Kaderplanung des KFC: Große Namen, aber auch ein Favorit?

Mit seinen bisherigen Transfers hat der KFC Uerdingen in der 3. Liga durchaus für Aufsehen gesorgt. Mehrere erfahrene Profis aus der 2. Bundesliga, die für viele Drittligisten kaum zu bezahlen gewesen wären, haben sich den Rheinländern angeschlossen. Ist dieser Kader schon reif für den Durchmarsch?
Spieler mit Zweitliga-Erfahrung
Eins steht schon vier Wochen vor dem ersten Spieltag der 3. Liga fest: Der KFC Uerdingen wird der am prominentesten besetzte Aufsteiger in diese Spielklasse seit RB Leipzig anno 2013 sein. Die Ambitionen beider Clubs sind nicht wirklich miteinander zu vergleichen, das Mittel der Wahl aber augenscheinlich ähnlich: Ein gutes Gehalt überzeugte schon so manchen, der ohne Probleme in der 2. Bundesliga eine Anstellung gefunden hätte, sich doch den Uerdingern um Mäzen Mikhail Ponomarev anzuschließen. Manuel Konrad beispielsweise, der jahrelang beim FSV Frankfurt und danach bei Dynamo Dresden aktiv war – oft als Stammspieler. Oder Dennis Daube, der beim FC St. Pauli noch heute bestens bekannt ist, die vergangenen drei Jahre aber bei Union Berlin eher erfolglos verbrachte. Zusammen mit der bereits bestehenden individuellen Qualität ist der KFC nominell ein Gigant, obgleich er so lange von der Bildfläche verschwunden war.
Massive Verstärkungen in der Mittelfeldzentrale
Hervorzuheben ist das Zentrum um die angesprochenen Daube und Konrad. Sie müssen sich sofort als Stammspieler etablieren, alles andere wäre allein beim zu erwartenden Blick auf die monatlichen Kontoauszüge kaum zu vertreten. Diejenigen, die ihre Sache im zentralen respektive defensiven Mittelfeld bislang sehr ordentlich erledigt hatten – der KFC stellte während der Aufstiegssaison phasenweise eine echte Beton-Defensive, ließ kaum eine gegnerische Chance zu – sehen sich nun einem enormen Konkurrenzkampf mit schlechten Chancen ausgesetzt. Tanju Öztürk, Kai Schwertfeger sowie der offensiver ausgerichtete, im Saisonverlauf stark verbesserte Connor Krempicki könnten in die Röhre schauen. Dennoch: Dort war Uerdingen bislang quantitativ nicht ausreichend besetzt. Die Verpflichtungen machen also Sinn, zumal mit Khalil Mohammad vom SC Wiedenbrück auch ein Akteur mit Potenzial dazu stößt, der dahin geht, wo es sprichwörtlich wehtut.
Qualität auf dem Flügel wird größer
Eine weitere Position, auf der die Elf von Stefan Krämer künftig deutlich flexibler besetzt sein wird, ist die der Außenstürmer. Denn so stark der Aufsteiger nach Standards war, so gut er durch die Mitte heraus kombinierte – manches Mal fehlte es ihm etwas an Spritzigkeit über die Flügel, auch wenn Johannes Dörfler im Relegationsspiel gegen Waldhof Mannheim einen beeindruckenden Sprint zur Torvorlage von Maximilian Beister hinlegte. Er wird es künftig nicht leichter haben, bekommt er doch Stefan Aigner vor die Nase gesetzt: einen bundesliga- und MLS-erfahrenen, offensiv versiblen Spieler, der in allen Belangen hervorragende Qualitäten für die 3. Liga mitbringt. Dazu kommt Ali Ibrahimaj, der sich nach tollen Spielen bei Waldhof Mannheim und dem Wechsel zum SV Sandhausen im Vorjahr dort nicht durchsetzen konnte. Sein Potenzial ist dennoch unbestritten. Auf links wird Maurice Litka vom FC St. Pauli Oguzhan Kefkir fordern – auch Litka kommt mit Stammspieler-Ansprüchen.
Vertraute Kräfte in der Defensive
Vertraut bleiben die Positionen in der Spitze und in der Viererkette. Stellen, die der KFC Uerdingen schon in der Viertklassigkeit stark besetzte: Im Sturm blüht der so lange abgetauchte Maximilian Beister wieder auf, Lucas Musculus ist dahinter ein gleichwertiger Ersatz und selbst der dritte Mann im Bunde, Marcel Reichwein, ist durch zahlreiche Stationen in der 2. Liga sowie 3. Liga bekannt. In der Innenverteidigung setzt Krämer mit Mario Erb auf eine bekannte Kraft aus Erfurter Zeiten, neben ihm liefert sich wahrscheinlich Christopher Schorch ein Duell mit Robert Müller, Neuverpflichtung aus Aalen. Die Außenverteidiger weisen ebenfalls eine Menge Erfahrung auf: Christian Dorda (ehemals Hansa) und Alexander Bittroff (Cottbus, Chemnitz) ist die neue Spielklasse nicht fremd. Torhüter Rene Vollath (Karlsruher SC) übrigens auch nicht.
Ein sehr erfahrenes und abgezocktes Team
Der KFC Uerdingen ist kein ganz normaler Aufsteiger, dafür muss man nur einen halbwegs präzisen Blick auf seinen Kader werfen. Die Erfahrung ist in allen Mannschaftsteilen größer als die so manch etablierter künftiger Kontrahenten. Das Team wird ein abgezocktes sein, das sich nicht schnell aus der Ruhe bringen lässt und mit kritischen Situationen umgehen kann. Fraglich ist nach den vergangenen Wochen und allen voran dem Hin und Her um die Zulassung noch, wie groß der Faktor Mikhail Ponomarev werden wird. Hält er sich dezent im Hintergrund, spült aber weiterhin regelmäßig frisches Geld in den Verein, ist eine starke Platzierung gewiss möglich. Allerdings ist das Weiterentwicklungspotenzial des Kaders, so wie er jetzt zusammengestellt, begrenzt. Die stärkste Mannschaft weist ein hohes Durchschnittsalter auf. Einige Drittligisten werden sportlich auf diesen KFC aufholen, während die Rheinländer sich auf Sicht ein wenig umstrukturieren müssen. Für das erste Jahr in der 3. Liga genügt diese Mannschaft aber problemlos allen Ansprüchen.