Die besten Spiele der Saison: Plätze 20 bis 4

386 Spiele – der DFB-Pokal mit Drittliga-Beteiligung und die Relegation zur 2. Bundesliga eingerechnet – liegen hinter uns. Zugegeben: Nicht jedes davon war ein Hingucker. Die 20, die es in unsere Liste der besten Spiele der Saison geschafft haben, aber definitiv! Wir starten mit einem schnellen Überblick auf die Plätze 20 bis 4. Dann folgt in separaten Texten die Kür des diesjährigen Podiums.

Diesen Tag wird Thilo Leugers nicht vergessen: Der SVM-Routinier muss seine Karriere aufgrund von Verletzungsproblemen beenden, sollte gegen Braunschweig aber noch einmal sieben Minuten Einsatzzeit als Startelfspieler erhalten. Dies genügte Leugers, um mit einem verwandelten Strafstoß abzutreten, den der nervöse BTSV zu einfach verschuldet hatte. Nichts deutete darauf hin, als könnte die Eintracht an diesem Tag mit einem Sieg in die 2. Bundesliga aufsteigen, als Richard Sukuta-Pasu völlig verdient das 2:0 nachlegte (16.). Erst mit dem Anschluss zum 1:2 nach 34 Minuten weckte den phlegmatischen Gast, das 2:2 (68.) eröffnete plötzlich alle Möglichkeiten, zumal Meppen die Schlussphase zu zehnt bestreiten musste. Doch es war nicht der Tag, um Aufsteiger zu küren: René Guder konterte Braunschweig aus, markierte das 3:2 in der 86. Minute und holte sich damit große Sympathien aus Kaiserslautern. Auch wenn die Pfälzer diese Chance zunächst nicht zu nutzen wussten…

 

Aufsteiger zum Saisonbeginn bespielen? Kaum einer kann dem etwas Positives abgewinnen, zu viele mahnende Beispiele hat die Vergangenheit parat. Zweitliga-Absteiger Eintracht Braunschweig lernte schmerzhaft dazu, als Anfang August die Nobodys aus der Hauptstadt aufkreuzten und ganz kurzen Prozess machten: Ein Doppelpack des alles überragenden Tolcay Cigerci markierte den Grundstein in der ersten Halbzeit, nach dem Seitenwechsel bewies die Mannschaft von Trainer Benedetto Muzzicato Effizienz und schraubte das Ergebnis in luftige Höhen. Ein Debakel für den BTSV, dessen 6.700 Fans bei der Rückkehr ins Stadion Pfiffe verteilten. Es sollte der einzige Aussetzer der Braunschweiger in der Hinrunde bleiben.

 

Aufsteiger zum Saisonbeginn – ach, lassen wir das. Der 1. FC Kaiserslautern erfuhr eine nicht minder bittere Abreibung der frechen Berliner, was sogar dazu führte, dass die frustrierten Anhänger im Gästeblock in der Endphase der Partie einen Ordner feierten, anstatt das Spiel zu verfolgen. Ihnen war nach drei Minuten – da durfte Björn Jopek mit Geleitschutz durch die Defensivreihe des FCK spazieren – womöglich schon klar, auf was sie sich da eingelassen hatten. Und tatsächlich: Vorne hatte Lautern kein Glück, hinten ergaben sie sich ihrem Schicksal und waren damit gut bedient. Kaum zu glauben, dass diese Lautrer vier Monate später das Bollwerk der 3. Liga stellen würden!

 

1860 brauchte 22 Minuten für eine 3:0-Auswärtsführung. Eintracht Braunschweig genügten im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark zu Berlin derer 22, um Aufsteiger Viktoria Berlin in die Schranken zu verweisen und ganz nebenbei auch das peinliche 0:4 im Hinspiel zu rächen. Im Vergleich zu jenem August-Tag hatten die Berliner allerdings auch jegliches Selbstvertrauen verloren, waren mitten im tabellarischen Absturz, was sich die Blau-Gelben zu Nutze machten. Bielefeld-Leihgabe Jomaine Consbruch, Bryan Henning sowie Benjamin Girth, der eine Viertelstunde vor Schluss kam und noch einen Doppelpack zum 5:0 und 6:0 schnürte, waren die überzeugendsten BTSV-Kicker an einem Mittwochabend, an dem alles gelingen wollte.

