Drittliga-Kandidaten #3: Brüllen die Löwen bald in der 3. Liga?

Am 24. Mai sowie drei Tage darauf zählt es: Ein letztes Mal spielen sechs Regionalligisten drei Aufsteiger in die 3. Liga aus, ehe die Regelung im Folgejahr angepasst wird. Mit dabei sind diverse große Namen, die viel Tradition und jede Menge Fans mitbringen. Im dritten Teil schauen wir auf die Münchner Löwen. Sie brüllen wieder – bald auch in der 3. Liga?

Die jüngere Vergangenheit

Das ist mehr als kurios, das ist einmalig: Obgleich 1860 München aus der 2. Bundesliga kam und nun in der Regionalliga Bayern auf den Aufstieg schielt, war der Verein bislang nie in der eingleisigen 3. Liga unterwegs. Der schleichende Niedergang begann schon zu Bundesliga-Zeiten, als die Sechziger den falschen Leuten in der Vereinsführung vertrauten – 2006 waren die Löwen beinahe pleite, ausgerechnet der große Nachbar FC Bayern half mit dem Kauf der Stadionanteile aus. Bis 2011 stagnierte der Verein auf niedrigem Niveau in der 2. Bundesliga, dann stieg ein damals unbekannter jordanischer Investor groß ein: Hasan Ismaik.

Er wollte ein Stadion mit Löwenkäfig bauen und 1860 München auf international bekanntes Niveau hieven. Es entstand umso mehr Chaos, diverse Trainer kamen und gingen über die Jahre. Als die Sechziger schließlich im Mai 2017 mit dem mindestens drittteuersten Kader der Liga in der Abstiegsrelegation Jahn Regensburg unterlagen, war zwischen der Spitze des eingetragenen Vereins und Hasan Ismaik auf Seite der Kapitalgesellschaft nach vielen Machtkämpfen Funkstille. Die notwendigen Finanzmittel für eine Zulassung zur 3. Liga wurden von niemandem hinterlegt, Sechzig ging in die Regionalliga. Dort spielen die Bayern wieder in "ihrer" Heimat, dem Stadion an der Grünwalder Straße, der Mietvertrag mit den Betreibern der Allianz Arena – dem FC Bayern – wurde gekündigt. Und erlangten in ihrer ersten Spielzeit auf Amateurebene sogleich souverän die Meisterschaft.

Der Kader

Dass 1860 München kein ganz normaler Regionalligist werden würde, zeigte sich im vergangenen Sommer schnell. Trainer Daniel Bierofka konnte auf weite Teile der zweiten Mannschaft zählen, die selbst bis 2017 noch in der Regionalliga Bayern gekickt hatte, Zweiter geworden war – und dann zwangsabsteigen musste. Wenige Spieler aus dem Zweitliga-Kader blieben als Führungsspieler: Sascha Mölders etwa, der mit dem FC Augsburg einst erstklassig spielte und nun auf 19 Tore sowie 14 Vorlagen kommt. Auch Nico Karger und Jan Mauersberger hielten den Löwen die Treue.

Bierofka selbst ist Verfechter eines aggressiven 4-3-3-Systems, er will attraktiven Offensivfußball zeigen. Das gelang dem TSV 1860 vor allem dank eines kongenialen Trios, das neben Mölders aus Karger (14 Tore) und Markus Ziereis (13 Tore), einem Neuzugang von Jahn Regensburg, besteht. Daniel Wein, Philipp Steinhart und Michael Görlitz dürften ebenfalls noch einem größeren Publikum bekannt sein; gerade Görlitz mit seiner gewaltigen Zweitliga-Erfahrung bleibt bislang aber doch hinter den Erwartungen zurück.

Die Unterstützung der Fans

Wir werden nie im Genauen wissen, wie hoch der Zuschauerschnitt von 1860 München in der Regionalliga Bayern gewesen wäre. Das altehrwürdige Stadion an der Grünwalder Straße fasst aufgrund diverser Einschränkungen in puncto Sicherheit nun einmal lediglich 12.500 Zuschauer – und die waren mit einer Ausnahme in jedem der 18 Heimspiele in der Regionalliga dabei. Es ist schier unglaublich, auf was für eine Rückendeckung der Verein nach all seinen Eskapaden, nach all seinen Misserfolgen noch setzen kann.

Seit Investor Ismaik nur noch eine stille Hintergrundfigur ist, haben viele Anhänger ihren Sechzigern verziehen. Fraglos, dass das Relegationsspiel gegen den 1. FC Saarbrücken ebenfalls ausverkauft ist. Und dass 1860 München in der 3. Liga seinen Heimzuschauer-Bereich wieder zu 100 Prozent auslasten würde. Vielleicht würden doppelt oder gar dreimal so viele Fans kommen, wenn man sie nur ließe. Das Potenzial ist gigantisch.

Der Gegner: 1. FC Saarbrücken

Glücklich war man in München mit der Auslosung der Aufstiegsspiele nicht. Lieber hätten die Löwen eine kleine Weltreise nach Flensburg oder Hamburg unternommen, vielleicht auch in Cottbus oder Uerdingen gespielt. Der 1. FC Saarbrücken braucht sich vor den Sechzigern mit seinem Kader gewiss nicht zu verstecken, er ist in der Breite besser und punktuell mindestens gleichwertig besetzt. Auch das Selbstvertrauen wird beim ebenso spielerisch in die Relegation gezogenen FCS ähnlich groß sein. Alles andere als 180 hart umkämpfte Minuten, womöglich mit Verlängerung, würden doch sehr überraschen.

Zu seinen Gunsten nutzen sollte 1860 München das Auswärtsspiel in Völklingen, in dem die Blauen vorlegen können. Weil das Stadion in Saarbrücken gravierend umgebaut wird, spielen die Südwestdeutschen wie bereits während der gesamten Spielzeit im Hermann-Neuberger-Stadion – einer kleinen, aber weitläufigen Spielstätte. Im Gegensatz zur zweiten Partie an der Grünwalder Straße wird das Hinspiel eher nicht in einem "Hexenkessel" ausgetragen. Vorteil Sechzig! Und seien wir ehrlich: Die 3. Liga würde von einem derartigen Magneten, ob nach Besuchern oder rein medial, nur profitieren können.

 

   
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