkurrenten selten gerecht werden. Erst ein Eigentor-Hammer von Fabian Schnellhardt brachte die Hauptstädter letztendlich auf die Siegesstraße.
Statistik sprach für Union
In 17 Aufeinandertreffen der beiden Mannschaften ging Union Berlin achtmal als Sieger hervor – den Sieg in der Schauinsland-Reisen-Arena noch hinzugerechnet haben die Eisernen somit fünfzig Prozent aller Spieler gegen den MSV Duisburg für sich entscheiden können. Dennoch lag es gestern zum Teil nicht an der eigenen Leistung, sondern viel mehr am Unvermögen der Meidericher. Wieder scheiterte die Elf von Ilia Gruev mehr oder weniger an sich selbst, hatte man sich doch gerade in der ersten Halbzeit ein großes Chancenplus erspielt. Aber wie es in letzter Zeit häufiger zu bemängeln war, ging der Ball mal wieder nicht im richtigen Moment über die Linie. Besonders Simon Brandstetter rückt nach der Pokalpleite in den Fokus der Fans, denn der 26-Jährige setzte kurz vor Schluss einen aussichtsreichen Kopfball neben das Tor von Union-Keeper Jakob Busk. Gleichzeitig war diese vergebene Chance der Schlusspunkt einer Reihe von Möglichkeiten, welche die Zebraherde nicht für sich zu nutzen wusste. Union Berlin entwickelte gleichzeitig kaum Torgefahr, hielt mit 60% Ballbesitz die Kugel aber weitesgehend in den eigenen Reihen. Erst nach dem Führungstreffer durch Collin Quaner in der 62. Minute holte sich der Favorit Selbstvertrauen und es entwickelte sich eine offene Partie.
Doppelter "Brandy" vergibt
Wie schon angesprochen, hatte Simon Brandstetter, der vom Meidericher Anhang liebevoll "Brandy" genannt wird, in der 119. Minute die große Chance auf den erneuten Ausgleich. Dazu wäre es beinahe gar nicht erst gekommen, denn der "echte" Sören Brandy auf Seiten von Union Berlin hätte die Partie schon in der letzten Minute der regulären Spielzeit entscheiden können. Der ehemalige MSV-Angreifer nutzte nach einem langen Ball den Vorteil aus, dass die Duisburger Abwehrreihen zu weit aufgerückt waren – doch der ohnehin seit Wochen stark aufspielende Torwart Mark Flekken hielt seine Jungs im Rennen. Dieses wurde auf kuriose Art dann durch Fabian Schnellhardt entschieden. Der Mittelfeldregisseur der Blau-Weißen knallte den Ball nach einer Ecke zwar über die Linie, bezwang damit allerdings nur seinen eigenen Torhüter. Ein bitteres Ende für eine hoffnungsvolle Pokalpartie, aus der die Meidericher nun ihre Lehren ziehen müssen – Stichwort: Chancenverwertung. "Es war mehr möglich, aber im Endeffekt waren wir nicht konsequent genug", lautete dementsprechend auch die Analyse von Cheftrainer Ilia Gruev nach dem Spiel. Diesen Satz spricht der 46-Jährige nicht zum ersten Mal in dieser Saison aus, doch die Elf von der Wedau hat noch keine optimale Lösung für dieses Problem gefunden. Die offensive Spielweise und die zahlreichen Torchancen begeistern die Fans dennoch, zugleich ist man sich unter den Fans einig – sollte der MSV weiter einen solch attraktiven Fußball spielen, dann wird sich die Mannschaft früher oder später auch dafür belohnen. Erst dann muss auch Gruev das (Un-)Wort "Chancenverwertung" nicht mehr in den Mund nehmen – und kann sich stattdessen über seine inzwischen deutlich erkennbare Handschrift im MSV-Spiel freuen.