Die besten Spiele der Saison: Plätze 20 bis 4

391 Spiele – der DFB-Pokal mit Drittliga-Beteiligung und die Relegation zur 2. Bundesliga eingerechnet – liegen hinter uns. Zugegeben: Nicht jedes davon war ein Hingucker. Die 20, die es in unsere Liste der besten Matches dieser Spielzeit geschafft haben, aber definitiv! Wir starten mit einem schnellen Überblick auf die Plätze 20 bis 4. Dann folgt in separaten Texten die Kür des diesjährigen Podiums.


Statt 19 Siegen aus der Vorsaison holte die Bayern-Reserve in diesem Jahr nur noch acht – und stieg als amtierender Meister tatsächlich in die Regionalliga ab. Es hätte womöglich anders laufen können, wenn die Konkurrenz regelmäßig derart mitgeholfen hätte wie an jenem verschneiten Mittwochabend an der Grünwalder Straße: Mit gleich zwei teils kuriosen Eigentoren brachte der FSV Zwickau den FCB II auf die Siegerstraße, Davy Frick und Steffen Nkansah waren die Pechvögel. Die Sachsen holten bei grenzwertigen Bedingungen – zwischenzeitlich wurde wegen des Schneefalls für 40 Minuten unterbrochen – sogar noch ein 0:2 auf. Dann schlug Nkansah auf der falschen Seite zu.

 

Für den Begriff "Endspiel" war es nach zwei Saisondritteln sicher noch zu früh. Doch was Dynamo insbesondere in puncto Effizienz, aber auch damit verbundener Souveränität gegen den späteren Mitaufsteiger aus Ingolstadt aufbot, war schlicht erstaunlich. Auf eine recht ausgeglichene Anfangsphase folgte ein aus FCI-Sicht sehr unnötiger Strafstoß – Dynamo führte 1:0 (39.), legte dann kaltschnäuzig nach und war mit dem 3:0 kurz nach der Pause quasi durch. Dass auf diesen runden Auftritt noch eine schwere Krisenzeit folgte, die Trainer Markus Kauczinski sogar den Job kostete, war beim Drittliga-Meister überhaupt nicht abzusehen.

 

In drei erfolgreichen Monaten rettete der MSV Duisburg eine ansonsten desaströse Spielzeit. Exemplarisch für die beste Zeit des Jahres stand wohl dieses 3:2 über Aufsteiger Türkgücü, der das Hinspiel dank Ex-Zebra Petar Sliskovic noch gewonnen hatte. Im Rückspiel war der Stürmer zwar kein Faktor, doch Türkgücü ärgerte Weiß und Blau heftig, führte mit 2:0 zum Seitenwechsel. Doch der MSV und seine frenetisch hupenden Fans auf dem Stadionvorplatz steckten nicht auf, Aziz Bouhaddouz schaffte Sekunden nach Wiederanpfiff den Anschluss. Es folgte eine Drangphase, der Ausgleich per Strafstoß und eine spektakuläre Schlussphase, in der Orhan Ademi den Schlusspunkt setzte. Was für ein Befreiungsschlag – und im Nachhinein vielleicht das wichtigste Saisontor für die Zebras!

 

Schon im Dezember waren die Sechziger für eine Gala-Vorstellung gut. Dieses Mal aber knipste der TSV nicht mit jugendlicher Leichtigkeit seiner Talente, sondern mit der geballten Erfahrung eines Ex-Bundesligastürmers: Sascha Mölders, der den Löwen und der gesamten 3. Liga im Spätherbst seiner Karriere nochmals so viel Freude bereitet hatte, konnte sich gegen Waldhof Mannheim nach nur 27 Minuten einen lupenreinen Hattrick schnüren. Damit war die Partie gegen ersatzgeschwächte wie indisponierte Waldhöfer bereits entschieden. Winziger Wermutstropfen: Mölders nutzte den exzellenten Start ins Spiel nicht, um in die Reihe der Viererpacker aufzusteigen. Stattdessen schraubte Philipp Steinhart das Ergebnis nach der Pause mit einem Doppelpack in luftige Höhen.