 

Machen wir keine zu große Geschichte daraus: Havelse gegen Kaiserslautern war eines der einseitigsten Duelle der Drittliga-Geschichte, schon zur Pause stand es 4:0 für die Gäste. Die brannten nun auch kein Feuerwerk in den Hannoveraner Rasen, nutzten aber jede Lücke des überforderten Liganeulings erbarmungslos aus. Als nach 56 Minuten Daniel Hanslik per Doppelpack bereits das halbe Dutzend vollendet hatte, kramten die Statistiker bereits nach den Drittliga-Rekorden vom SV Wehen Wiesbaden (7:0 bei Fortuna Köln) und Saarbrücken (7:0 bei Carl Zeiss Jena). Doch Lautern ließ es gemächlicher angehen und begnügte sich mit dem 6:0 – dem Start einer starken Aufholjagd.

 

Das vorletzte Heimspiel des MSV Duisburg gegen 1860 München sollte eigentlich das Ticket zum wahrscheinlichen Ligaverbleib werden. Doch es wurde zum Desaster: Schon nach 22 Minuten führten die Löwen mit 3:0, sodass sich die meisten der 12.100 Besucher nur noch in Sarkasmus flüchten konnten. Nur eine Randnotiz war, dass der MSV bis dahin sicherlich keine drei Tore schlechter war und bis zur Pause einige Chancen hatte, wieder ins Spiel zu finden. Doch den perfekten Tag hatte der Gegner erwischt, der von seinen ersten sieben Möglichkeiten sechs in Treffer ummünzte, schon nach 70 Minuten war der spätere Endstand erreicht. Überragender Mann an diesem Tag: Stefan Lex, der an fünf der sechs TSV-Treffer beteiligt war. Für Duisburgs Coach Hagen Schmidt sollte es das letzte Heimspiel in dieser Position sein.

 

Wenn zwei Mannschaften mit Mut und einer guten Spielphilosophie aufeinandertreffen, darf man sich darauf auch als Neutraler freuen. Das Duell zwischen dem Waldhof und dem VfL war so eines, und es hielt, was es versprach: Erst übernahm Osnabrück die Kontrolle, ging durch Lukas Kunze sehenswert in Führung. Dann ackerte sich der SVW mit Spielglück und dank Dominik Martinovic sogar noch zur Pausenführung (36./44.). Auf den Simakala-Ausgleich (65.) folgte der Waldhöfer Sturmlauf, den Martinovic mit seinem zweiten Elfmetertor des Tages zum 3:2 krönte. Doch eine letzte Wendung hatte dieser verrückte Tag noch – ein Eigentor von Kapitän Marcel Seegert bescherte Osnabrück den verdienten Punkt.

 

Viktoria Berlin musste gewinnen und auf eine Verler Niederlage hoffen, um am allerletzten Spieltag noch eine Chance auf den Klassenerhalt zu haben. Doch in einem Spiel, das in der wildesten und chaotischsten zweiten Halbzeit der ganzen Saison mündete, schafften die Hauptstädter die eigenen Hausaufgaben nicht. Dabei passierte gegen den schon geretteten SV Meppen vor dem Seitenwechsel so gut wie nichts. Erst der Tor-Auftakt des SVM durch Morgan Faßbender und Luka Tankulic (48./53.) öffnete die Dose, nun musste Berlin alles riskieren, kam auf 1:2 heran (65.) und kassierte gleich wieder das 1:3 (69.). In der Schlussphase gab es keine taktischen Beschränkungen mehr, 20 Offensivspieler nutzten die endlosen Freiräume viel zu selten. Viktoria schaffte durch einen Kopfball-Doppelpack von Tobias Gunte (85./90.) gar noch das 3:3, das Zwischenergebnis aus Verl verriet aber, dass selbst ein Sieg zu wenig sein würde. So konterte Meppen noch etliche Male, scheiterte teils kläglich, bis Richard Sukuta-Pasu dem Spektakel in der Nachspielzeit ein Ende setzte.

 

Im Hinspiel war das auf dem Papier mehr als eindeutige Aufeinandertreffen von Zweitliga-Absteiger Braunschweig und Aufsteiger Havelse eine standesgemäße Sache. Doch an jenem 32. Spieltag zeigte sich, warum sich der BTSV das Leben im Endspurt alles andere als leicht gemacht hatte. Zwar hatte die Eintracht das Geschehen gut im Griff, doch zur Führung half ein erstes Mal der Gast: Tobias Fölster lenkte eine Hereingabe ins eigene Netz, dann traf Havelse durch Fynn Lakenmacher kurz vor der Pause zum etwas überraschenden 1:1-Ausgleich. Kurios dann die zweite Halbzeit: Fölster schaffte das einmalige Kunststück, ein weiteres Mal zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein und das zweite Eigentor zu markieren, danach dominierte Braunschweig, ohne aber nachzulegen. Das rächte sich: Havelses viertes Tor des Tages landete im richtigen Netz, Ilir Qela – der in der gesamten Saison nur sechs Minuten Einsatzzeit erhielt – köpfte in der 90. Minute das 2:2. Den verrückten Schlusspunkt setzte dann Jan-Hendrix Marx für die Hausherren, der in der Nachspielzeit gegen alle Widerstände den verdienten Heimsieg besiegelte.

