Die Gewinner und Verlierer des Jahres-Auftakts
Fünf Spieltage wurden im Jahr 2019 bislang absolviert, es wird Zeit für ein erstes Zwischenfazit. Wer hat zu Beginn des neuen Jahres überzeugt, bei wem haben die Wintertransfers gezündet? Und wer hinkt seinen Ansprüchen deutlich hinterher und hat in der Tabelle bereits an Boden verloren? Wir haben vier Gewinner und Verlierer gefunden.
[box type="info" size="large"]Gewinner[/box]
Mit zehn Punkten aus fünf Spielen hat der VfL Osnabrück einen völlig akzeptablen bis überzeugenden Start ins neue Fußballjahr geliefert. Die Offensive hält sich mit fünf erzielten Treffern zwar noch zurück, das reicht aufgrund der Schwächen der Konkurrenz aber, um den Vorsprung auf den ersten Nichtaufstiegsrang bisweilen sogar auf neun (!) Punkte auszubauen. Königstransfer des Winters ist dabei sogar ein Stürmer: Benjamin Girth, Leihgabe aus Kiel, sorgte mit drei Toren im Alleingang für die ersten sechs Punkte nach Silvester. Seitdem wartet er zwar auf einen Treffer, zuletzt halfen gegen Halle aber die Mannschaftskameraden aus.
Der SV Meppen macht wieder Laune, und Spaß obendrein! Das denken sich zumindest die Fans aus dem Emsland, denn die werden von ihren Jungs auf dem Rasen in diesen Wochen so richtig verwöhnt. Ob Spielwendungen in letzter Minute, hochverdiente Siege oder Traumtore, wenn eine Partie mal auf der Kippe steht – das Portfolio, das die Mannschaft von Trainer Christian Neidhart aktuell auffährt, ist voller Pointen und Tücken für die Gegner. Der Lohn ist der Sprung aus der tiefsten Abstiegszone bis in die obere Tabellenhälfte. Unter anderem, weil sich die Herbst- und Wintertransfers Nick Proschwitz (neun Tore in 14 Spielen), Marcus Piossek und René Guder als richtig gute Griffe entpuppen.
Trotz der überraschenden 0:2-Heimniederlage gegen Würzburg, die mit 12 Punkte aus fünf Spielen ebenfalls einen guten Start hinlegten, ist der SV Wehen Wiesbaden, der zuvor mit vier Siegen aus vier Spielen gestartet war, eindeutig in der Gewinner-Kategorie anzusiedeln. Schließlich war er es, der als einziger Klub Kapital schlagen konnte aus der kollektiven Schwächephase der Konkurrenz – sei es Karlsruhe, Uerdingen oder auch Unterhaching. Die Mittel scheinen ähnlich zu sein wie vergangenes Jahr: Offensive top, Verteidigung flop. Es ist ein spektakulärer Mix, der sich im Torverhältnis von 47:35 Treffern widerspiegelt. Und im Fokus von allem steht ein 20-Jähriger: Niklas Schmidt, Leihgabe aus Bremen, wird mehr und mehr zum Dreh- und Angelpunkt des SVWW. Vier Tore und neun Vorlagen sprechen eine klare Sprache.
Eintracht Braunschweig war tot. Mausetot. Kurz vor der Winterpause hatte die Mehrzahl der Fans mit der Saison abgeschlossen, die Regionalliga Nord war die grausige Perspektive, ganz zu schweigen von der finanziellen Machbarkeit mit einem derart schwergewichtigen Umfeld, wie es der Ex-Bundesligist nun einmal hat. Und jetzt? BTSV is back! Und das in einem Tempo, mit dem selbst kühnste Optimisten nicht gerechnet hätten. Vier Siege holte die Eintracht samt Coach André Schubert aus den ersten fünf Partien des Jahres, der große Rückstand ist fast komplett aufgeholt. Schon am Sonntag, wenn in Jena der nächste Abstiegsgipfel ansteht, könnten die Niedersachsen auf einen Nichtabstiegsplatz springen. So groß das Risiko war, das Braunschweig mit zig Wintertransfers eingegangen ist: Der Erfolg gibt recht, und die Chance auf den Verbleib in der 3. Liga ist größer denn je.