 

Es gibt diese Tage, wird sich mancher Waldhöfer nach dieser Partie unter der Woche gedacht haben. Im Südwestderby beim 1. FC Saarbrücken holte sich SVW eine blutige Nase ab, lud zu einfachen Treffern ein und war spätestens ab dem 3:0 in der 68. Minute nur noch ein besserer Sparringspartner für den besten Aufsteiger dieser Saison – der sein spielerisches Potenzial, das ihn in der Hinrunde bis zum Tabellenführer gebracht hatte, hier immer wieder auf den Platz brachte.

 

Während Aufsteiger SC Verl die 3. Liga zu genießen wusste, brach beim MSV Duisburg schnell Chaos aus: Die Mannschaft, eigentlich gespickt mit guten Spielern, war fernab vom Leistungsmaximum: Ein Trainerwechsel war die Folge, doch auch Torsten Lieberknechts Nachfolger Gino Lettieri brachte die Meidericher nicht in Tritt. Bezeichnend war das 0:4 gegen Verl, bei dem nach dem zweiten Gegentreffer – erzielt durch den früheren Duisburger Zlatko Janjic – in der finalen halben Stunde fast alles, was Blau-Weiß trug, in Ergebung um den Schlusspfiff bat. Die Ostwestfalen hatten dagegen noch Lust zu spielen. Und legten nach der frühen Führung von Kasim Rabihic durch ebenjenen Spieler sowie Aygün Yildirim sogar noch zwei Tore nach – eine Demütigung für die Zebras.

 

Da wird unter Hansa-Fans keine große Diskussion aufkommen: Die Frage nach dem besten Auftritt der Saison 2020/21 dürfte die überwiegende Mehrheit mit dem 5:1-Erfolg über Viktoria Köln beantworten. Was war das für eine Rostocker Machtdemonstration gegen den ehemaligen Trainer Pavel Dotchev – zwei Doppelschläge (24./25. und 48./50.) sorgten dafür, dass die Partie 40 Minuten vor Abpfiff entschieden war. Dabei spielte Hansa die Tore teils beeindruckend heraus, an diesem Tag war die Mannschaft um Doppelpacker John Verhoek und den bockstarken Maurice Litka schon absolut zweitliga-tauglich.

 

Jedes Aufstiegsbuch, jeder Saisonrückblick freut sich auf ein Spiel wie dieses – zumindest auf der Gewinnerseite. Bei Hansa Rostock besaß der 3:2-Auswärtssieg in Meppen und allen voran sein Zustandekommen auf der Zielgeraden in Richtung 2. Bundesliga immensen Stellenwert: Erst ging Hansa zur Pause mit 2:0 in Führung, Meppen spielte munter mit, aber die Nadelstiche setzte die Kogge. Es folgte eine absolute Energieleistung der Hausherren, die mit Wucht und präzisen Flanken den Ausgleich erzwangen. Der Punkt wäre für Hansa akzeptabel gewesen, doch es kam noch viel besser: Philip Türpitz' Drehschuss in der Nachspielzeit besorgte den Sieg – und das drei Tage, nachdem man in Überzahl gegen Wiesbaden spät zwei Zähler verschenkt hatte. So steigt man auf!

 

Zumal Hansa, um direkt anzuschließen, im gesamten Saisonverlauf immer wieder seine Zusammenkünfte mit der Nachspielzeit hatte. Beim 1:0-Sieg in Lotte über den KFC Uerdingen, dessen Zeit im Profifußball nun auf unrühmliche Weise vorerst zu Ende gegangen ist, änderte sich in den Schlusssequenzen zwar nichts mehr am Ergebnis. Doch das 1:0 von Pascal Breier nach 67 Minuten musste Rostock hart verteidigen: Nico Neidhart sah nach einer ganz späten KFC-Drangphase aufgrund eines Handspiels auf der Torlinie Rot. Den fälligen Strafstoß trat Kolja Pusch, doch Hansa-Keeper Markus Kolke krönte seine starke Saison mit einem siegbringenden Fußreflex. Wie wichtig jede dieser Aktionen war, zeigte die Abschlusstabelle im Mai: Da hatte der FCH nur dank des Torverhältnisses gegenüber Relegationsteilnehmer Ingolstadt die Nase vorn.