 

Montagsspiele mit Havelse machen Laune – das bestätigte sich auch beim Duell mit dem Sportclub Verl in Lotte. Zwar waren nur 576 Fans dabei, aber sie bekamen was zu sehen! Havelses 1:0-Führung nach zehn Minuten war elf Zeigerumdrehungen später in ein 3:1 aus Verler Sicht gedreht, dreimal hatte der überragende Dribbler Kasim Rabihic seinen Teamkollegen die Tore aufgelegt. Havelse verkürzte zweimal auf 3:2 und 4:3, erst auf den fünften Verler Streich von Julian Schwermann hatte der tapfer kämpfende, aber defensiv zu anfällige Aufsteiger dann keine Antwort mehr parat. Der Vorbereiter des Endstands? Kasim Rabihic, natürlich.

 

Havelse reiste als längst abgestiegener Letzter zum Waldhof, hatte sich immerhin noch tapfer geschlagen, sportliche Ziele aber gab es keine mehr. Mannheim hoffte zumindest noch auf den vierten Rang, hatte aber ohnehin noch das Landespokal-Finale für die Pokalqualifikation vor sich und musste sich daher keinem großen Erfolgsdruck hingeben. Drei Minuten dauerte es nur bis zum 1:0, danach war die Spannung schon raus. Mannheims Routiniers Marco Höger und Marc Schnatterer führten die abgezockten Gastgeber zum Kantersieg, auch KSC-Leihgabe Dominik Kother erwischte mit zwei Toren einen Sahnetag.

 

Derbys vor Zuschauern, das hatte in der schlimmsten Phase der Corona-Pandemie nun wirklich jeder Fußballfan bitter vermisst. Wie Fans eine Mannschaft über die eigenen Grenzen treiben können, zeigte das Saar-Pfalz-Duell zwischen FCK und FCS in ganzer Pracht. 47.000 Besucher waren auf den Betzenberg geströmt, um die Lautrer zunächst dank Daniel Hanslik in Führung gehen zu sehen. Kurz vor dem Pausenpfiff dann der Schock: Rot für Kevin Kraus nach einem nicht absichtlichen, aber gefährlichen Tritt in den Bauch von Robin Scheu. Und als Saarbrücken dann nach der Pause rasch zum 1:1 durch Tobias Jänicke kam, ahnten die 42.000 Heimfans schon Böses… doch alles kam anders! Lautern blieb mutig, Terrence Boyd konterte keine zehn Minuten nach dem Ausgleich vor der tosenden Westtribüne mit der neuerlichen Führung. Die Blau-Schwarzen waren konsterniert, kassierten sogar noch das 1:3 von Kenny Redondo und verarbeiteten dieses Ergebnis auch in der Restsaison nicht mehr, während der FCK – sicherlich mit einigen Stolpersteinen auf dem Weg dorthin – die Zweitliga-Rückkehr perfekt machte.

 

Ein Spiel wie ein Unfall, zumindest für die Gäste. Mit 0:3 soll schließlich ein Nichtantritt gewertet werden, und vielleicht wäre dies – ein zugegeben böser Gedanke – für die Würzburger Kickers am 38. Spieltag die bessere Option gewesen? Lust hatte angesichts des feststehenden Abstiegs niemand mehr auf die Auswärtsreise nach Zwickau. Was allein schon eine angemessene Erklärung für die schwache Leistung in den ersten 79 Minuten war, nach denen es bereits 3:0 für konzentrierte, aber auch nicht überragende Hausherren war. Dann aber zerfielen die Würzburger in den letzten Minuten einer Alptraum-Saison komplett: Viermal legte der FSV in den Schlussminuten noch nach, jeder Schuss ein Treffer, teils legte sich Würzburg den Ball selbst ins Netz. Ein würdevoller Abschied aus dem Profifußball war das Ziel, heraus kam ein Debakel – und ein Feiertag für die Zwickauer, für die es ein Rekordsieg war.

 

Bremer Brücke? Pokal? Dieser Mix hat in der Vergangenheit so manches Mal funktioniert. Anfang August waren die Bedingungen ausgezeichnet, Osnabrück kam mit dem Schwung eines 2:1-Siegs in Saarbrücken. Und ließen das den Bundesliga-Absteiger aus dem Norden auch spüren: Kämpferisch war der VfL von Trainer Daniel Scherning top eingestellt, und was aus dem Spiel heraus nicht funktionierte, brachten die gefährlichen Standards: Maurice Trapp köpfte das 1:0 kurz vor dem Pausenpfiff. Danach prüfte Bremen ein ums andere Mal die Standhaftigkeit des Osnabrücker Aluminiums, ehe Sven Köhler in der 96. (!) Minute von der Mittellinie (!) aus den 2:0-Endstand erzielte. Ein Coup für Lila-Weiß, ein schlimmer Tag für Werder-Trainer Markus Anfang – aber zumindest für ihn war dies sicherlich nicht die dunkelste Stunde dieses Jahres.

