Drittliga-Kandidaten #2: Saarbrücken strebt Rückkehr an
Am 24. Mai sowie drei Tage darauf zählt es: Ein letztes Mal spielen sechs Regionalligisten drei Aufsteiger in die 3. Liga aus, ehe die Regelung im Folgejahr angepasst wird. Mit dabei sind diverse große Namen, die viel Tradition und jede Menge Fans mitbringen. Im zweiten Teil unserer Serie stellen wir den 1. FC Saarbrücken vor. Er will nach vier Jahren Abstinenz mit aller Macht zurück auf die nationale Bühne.
Die jüngere Vergangenheit
Der Absturz in die Viertklassigkeit traf den 1. FC Saarbrücken im Frühsommer 2014 schwer. Er hatte sich zuvor einige Jahre in der 3. Liga etabliert, war ein grundsolider Verein geworden – 2013/2014 wollte von Anfang an nichts zusammenlaufen, enge Spiele verliefen oft zu Ungunsten des FCS. Die erhoffte starke Rückrunde blieb aus, sodass die Saarländer zwei Spieltage vor dem Saisonende mit fliegenden Fahnen untergingen: Ein 1:5 bei Aufsteiger RB Leipzig bedeutete den sicheren Abstieg.
Saarbrücken akklimatisierte sich fix in der Südwest-Staffel, schaffte schon 2015 als Zweiter den Sprung in die Aufstiegsrelegation. Dort unterlag der Club den Würzburger Kickers denkbar knapp im Elfmeterschießen, der direkte Wiederaufstieg war passé und Trainer Fuat Kilic Geschichte. 2015/2016 erwischte der FCS ein schwaches Jahr, trudelte als Siebter mit großem Abstand zu den beiden Bestplatzierten ein. 2016/2017 zog Saarbrücken aufgrund des Umbaus seines Ludwigsparkstadions in das kleinere Hermann-Neuberger-Stadion in Völklingen um, wurde immerhin wieder Dritter. In dieser Saison war schließlich überhaupt kein Vorbeikommen mehr am luxuriös bestückten Saarbrücker Kader, der nur vier Spiele verlor und sich zum souveränen Meister krönte.
Der Kader
Hat der 1. FC Saarbrücken den stärksten Kader aller Regionalligen? Zumindest hat er einen der teuersten, denn bei den Blau-Schwarzen reiht sich ein namhafter Sportler an den nächsten. Bezeichnend war schon vor Saisonbeginn, dass sich mehrere Stammspieler von Rivale SV Elversberg – selbst ein Aufstiegskandidat – dem direkten Konkurrenten Saarbrücken anschlossen, so zum Beispiel Torhüter Daniel Batz, Verteidiger Marco Kehl-Gomez oder Mittelfeldmann Markus Obernosterer. Bekanntester Spieler in der Viererkette ist der zentrale Defensivspieler Marlon Krause, früher bei Holstein Kiel und Großaspach, der aber nicht einmal mehr gesetzt ist.
Noch prominenter wird es ab dem Mittelfeld. Fanol Perdedaj, Manuel Zeitz, Tobias Jänicke und Martin Dausch könnte Trainer Dirk Lottner gemeinsam aufbieten – Namen, die auch auf einen ambitionierten Drittligisten schließen lassen könnten. Gewinner der Saison ist hingegen ein anderer: Markus Mendler, der als linker Flügelspieler acht Tore und 13 Vorlagen beisteuerte. Im Sturm lebt Saarbrücken schließlich von seinem Duo Kevin Behrens (18 Tore/18 Vorlagen) und Patrick Schmidt (19 Tore/5 Vorlagen). Die Krux: Beide werden den Verein in jedem Fall in Richtung 2. Bundesliga verlassen.
Die Unterstützung der Fans
Die Anhängerschaft des FCS ist in vielerlei Hinsicht leidgeprüft. Sie mussten einerseits den sportlichen Niedergang vor einigen Jahren durchmachen und dürfen seit nunmehr zwei Jahren nicht einmal mehr im eigenen Stadion ihre Saarbrücker anfeuern. Das Ludwigsparkstadion wird komplett erneuert, soll ein reines Fußballstadion für bis zu 17.000 Besucher werden. Klingt in der Theorie gut, in der Praxis aber lief schon die Planung drunter und drüber. Das führte dazu, dass die Stadt Anfang 2017 einen Baustopp verhängte – zuvor waren die erwarteten Kosten immer weiter angewachsen. Mittlerweile wird zwar wieder gewerkelt, vor 2020 aber wird im Ludwigspark kein Fußball gespielt werden können. Heißt: Saarbrücken wird weiterhin ausweichen müssen, höchstwahrscheinlich ins ungeliebte Völklingen, ein absolutes Oldschool-Stadion.
Die Fans machen das Beste daraus und hoffen, dass die notwendigen Baumaßnahmen im Sommer ein wenig zur Verbesserung beitragen. Es bleiben aber weite Hintertorkurven, die sich dutzende Meter vom Spielfeld entfernt befinden. Zwar sind es "nur" zwölf Kilometer Anfahrt, doch der Zuschauerschnitt leidet: Nur etwa 3.000 Zuschauer sind zu den Heimspielen des FCS in dieser Spielzeit durchschnittlich gekommen.
Der Gegner: 1860 München
Da hat die Losfee den Beteiligten wohl den nächsten Streich gespielt: So bekommt Südwest-Meister Saarbrücken den wohl schwerstmöglichen Gegner. 1860 München wird sich Ende Mai die Ehre geben – die Löwen sind natürlich selbst auf Mission Wiederaufstieg, nachdem sie 2017 den direkten Weg von der 2. Bundesliga in die Regionalliga Bayern antreten mussten. Spieler wie Sascha Mölders, Timo Gebhart oder Michael Görlitz werten den jungen Kader enorm auf – die Sechziger sind nicht grundlos durch die Bayern-Staffel marschiert und souverän Meister geworden.
Es kann also durchaus passieren, dass es den 1. FC Saarbrücken ähnlich wie Waldhof Mannheim ein zweites Mal erwischt, die Relegation wieder in die Binsen geht. Ob der FCS dann nochmals eine derart prominent besetzte Mannschaft an den Start bringen könnte? Schon in diesem Jahr wunderten sich einige, woher diese Saarbrücker das Geld nehmen, einen solchen Kader an den Start zu bringen. Seine Ambitionen hat der Verein damit untermauert. Und sollte er den Aufstieg schaffen, wird er auf Dauer mehr wollen, als "nur" die 3. Liga zu halten.