 

Was zeichnete den 2:1-Heimsieg von Hansa Rostock über den 1. FC Kaiserslautern aus? Richtig: Eine Wendung in der letzten Spielminute. Diesmal war es der Mann mit dem Helm, Damian Roßbach, dessen Kopfball nach punktgenauer Vorarbeit von Simon Rhein zum umjubelten Siegtreffer im Netz zappelte. Der Treffer bedeutete das fulminante Ende einer packenden Begegnung, in der Sekunden zuvor FCK-Trainer Marco Antwerpen die rote Karte gesehen hatte, weil er sich über einen nicht gegebenen Strafstoß derart aufgeregt hatte, in der Lautern in Führung gegangen war (Kevin Kraus) und Rostock durch Nik Omladic egalisiert hatte. Doch das Quäntchen Spielglück, es war einmal mehr bei Jens Härtel und seinen Spielern.

 

Ein Highlight mit Hansa-Beteiligung haben wir tatsächlich noch in petto. Denn beim 3:2 über Verl gesellte sich zum mittlerweile obligatorischen Last-Minute-Glücksgefühl auch noch eine sehr bemerkenswerte Aufholjagd: Verl nutzte einen frühen Strafstoß zur Führung, kombinierte sich stark zum zweiten Tor kurz vor der Pause. Diese Stiche taten weh! Doch Hansas besondere Nehmerqualität kam auch hier zum Tragen: Schon nach einer Stunde stand es 2:2 statt 0:2. Und als alles auf ein Unentschieden hindeutete, kam einmal mehr Philip Türpitz, dieses Mal mit einem wuchtigen Distanzschuss. Hansa, die Scharfschützen der Nachspielzeit – im Frühjahr 2021 war das fast schon die Regel.

 

Wir können die diesjährigen Aufsteiger kaum genug loben, sind sie doch allesamt klare sportliche Bereicherungen für die 3. Liga. Auch in den direkten Duellen gaben sie sich bislang so manches Mal Saures, beispielhaft dafür steht die Begegnung von Türkgücü und Lübeck, in der die Gastgeber sechs Tore erzielten – zwei davon allerdings auf der falschen Seite. Alexander Sorge und Azur Velagic waren die Unglücklichen, die Lübeck mit Toren zum 1:1 sowie 2:3-Anschluss jeweils zurück ins Spiel verhalfen. Auf der richtigen Seite trafen Petar Sliskovic, Philipp Erhardt sowie Tom Boere und Daniele Gabriele jeweils per Strafstoß. Das wilde Spiel wurde abgerundet von einem dritten Elfmeter, den der stark geforderte Schiedsrichter Nicolas Winter dem VfB zusprach. Doch Martin Röser scheiterte damit ebenso wie die Lübecker Schlussoffensive am 4:4-Ausgleich.

 

60 Minuten sah es nach einem wenig spektakulären Unentschieden aus, weitere gut 30 Zeigerumdrehungen danach, als würde die triste HFC-Serie von nur einem Punkt aus fünf Spielen noch eine weitere Woche Bestand haben – und Trainer Florian Schnorrenberg, der ohnehin einen schweren Stand hatte, noch mehr unter Beschuss geraten. Doch ihr kennt die Plattitüden: Ein Spiel dauert, bis der Schiri abpfeift. Das nahm sich Halle zu Herzen, und wie! Erst feuerte der längst aufgerückte Verteidiger Stipe Vucur den Ball in der 89. Minute unter die Latte, dann vollendete Torjäger Terrence Boyd eine Mischung aus weitem Ball und schneller Kombination zum 2:1. Wie einst Manchester United gegen den FC Bayern klaute der HFC Uerdingen drei Punkte, machte einen großen Schritt zum vorzeitigen Ligaverbleib – und rettete Schnorrenberg den Job.