 

Fünf Tore hätte der SC Verl problemlos bei einem wilden und in der Verteidigung sehr schläfrigen Halleschen FC im August erzielen können – dass er es nicht tat und beste Chancen versäumte, wurde ihm tatsächlich noch zum Verhängnis. Doch der Reihe nach: Schon die Startphase dieses Acht-Tore-Wahnsinns war großartig. Michael Eberweins erstes von drei Toren konterte Verl binnen zwei Minuten, nach 20 Minuten stand es 2:1. Es kommt noch besser: Wieder legte dieser Kasim Rabihic beide SCV-Tore auf. Eberwein konterte zum 2:2, Ron Berlinski schnürte seinen Doppelpack zum 3:2 – Pause, durchatmen. Als Verl auf zwei Tore davonzog, wackelte Halle schließlich gehörig, es lag ein Debakel in der Luft. Doch was dem HFC später im Jahr an Moral abging, davon hatte er an diesem Freitagabend reichlich. 3:4 Derstroff in der 75., 4:4 Eberwein in der 87. Minute, erst dann fiel der Vorhang. Was für ein Spiel.

 

Vorwarnung für Fans des MSV Duisburg: Wer diesen Text weiterliest, wird an mehrere düstere Stunden dieser Saison erinnert. Denn wann auch immer der MSV in unserer Highlight-Liste auftaucht, diente er zumeist als mit seinen fußballerischen Aufgaben überforderter Boxsack für die Konkurrenz. So war es auch beim Nachholspiel im Winter gegen den VfL Osnabrück, die erste Austragung war wegen eines letztlich nicht bestätigten Rassismusverdachts gegen VfL-Profi Aaron Opoku abgebrochen worden. Duisburg musste das frühe 0:1 wegstecken und schaffte dies mit dem prompten Ausgleich auch, eine Wiederholung des schlimmen 0:5 gegen Magdeburg kurz zuvor sollte es nicht geben. Doch Osnabrück bespielte die wackelnde MSV-Abwehr gnadenlos und zog bis zur 52. Minute hochverdient auf 4:1 davon. Immerhin stimmte der Kampfgeist bei den Meiderichern, die sich nochmals auf 3:4 heranarbeiteten – ehe das fünfte Osnabrücker Tor durch Lukas Kunze die Partie entschied und Duisburg froh sein durfte, dass der VfL bis zum Schlusspfiff nur noch einen weiteren Stich ins blau-weiße Herz setzte.

 

Nach fünf Minuten ahnten die wenigen Zuseher im Grünwalder Stadion was den Löwen blühen könnte. Denn wie Aushilfs-Innenverteidiger Quirin Moll ein langer Ball des FCM in die Hacken fiel und so zur perfekten Vorlage des 1:0 von Connor Krempicki wurde, das sah schon merkwürdig unglücklich wie unbeholfen aus. Fortan lief alles gegen die Löwen: Erst verschossen sie postwendend durch Dennis Dressel den dritten Strafstoß in Serie, dann ließ Magdeburgs Mittelfeldspieler Andreas Müller Mölders stehen wie eine Litfaßsäule und traf zum Zweiten (14.). Beim 3:0 von Krempicki staunten gleich sechs Verteidiger der Löwen (17.), beim 4:0 Luca Schulers legte Fabian Greilinger mit einem schweren Fauxpas vor (29.). Und auch der Strafstoß, der zum historischen 5:0 von Baris Atik nach 42 Minuten führte, war schlicht plump verursacht. Nie lag eine Drittliga-Mannschaft zur Pause daheim so hoch zurück wie die Sechzger. Nach dem Seitenwechsel passierte dann nicht mehr viel. Die Löwen erzielten durch Greilinger irgendwann mitten ins Plätschern das 1:5 (71.), das Magdeburg hinnahm. Merveille Biankadi verkürzte sogar noch auf 2:5 (87.) – das wiederum machte Christian Titz als Obmann des mitteldeutschen Spitzenreiters etwas fuchsig. Leicht unnötig hatte der FCM ein noch höheres Ergebnis verpasst, für einen Schönheitsfleck genügten die Gegentore aber nicht. Die schönere Randnotiz war ohnehin das Erreichen des Herbstmeistertitels, der den Elbestädtern mit diesem 5:2-Erfolg nicht mehr zu nehmen war.

   

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