[box type="info" size="large"]Verlierer[/box]
Brennt das Feuer im Meppener Torf exzellent, so geht der Lausitzer Braunkohle aktuell die Energie flöten und das Licht wird schwächer. Vier Spiele, vier Niederlagen, das ist die ernüchternde Bilanz des einst so optimistischen Aufsteigers aus Ostbrandenburg im Jahr 2019. Fünf Punkte groß ist der Rückstand auf den rettenden 16. Platz, trotz eines Nachholspiels in Unterhaching ist das eine gewaltige Bürde für Trainer Claus-Dieter Wollitz. Der will sich von der schwierigen Situation den Mut zwar nicht nehmen lassen und strahlt weiterhin Trotz und Hoffnung zugleich aus – das Pech und Unvermögen von Energie gleicht aber längst dem eines Absteigers. Fraglich, ob Wollitz die Wende zum Positiven noch gelingt. Auch Carl Zeiss Jena steckt nach nur drei Punkten aus den letzten fünf Spielen und einem mageren Tor tief im Abstiegskampf.
Mit teils brillantem Offensivspiel begeisterte Unterhaching vor der Winterpause nicht nur die eigenen Fans, sondern gewann auch die Sympathien so manches Fußballfans quer durch die Republik. 2019 läuft bislang dagegen so gar nicht nach Plan, und das kommt selbst für Experten völlig überraschend: Die SpVgg, die so gefestigt wirkte, hat noch nicht einen Punkt geholt – zwar fielen zwei der fünf Spiele aus und werden bald nachgeholt, dennoch ist die Aufstiegshoffnung damit zunächst verschwunden. Der Rückstand auf Spitzenreiter Osnabrück beträgt etwa 16 Punkte, das ist ein ordentliches Brett. Zumal sich Hachings Gegner immer mehr auf ihre Defensivarbeit konzentrieren und feststellen, den Bayern damit den Zahn ziehen zu können.
Fünf Spiele, null Siege, zwei Punkte: Es läuft nicht beim KFC Uerdingen, der jüngst beim 0:0 gegen Preußen Münster immerhin spielerisch starke Ansätze zeigte – aber das Tor eben nicht traf. Als wäre die bloße Ergebniskrise nicht genug, so zerfleischen sich aktuell Verein und Fans auch noch gegenseitig mit der Diskussion um Sinn und Unsinn eines Protests gegen Montagsspiele. Und über allem thront Chef Mikhail Ponomarev, der das 0:0 gegen Münster als derart gutes Spiel bewertete, dass er nach Abpfiff in der Kabine sagte: "Wenn wir so weiterspielen, steigen wir auf." Damit sich das tatsächlich so zuträgt, müsste die Konkurrenz wohl bis zum Saisonende weiter kriseln – und davon ist kaum auszugehen. Weder die namhaften Wintertransfers noch der Trainerwechsel haben sich in Krefeld bislang ausgezahlt.
Viel zu lange verschloss der VfR Aalen die Augen vor der Realität, begründete späte Spielverluste immer wieder mit mangelndem Glück und hielt immer weiter am jetzigen Ex-Coach Argirios Giannikis fest, bis die Ausweglosigkeit den Ostschwaben über den Kopf wuchs. Nun darf Rico Schmitt die Scherben sprichwörtlich zusammenkehren – in den ersten beiden Spielen gelang ihm das nicht. Ein Punkt gegen Großaspach war zuletzt das Höchste aller Gefühle, war es doch das erste Zählbare für die Tabelle, und doch viel zu wenig. Zehn Punkte beträgt der Rückstand des Letzten, der für das Erreichen der wohl benötigten 45 Zähler für den Klassenerhalt ab sofort im Schnitt zwei Punkte pro Spiel braucht. Eine utopische Vorstellung. Das näherliegende Szenario lautet: In neun von zehn Fällen wird der VfR im Sommer den bitteren Gang in die Regionalliga Südwest antreten müssen.