 

Traditionell schaffen es auch die besten Auftritte der Drittligisten im DFB-Pokal in die Bestenliste. Damit war an jenem Septembertag wohl schon mit Abpfiff klar, dass sich Dynamo Dresden einen Platz sichern würde, hatte die SGD doch den Zweitliga-Topfavoriten Hamburger SV mit 4:1 aus dem Stadion gefegt. 10.000 Zuschauer wurden Zeugen eines furiosen Auftritts, in dem Yannick Stark nach nur drei Minuten das 1:0 erzielte. Danach kontrollierte Hamburg zwar optisch das Spiel, die Nadelstiche der Gastgeber waren aber präzise gesetzt: Robin Becker erhöhte vor, Christoph Daferner nach der Pause. Das 1:3 aus HSV-Sicht von Onana kam in der 89. Minute zu spät, und Dresden ließ es sich nicht nehmen, durch einen Handelfmeter von Kapitän Sebastian Mai mit Abpfiff noch das vierte Tor nachzulegen.

 

Am Tag der deutschen Einheit bescherten Waldhof und Türkgücü auch ihren Fans einen kleinen Feiertag, nur einen Sieger konnten und wollten die Klubs nicht ermitteln. So trennten sie sich schiedlich-friedlich mit einem spektakulären 4:4-Remis, in dem der Aufsteiger aus München dreimal in Führung ging, nach dem Seitenwechsel – der Zwischenstand lautete 2:2 – sogar mit zwei Toren davonzog. Doch der SVW gab nie klein bei und kam durch einen Doppelpack des kurz zuvor eingewechselten Joseph Boyamba noch zum Ausgleich, auch Arianit Ferati hatte mit zwei sehenswerten Vorbereitungen einen starken Tag erwischt. Auf Seiten von Türkgücü überragten Petar Sliskovic (zwei Tore, eine Vorlage) und Sercan Sararer (ein Tor, zwei Vorlagen).

 

So klar, wie die Tabellenlage es vermuten ließ, war das Duell zwischen Dresden und Kaiserslautern ganz und gar nicht: Die sonst so harmlosen Roten Teufel brachten es in den ersten 58 Minuten auf eine 3:2-Führung, wurden dabei aber auch von einem Ehlers-Eigentor begünstigt. Giftige Gegenstöße und viel Mut trieben den FCK zu einer der bis dato stärksten Angriffs-Leistungen der Saison, doch die fehlende defensive Zuordnung kostete die Belohnung: Der alles überragende Philipp Hosiner bereitete das 1:1 und 3:3 vor, schoss die Führungstore zum 2:1 und das entscheidende 4:3 selbst. Eine glatte Eins, urteilte der Kicker – wir würden noch ein kleines Sternchen dahinter vermerken.

 

Sieben Spieler haben in mehr als elf Jahren 3. Liga das Kunststück vollbracht, vier Tore in einer Partie zu erzielen – Dennis Dressel war bei der furiosen 6:1-Show von 1860 München gegen den Halleschen FC der Achte. Was den Viererpack noch etwas spezieller macht: Dressel ist nach Michele Rizzi, damals für Preußen Münster aktiv, erst der zweite Drittliga-Spieler, der seinen Sahnetag von einer Mittelfeldposition aus erlebte. Man mag sich kaum trauen, nach diesem Ergebnis den Spielverlauf in Frage zu stellen. Doch Gegner HFC, der phasenweise nicht mehr wusste, was mit ihm geschieht, hatte seinerseits Spielphasen, in denen die Partie hätte kippen können. Doch gegen diesen Dennis Dressel war schlicht kein Kraut gewachsen.

   
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