Die Gewinner und Verlierer der Englischen Woche
In der 3. Liga ging es wieder einmal hoch: Binnen sieben Tagen standen für zahlreiche Vereine drei Spiele an, die Formkurve wurde binnen kurzer Zeit teils auf den Kopf gestellt. Wir haben drei Gewinner und Verlierer der Englischen Woche gesammelt – und sind auf teils überraschende Ergebnisse gestoßen.
Gewinner
Was für eine wilde Wahnsinnswoche beim SV Wehen Wiesbaden! Die Hessen waren nach einem furiosen Saisonstart fast schon auf dem Boden der Tatsachen angekommen – nach 85 Minuten hatte es gegen den Chemnitzer FC vor zehn Tagen noch 0:1 gestanden. Es folgte eine spektakuläre Spielwendung, die mächtig Auftrieb gab. Denn auf den glücklichen 2:1-Sieg folgte ein dreckiges 1:0 bei den Sportfreunden Lotte und ein hochüberzeugendes 5:0 gegen die SG Sonnenhof Großaspach. Werden die Spiele in einen Zusammenhang gebracht, so ergibt sich bereits ein sehr konkretes Stärkeprofil des SVWW, bei dem die Ausgewogenheit ins Auge fällt. 20 Punkte aus zehn Spielen bedeuten einen glatten Schnitt – und ganz nebenbei die Tatsache, dass Wiesbaden ab sofort Teil der Spitzengruppe ist.
Stolze sieben Punkte angelte sich der FSV Zwickau aus den letzten beiden Begegnungen, zehn sind es unter Einbezug der Vorwoche sogar. 2:0 in Münster, 3:1 gegen den FCM, 1:1 in Rostock, 1:0 gegen Bremen II – diese Bilanz kann sich sehen lassen. Auch, weil Zwickau in jedem Spiel mindestens eine Tugend in Perfektion aufzeigte. In Münster kam die Elf von Torsten Ziegner über Zweikämpfe und Kampf, gegen Magdeburg agierte der FSV erstmals auch spielerisch überzeugend. In Rostock, dem schwächsten Auftritt, jubelte Zwickau dank guter Effizienz – einem Merkmal, das sinnbildlich für die Englische Woche steht. Gegen Bremen II war es schließlich die Geduld, die nach 86 Minuten belohnt wurde. Konsequenz ist eine Aufholjagd, die Zwickau vom Schlusslicht bis auf den elften Platz befördert hat. Diese Punkte werden im Abstiegskampf am Saisonende Gold wert sein.
Aufsteiger Unterhaching scheint die Rolle anzunehmen, die dem bayrischen Vorstadtclub Experten schon vor der Spielzeit zugetraut hatten: Sie mischen die Liga fröhlich munter auf. Sechs Punkte sind das Resultat einer verrückten Woche, die mit einer deutlichen 1:4-Pleite gegen Sonnenhof Großaspach begonnen hatte. Unterhaching erging es dort wie dem 1. FC Magdeburg zum Saisonstart – fast jeden Schuss der Gäste musste die SpVgg aus dem eigenen Netz holen. Die Reaktion folgte prompt: Ein 2:0-Auswärtssieg bei Rot-Weiß Erfurt, der erschreckend souverän über die Runden gebracht wurde. Immerhin traf ein Aufsteiger auf den Drittliga-Dino. Das Highlight aber kam zum Abschluss: Das 4:0 über den SV Meppen mit einem Sascha Bigalke in Gala-Form. Es bleibt ein kleines Rätsel, wieso sich Bigalke nie in höheren Klassen durchsetzen konnte – Unterhaching wird in dieser Spielzeit noch viel Freude am kleinen Wirbelwind haben.
Verlierer
Mit einem Punkt geht der VfL Osnabrück aus der Englischen Woche. Damit sind die Lila-Weißen viel schneller als erwartet wieder in der Krise angekommen, die nach zwei Erfolgen in Serie vor einigen Tagen noch abgeschüttelt schien. Das 0:1 gegen Erfurt untermauerte, dass von der einstigen Flutlicht-Macht VfL nicht mehr viel übrig ist. Anschließend zog Osnabrück auch beim Derby in Meppen den Kürzeren, die Niederlage tat richtig weh. Den Vogel abgeschossen hat schließlich das 1:1 gegen die Würzburger Kickers – die Niedersachsen waren ihrem Gegner klar unterlegen, präsentierten sich nicht spielfreudig, sondern verunsichert. Im anstehenden Krisenderby beim SC Preußen Münster, der sich zuletzt ebenfalls nicht mit Ruhm bekleckerte, kann es für Trainer Joe Enochs bereits um den Job gehen. Eine Niederlage im so prestigeträchtigen Spiel darf nicht passieren.
Man habe einen kleinen Durchhänger, heißt es beim VfR Aalen. In der Tat – ein einziger Zähler wurde in drei Spielen eingefahren, und der auch noch ziemlich glücklich: Beim Gastspiel in Münster erzielte Luca Schnellbacher in der dritten Minute der Nachspielzeit den erlösenden Ausgleichstreffer, 1:1 hieß es in Westfalen. Eingerahmt wird das Ergebnis von einer 2:3-Niederlage gegen die Würzburger Kickers und einer 0:1-Pleite gegen den 1. FC Magdeburg. Damit sind die zarten Hoffnungen des VfR, das Verfolgerfeld in der 3. Liga etwas aufmischen zu können, vorerst dahin. Der Rückstand auf die vier besten Mannschaften beträgt aktuell immerhin sieben Punkte.
Auch Preußen Münster hat nur einen Punkt eingefahren – aufmerksame Leser wissen auch, gegen wen. Coach Benno Möhlmann wirkt bisweilen, als wäre er auf einem Karussell der schlechten Ereignisse gefangen. Erschreckend, dass die Münsteraner den Ausfall ihres Kapitäns Adriano Grimaldi nicht ansatzweise verkraften können. Zusammengefasst boten die 1:2-Niederlage beim Westfalenduell in Paderborn und auch das 1:1 gegen Aalen noch gute Ansätze, das 0:2 bei Aufsteiger Carl Zeiss Jena markierte dagegen einen deutlichen Tiefpunkt in der noch jungen Saison. Vor einem Jahr entließen die Preußen nach einem Fehlstart ihren damaligen Übungsleiter Horst Steffen, heute in Chemnitz unter Vertrag. 2017 hängt vieles vom Erfolg oder Misserfolg im Osnabrück-Spiel am Samstag ab. Geht Münster baden, läuten alle Alarmglocken.