Die spannendsten Saisonfinals der Drittliga-Geschichte

Ihrem Ruf als die ausgeglichenste Spielklasse Deutschlands macht die 3. Liga in der Saison 2018/19 einmal mehr alle Ehre. Vor den letzten drei Spieltagen blickt liga3-online.de auf die spannendsten Saisonfinals der Drittliga-Geschichte.

Saison 2008/09: 50.000 Düsseldorfer feiern eine "Schlanke"

In der Hauptstadt durfte Union Berlin bereits vorab die Sektkorken knallen lassen. Die große Frage zum Saisonfinale: Wer folgt den Eisernen in die 2. Liga? In der Verlosung: Fortuna Düsseldorf (2.), der SC Paderborn (3.) und die SpVgg Unterhaching (4.) – allesamt jeweils einen Punkt auseinander! Besonders in Düsseldorf, die Stadt mit der längsten Theke der Welt, kannte die Euphorie keine Grenzen. Über 50.000 Fortuna-Fans strömten zum letzten Heimspiel gegen die abstiegsbedrohte U23 des SV Werder Bremen in die Arena. Was Mittelfeld-Regisseur Marco Christ vor der Drittliga-Rekordkulisse in der zwölften Minute eigentlich vorhatte, darüber rätselt so mancher Fortune noch immer.

"Der Ball war als Flanke gedacht, aber als er in der Luft war, wusste ich, dass er reingehen kann“, beschrieb der Aufstiegsheld. Ein Treffer, der später schließlich als "Schlanke" (halb Schuss, halb Flanke) in die Vereinsgeschichte des heutigen Bundesligisten einging. Herbstmeister Paderborn musste sich nach einem 3:0 bei den Stuttgarter Kickers mit der Relegation begnügen. Der 2:1-Heimsieg über den VfR Aalen nützte den viertplatzierten Hachingern nichts mehr. Über die Schützenhilfe gegen den direkten Konkurrenten freuten sich jedoch Carl Zeiss Jena und die Bremer, die auf den Plätzen 16 und 17 ins Ziel kamen.

Saison 2012/13: Party und Tränen unter westfälischen Rivalen

Himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt! Diese beiden Extremen spielten sich nach dem Drittliga-Saisonfinale 2012/13 auf gerade einmal 47 Kilometern Luftlinie ab. Hier der VfL Osnabrück mit Interimstrainer Alexander Ukrow, der die Lila-Weißen durch den Patzer des 1. FC Heidenheim (0:0 gegen Kickers Offenbach) noch auf den Relegationsplatz führte. Auf der anderen Seite der westfälische Rivale Preußen Münster in der Rolle des großen Verlierers.

Ein 4:1 gegen den SV Babelsberg und am Ende 72 Zähler reichten den Adlerträgern nicht für die Relegation. Doppelt bitter: In allen anderen neun Spielzeiten wäre der SCP mit dieser Punktzahl in den Top 3 gewesen. Im Abstiegskampf konnten die Stuttgarter Kickers den SV Darmstadt 98 – vor dem 38. Spieltag trennten beide Teams nur zwei Punkte – durch ein 1:1 hinter sich lassen. Anders als für Münster gab es für die sportlich abgestiegenen Lilien ein Happy End. Der hessische Nachbar Offenbach musste wegen Lizenzproblemen absteigen und Darmstadt blieb drin.

Saison 2015/16: Der Alf-Wahnsinn von Wiesbaden

Aus welcher Feder das Drehbuch für diesen Abstiegskrimi stammt, ist nicht überliefert. Ein Hollywood-Regisseur hätte sicher seine wahre Freude am 38. Spieltag der Saison 2015/16 gehabt. In den Hauptrollen: Energie Cottbus mit Claus-Dieter Wollitz, die künftigen Bundesliga-Stars aus Bremen sowie Wehen Wiesbaden und Alf! Gemeint ist jedoch nicht der Außerirdische aus der gleichnamigen TV-Sendung, sondern Alf Mintzel.

Zur Halbzeit lag der als Tabellenvorletzte in den Spieltag gegangene SVWW gegen den VfB Stuttgart II 1:0 vorne. So setzten sich die Hessen in der Tabelle vor Cottbus (0:0 gegen Mainz II), standen aber wegen der schlechteren Tordifferenz hinter Bremen II (2:0 in Aalen) und einen Zähler hinter den Stuttgarter Kickers, die gegen Chemnitz ein 0:0 hielten. In der zweiten Halbzeit überschlugen sich die Ereignisse auf allen Plätzen mehrfach. In der Lausitz feierte man durch einen Doppelpack von Richard Sukuta-Pasu zum 2:1 die vermeintliche Rettung. Bis zur 90. Minute fielen jedoch noch drei Treffer in den besagten Partien: Mainz drehte das Spiel in Cottbus, während Drittliga-Rekordtorschütze Anton Fink (Chemnitz) die Stuttgarter Kickers schockte.

Es hätte für die Kickers durch die mehr erzielten Treffer gegenüber Wehen Wiesbaden (beide 43 Punkte und eine Tordifferenz von -14) noch immer für den Klassenerhalt gereicht. Dann aber schlug die Stunde von Alf Mintzel. Der Mann, der nach Osnabrücks Tim Danneberg (331 Einsätze) die meisten Spiele in der 3. Liga absolviert hat (322), setzte in der letzten Minute der Nachspielzeit mit seinem schwächeren rechten Fuß zum Schuss an. Durch die Beine von VfB-Keeper Niklas Bolten schlug der Ball im Tor ein – 3:1! Wiesbaden war in letzter Sekunde gerettet, die Kickers mussten in die Regionalliga. "Heute feiere ich, bis ich nicht mehr stehen kann“, gab der (irdische) Alf nach dem Spiel zu Protokoll.

   
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