DFB-Vize Frymuth: "Maßnahmen werden für mehr Stabilität sorgen"

Am vergangenen Freitag hatte der DFB ein Maßnahmenpaket für die 3. Liga beschlossen. Vorausgegangen waren Empfehlungen der Task Force "Wirtschaftliche Stabilität" 3. Liga. Im Interview mit liga3-online.de spricht DFB-Vizepräsident Peter Frymuth über die wichtigsten Beschlüsse, den Nachwuchsfördertopf, eine mögliche Modifizierung der Qualifikationskriterien für den DFB-Pokal, die TV-Gelder und die Perspektive der Liga.

Reduzierung der Mindestkapazität & Pokal-Quali

liga3-online.de: Wie zufrieden sind Sie mit der Arbeit der Task Force, Herr Frymuth?

Peter Frymuth: Eigentlich heißt es ja: Was lange währt, wird gut. Für die Task Force kann man sagen: Auch was schneller geht, wird gut. Ein Jahr ist natürlich eine gewisse Zeitspanne, aber wenn man sieht, welche Felder die Task Force bearbeitet hat, sind wir zügig zu einem Ergebnis gekommen. Die Gruppe war breit aufgestellt und sehr engagiert, die 3. Liga wurde ganzheitlich und intensiv beleuchtet. Zahlreiche Perspektiven sind eingeflossen. Es war zum Teil kontrovers, aber immer konstruktiv. Die Tatsache, dass aus den Empfehlungen der Arbeitsgruppe unmittelbare konkrete Maßnahmen hervorgegangen sind, unterstreicht die gute Arbeit der Task Force.

Einer der wichtigsten Beschlüsse war die Reduzierung der Mindestkapazität für Stadien auf 5.001 Plätze. Warum wurde diese Entscheidung nun getroffen und warum erst jetzt?

Die Diskussion über eine Reduzierung der Kapazität lief schon seit Jahren. Allerdings haben sich alle Beteiligten zunächst schwer getan, weil in der 2. Bundesliga mindestens 15.000 Plätze gefordert sind und die Befürchtung herrschte, die Differenz könne zu groß werden. Die ursprüngliche Regelung stammt noch aus der Zeit, als die Regionalliga dreigleisig und dort eine Mindestkapazität von 5.001 Zuschauer*innen vorgeschrieben war. Somit bestand ein stufenweiser Aufbau von der Regionalliga (5.001) über die 3. Liga (10.001) bis zur 2. Bundesliga (15.001).

Mittlerweile hat sich eine Verschiebung der Priorisierung ergeben. Wichtig für alle Beteiligten ist die Qualität im Stadion, nicht allein die Quantität. Darum sind beispielsweise die Anforderungen für das Flutlicht und die Rasenheizung noch einmal angehoben beziehungsweise präzisiert worden. Es muss immer klar sein: Die 3. Liga ist eine Profiliga und muss entsprechend aufgestellt sein – für ein angemessenes Stadionerlebnis und eine moderne TV-Berichterstattung.

Bei der Reduzierung der Stadionkapazität spielen auch die Themen Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit eine große Rolle. Es galt, mit Augenmaß eine vernünftige Lösung zu finden. Am Ende waren sich alle Beteiligten in der Task Force einig, dass es deutlich besser ist, in einem kleineren, aber vollen Stadion zu spielen als die ganze Saison in einem fast leeren Ausweichstadion. Damit haben wir auf den größten Kritikpunkt der vergangenen Jahre an den bisherigen Zulassungsvoraussetzungen reagiert. Die Mindestkapazität von 5.001 ist übrigens deshalb gesetzt, weil ab dieser Grenze gesetzlich die Regelungen der Versammlungsstättenverordnung greifen.

Ab der Saison 2023/24 gelten zudem verschärfte Eigenkapital-Auflagen, bei Nicht-Einhaltung drohen sofort Punktabzüge. Was waren die Beweggründe, um die Zügel anzuziehen?

Übergeordnetes Ziel der Task Force war es, für eine bessere wirtschaftliche Stabilität der 3. Liga zu sorgen. Die Task Force war sich einig, dass dazu unter anderem weitere Mechanismen der Selbstregulierung für die gesamte Liga nötig sind. Die getroffenen Regelungen sollen die wirtschaftliche Verantwortung und Selbstdisziplin der Klubs stärken. Die Verschärfung der Eigenkapitalauflage war daher eine einhellige Empfehlung der Task Force.

Noch nicht angegangen wurde das Thema Nachwuchsfördertopf, der derzeit 2,95 Millionen Euro umfasst. Viel zu wenig, sagen einige Vereine. Auf welche Weise kann der Topf künftig noch besser gefüllt werden?

Das muss in naher Zukunft besprochen werden. Die Lösung ist nicht allein in der 3. Liga zu erarbeiten, das ist ein übergeordnetes Thema, in das weitere Bereiche im DFB einbezogen werden müssen. Die Frage ist, wo Erlöse generiert werden können, um den Topf aufzufüllen. Die Möglichkeiten des DFB auch bei der Ausschüttung sind durch die Gemeinnützigkeit begrenzt. In der Task Force ist daher nun zunächst eine Sicherstellung des bestehenden Nachwuchsfördertopfes für die Saison 2022/2023 angeregt worden. Über das weitere Vorgehen und eine mögliche Aufstockung soll dann nach dem im März stattfindenden DFB-Bundestag im Rahmen einer Arbeitsgruppe zum Projekt Zukunft gesprochen werden. Dort geht es unter anderem darum, welche Rolle die 3. Liga grundsätzlich in der Spitzen-Nachwuchsförderung im deutschen Fußball einnimmt.

