Die vier Erkenntnisse nach dem Auftakt der Saison

Kaum hat die Saison begonnen, sind die ersten zwei Spieltage auch schon absolviert. Die bisherigen 18 Partien haben dabei vier Erkenntnisse geliefert. 

Erkenntnis 1: Die Fan-Rückkehr tut so gut

Nach neun langen Monaten sind sie endlich wieder da: die Fans in den Stadien. Rund 81.000 Fans waren an den ersten beiden Spieltagen live dabei, darunter auch Gästefans, die erstmals seit eineinhalb Jahren wieder zugelassen waren. 13.644 Zuschauer beim Spiel zwischen dem 1. FC Magdeburg und dem SC Freiburg II bedeuteten die größte Drittliga-Kulisse seit Pandemie-Beginn. "Ich bin froh, dass ich auf dem linken Ohr keinen Hörsturz habe", sagte FCM-Trainer Christian Titz nach der Partie. "Es war schon sehr laut. Das hat uns sehr gut getan." Damit sprach der 50-Jährige ohne Frage allen Beteiligten aus der Seele.

Und auch bei den Fans war die Freude über die Rückkehr ins Stadion riesengroß, nicht wenige dürften eine Gänsehaut bekommen und vielleicht sogar ein paar Tränen verdrückt haben. Dort, wo seit Ende Oktober Totenstille herrschte, donnern nun wieder lautstarke Gesänge, Pfiffe und auch der eine oder andere Schmähgesang durch die Stadien. Zudem liegt dieser besondere Geruch von Bratwurst, Bier, Zigaretten-Qualm und Schweiß in der Luft. Bei Toren wird wieder kollektiv gejubelt, mitunter liegt man völlig fremden Menschen, zumindest aber den eigenen Kumpels, in den Armen – dafür nimmt man auch eine Bierdusche in Kauf. Wie sehr hat all das gefehlt! Was aber überrascht: Trotz der Fan-Rückkehr gab es bislang erst vier Heimsiege. Am zurückliegenden Spieltag konnte nur der SV Meppen (1:0 gegen Kaiserslautern) vor eigenem Publikum gewinnen. Ob das schlicht Zufall, oder die Kulisse doch ungewohnt war, werden die nächsten Wochen zeigen – sofern Zuschauer erlaubt bleiben.

Erkenntnis 2: Favoriten noch auf Formsuche

Trainer, Fans und Buchmacher waren sich im Vorfeld der Saison weitgehend einig: 1860 München, Eintracht Braunschweig, der 1. FC Kaiserslautern und der 1. FC Magdeburg sind die Favoriten auf den Aufstieg. Während der FCM und 1860 diesem Anspruch mit vier Punkten aus zwei Partien bislang durchaus gerecht wurden, sind Braunschweig und Kaiserslautern noch auf Formsuche. Beide Klubs holten bislang erst einen Zähler und sind zudem noch torlos. Nachdem das direkte Duell am 1. Spieltag 0:0 endete, kassierte die Eintracht am Sonntag eine herbe 0:4-Pleite gegen Aufsteiger Viktoria Berlin und bekam schon im zweiten Spiel der Saison den Frust der Fans zu spüren.

Auch bei den Anhängern des FCK ist die leichte Euphorie nach der 0:1-Niederlage in Meppen, bei der Kaiserslautern in alte Muster zurückfiel, schon wieder verflogen. Die Würzburger Kickers, in der letzten Saison noch Zweitligist, erwischten ebenfalls einen Fehlstart und finden sich mit null Punkten und null Toren auf dem letzten Tabellenplatz wieder. Klar ist aber: Nach zwei Spieltagen ist es noch viel zu früh, um in Panik zu verfallen.

Erkenntnis 3: Aufsteiger kein Kanonenfutter

Für gewöhnlich sind U23-Teams Wundertüten, weil man nie genau einschätzen kann, inwiefern Profis aus dem Bundesliga-Kader bei der U23 aushelfen oder Stammspieler der zweiten Mannschaft nach oben gezogen werden. Nach zwei Spieltagen lässt sich aber festhalten: Kanonenfutter sind Borussia Dortmund II und der SC Freiburg II nicht. Trotz Rückstand und Unterzahl gewann der BVB am 1. Spieltag in Zwickau und holte gegen Mannheim einen Punkt. Freiburg trotzte mit dem SV Wehen Wiesbaden und dem 1. FC Magdeburg zwei nominellen Topteams und spielte jeweils 0:0. Im Duell mit dem FCM ragte vor allem Torhüter Niklas Sauter heraus, der bei seinem Profi-Debüt mehrfach glänzend parierte und sogar einen Elfmeter, den er zuvor verursachte hatte, abwehrte.

Auch Viktoria Berlin hat unter Beweis gestellt, dass man den Aufsteiger besser nicht unterschätzen sollte. Als bislang einziges Team weisen die Himmelblauen die volle Punkteausbeute auf und stehen mit 6:1 Toren an der Tabellenspitze. Vor allem der deutliche 4:0-Erfolg in Braunschweig hinterließ mächtig Eindruck, wenngleich Trainer Benedetto Muzzicato nach dem Kantersieg darum bemüht war, die Bodenhaftung zu wahren. In der Tat ist die Tabellenführung nur eine Momentaufnahme, doch der Berliner haben gezeigt, dass sie im Kampf um den Klassenerhalt gute Chancen besitzen.

Erkenntnis 4: Corona bleibt ein Thema

Auch wenn die teils gut gefüllten Stadien an die Zeit vor Corona erinnerten, bleibt die Pandemie weiterhin ein Thema. Schon zwei Partien mussten deshalb abgesagt werden, nachdem insgesamt vier Spieler des MSV Duisburg positiv getestet worden waren und der Großteil des Kaders in Quarantäne musste. Mit den fortschreitenden Impfungen innerhalb der Teams wird es in dieser Saison zwar wohl deutlich weniger Spielausfälle geben als in der letzten Serie, allerdings ist nach wie vor Umsicht bei allen Beteiligten gefordert. Die Corona-Schutzmaßnahmen zu vernachlässigen, wie es laut Trainer Pavel Dotchev beim MSV Duisburg der Fall war, könnte weitreichende Folgen haben. Auch die Fans in den Stadien tun gut getan, die örtlichen Hygieneregeln zu befolgen.

Dass die Corona-Pandemie noch nicht überstanden ist, zeigt sich derzeit auch an den wieder steigenden Infektionszahlen. Und somit ist ungewiss, ob die Stadien in den nächsten Wochen so gut gefüllt sein werden, wie es an den ersten beiden Spieltagen erlaubt war. Bei den Vereinen, die auf die Ticket-Einnahmen dringend angewiesen sind, herrscht jedenfalls große Unsicherheit. Klar ist aber: Da Corona noch für einige Zeit präsent sein wird, muss ein Weg gefunden werden, mit der Atemwegserkrankung auf Dauer zu leben.

   

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