Im Abschlussbericht der Task Force ist zu lesen, dass künftig eine Modifizierung der Qualifikationskriterien für den DFB-Pokal für die Drittligisten erfolgen könnte. Wie würde diese Modifizierung konkret aussehen?

Eine Idee ist, dass sich künftig die Klubs auf den Plätzen drei bis sechs oder vier bis sieben – je nach Ausgang der Relegationsspiele zur 2. Bundesliga – für den DFB-Pokal qualifizieren statt wie bisher die ersten vier Teams der Abschlusstabelle. Die Aufsteiger zur 2. Bundesliga könnten sich noch über den Landespokal qualifizieren. So könnte ein größerer Mittelzufluss aus dem DFB-Pokal an die Klubs der 3. Liga erfolgen. Es handelt sich aber aktuell nur um ein Gedankenmodell. Es gab auch kritische Stimmen, weil diese Neuregelung eine Abkehr vom Leistungsprinzip wäre, wenn die Aufsteiger nicht automatisch für den DFB-Pokal qualifiziert wären. Bis 2026 ist eine Änderung der Qualifikationskriterien ohnehin kein Thema. So lange läuft der aktuelle Vermarktungszyklus des DFB-Pokals, bis dahin sind keine Änderungen am Modus möglich.

 

TV Gelder & U23-Teams

Ein Thema, das im Abschlussbericht nicht aufgegriffen wurde, sind die TV-Gelder. Inwiefern ist im Rahmen der Task Force darüber diskutiert worden?

Konkret überhaupt nicht, weil der aktuelle TV-Vertag noch bis zum Ende der Saison 2022/23 läuft. Klar ist natürlich: Eine Verbesserung der Erlöse würde zur wirtschaftlichen Stabilität der 3. Liga beitragen. Daher hat sich die Task Force nur indirekt damit befasst, indem jetzt die Grundlagen geschaffen wurden, um die Voraussetzungen für noch bessere Vermarktungserfolge ab 2023/2024 zu schaffen.

Seit 2008/09 sind die Erlöse aus der TV-Vermarktung zwar deutlich gestiegen, dennoch wurde die Lücke zur 2. Bundesliga immer größer. Und derzeit deutet sich nicht an, dass der Abstand wieder kleiner wird.

Ziel muss es sein, die 3. Liga so weiterzuentwickeln, dass im nächsten Vermarktungszyklus höhere Erträge erzielt werden.

Möglich wäre das unter anderem durch eine weitere Aufteilung der Anstoßzeiten.

Höhere Erlöse zu erzielen ist das eine. Aber nicht um jeden Preis. Es gilt immer, die Rahmenbedingungen ganz genau abzuwägen, die Interessenlagen aller Beteiligten – nicht zuletzt der Fans – zu berücksichtigen und mit den Klubs zu besprechen.

Eine weitere Forderung vieler Fans ist, der Ausschluss der U23-Teams aus der 3. Liga. Was hat die Task Force hierzu festgehalten?

Welche Strukturierung für die Nachwuchsmannschaften der Bundesligen am besten ist, soll im kommenden Jahr unter Einbeziehung der Talentförderung besprochen werden. Allzu große Kritik an den U23-Teams in der 3. Liga nehme ich aktuell aber nicht wahr, bei den Tagungen mit den Klubs ist es gar kein Thema. In der Regionalliga ist das stärker ausgeprägt. Man muss dabei mitberücksichtigen, dass zweite Mannschaften keinen unwesentlichen Teil zur Förderung von Talenten leisten, die nicht auf Anhieb den Sprung nach ganz oben schaffen. Ein Jamal Musiala zum Beispiel hat zunächst in der zweiten Mannschaft des FC Bayern in der 3. Liga einen wichtigen Zwischenschritt gemacht, ehe er Bundesliga- und Nationalspieler wurde. Da gibt es viele weitere Beispiele von Spielern und auch Trainern.

Zum Abschluss noch ein Ausblick: Wo steht die 3. Liga in fünf Jahren – sportlich wie finanziell?

Die 3. Liga wird reizvoll bleiben. Seit ihrer Gründung ist sie sportlich extrem spannend und ausgeglichen, das wird weiterhin eines ihrer Markenzeichen sein. Ich gehe zudem von einer kontinuierlichen Weiterentwicklung in allen Bereichen aus, was auch den Klubs zugute kommen wird. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass es viele ehemalige Drittligisten geschafft haben, sich in der 2. Bundesliga zu etablieren. Wirtschaftlich bin ich sehr zuversichtlich, dass die Maßnahmen der Task Force positive Effekte haben und für mehr Stabilität sorgen – und dass wir gleichzeitig die Erlössituation für die Klubs weiter optimieren können.

   
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