Der SV Meppen hat in der 3. Liga kräftige Wurzeln geschlagen
Knapp vier Monate ist der SV Meppen nun zurück im Profigeschäft. Eine kurze Zeit, in der der Verein aus der Stadt im Emsland aber bereits kräftige Wurzeln geschlagen hat. liga3-online zeigt auf, was die Norddeutschen in der kurzen Zeit bereits alles erreicht haben.
25 Punkte aus 16 Spielen
Die nackte Bilanz liest sich mehr als ordentlich: 25 Zähler hat der SVM aus den ersten 16 Punktspielen der Saison eingefahren – im Durchschnitt sind das mehr als anderthalb Punkte pro Partie. Eines Aufsteigers ist das allemal würdig! Und zumindest beim jüngsten 2:2 in Lotte durfte sich die Elf von Christian Neidhart sogar ärgern. Nicht über den Spielverlauf, denn da waren die Blauen über weite Strecken nicht tonangebend gewesen. Aber über den späten Ausgleich der Gastgeber, der zu allem Überfluss auch noch durch ein Eigentor zustande kam.
Nichtsdestotrotz bewegt sich Meppen deutlich über den eigenen Erwartungen. Nach dem schleppenden Start mit nur einem Punkt aus drei Spielen sahen Pessimisten bereits eine schwere Hinrunde an der Ems bevorstehen – die Spieler bewiesen das Gegenteil und können die verbleibenden vier Matches im Jahr 2017 sogar mit einer gewissen Gelassenheit angehen. Man ist voll im Soll.
Den Auswärtsfahrerrekord in den Händen
Klar – die mehr als 4.000 nach Lotte mitgereisten Meppener müssen natürlich erwähnt werden. Schließlich hat sich der SV Meppen damit den Auswärtsfahrerrekord der laufenden Spielzeit zumindest vorübergehend sichern können. Einen knappen Kilometer lang reihten sich in Lotte Auto an Auto, die meisten mit Emsland-Kennzeichen. Eine bemerkenswerte Unterstützung, ausgelöst durch eine Euphorie, die wiederum der Verein nach dem jahrzehntelangen Herumdümpeln in der Provinz selbst entfacht hat.
Etwas mehr als 30.000 Leute leben in Meppen, im gesamten Emsland ist es immerhin das Zehnfache. Der SV Meppen hat nicht nur in seiner Stadt, sondern auch in den benachbarten Dörfern und Städten wie Haselünne, Lingen oder Haren viele Zuschauer gewonnen. Das zeigt sich auch im eigenen Stadion: Im Durchschnitt pilgern zu den Heimspielen des SVM ähnlich viele Besucher wie nach Osnabrück, Münster oder Paderborn. Das ist beachtlich.
Große Sympathiewerte in der 3. Liga
Wie beschreibt der hiesige Drittliga-Fan den SV Meppen? Richtig, für eigentlich alle – solange man nicht bei Hansa Rostock anklopft – ist der SVM ein sympathischer Club und eine Bereicherung für die Spielklasse. Das Besondere ist: Erwartet hatte das in diesem Ausmaß keiner. Meppen war lange von der Bildfläche verschwunden, lebte in seinem ganz eigenen Biotop und wurde kaum mehr beachtet. Erst 2017 stellt Fußball-Deutschland fest, dass die Fans des SVM noch immer so verrückt sind wie vor zwei, drei Jahrzehnten – und dass man mit ihnen immer noch nach jedem Spiel bei Bier und Wurst fachsimpeln kann.
Das ist ein angenehmer Gegenpol in einer Zeit, in der jeder Fanbus von mehreren Polizeiwagen eskortiert werden muss. In der sich Zuschauer von Heim- und Gastverein möglichst überhaupt nicht mehr über den Weg laufen sollen. Meppen benimmt sich in der Fremde und ist ebenso gastfreundlich. Vorbild zu sein, ist eben manchmal gar nicht schwer. Das merkt die 3. Liga und honoriert es mit Sympathiebekundungen aus zahlreichen Städten. Die Niedersachsen sind in jeder Hinsicht angekommen.
Ein Teil des Teams der Woche
Eine ungewöhnliche Auszeichnung erhielt kürzlich Torjäger Benjamin Girth: Er wurde vom Spielehersteller EA Sports, Macher der Fußballsimulationsreihe FIFA, in das sogenannte Team Of The Week (TOTW) berufen. Spieler des "Ultimate Team"-Modus konnten anschließend Spezialkarten von Girth in ihren Kader berufen, in dem seine Spielerstärke der eines Bundesliga-Stürmers glich. Girth selbst erhielt ein reales Exemplar der schwarz-goldenen Karte.
Geschafft haben das außer ihm bislang auch Sven Michel vom SC Paderborn, Sascha Bigalke von der SpVgg Unterhaching, Manuel Schäffler vom SV Wehen Wiesbaden und Torhüter Tom Müller vom Halleschen FC. Da der SV Meppen zuletzt vor fast 20 Jahren zweitklassig spielte, ist er in "FIFA 18" übrigens zum ersten Mal auch digital vertreten. Dies nutzte der Verein, um vor einigen Wochen eine eSport-Abteilung an den Start zu bringen.
Stadionumbau
Auch das Stadion verändert sich, behält dabei aber seinen ursprünglichen Charme. So verschwanden auf der neuen Tribüne die Holzbänke und es wurden Sitzschalen installiert. Zudem wurde nun das Fundament für eine neue Hintertor-Tribüne gegossen, die die in die Jahre gekommene Kurve ersetzen wird. Im fertigen Zustand werden die Stehränge nah an das Spielfeld gezogen, bleiben allerdings wie der Vorgänger ohne Überdachung. Etwa zwei Drittel der Plätze sind den Heimfans vorbehalten, der Rest entspricht dem künftigen Gästeblock.
Es zeigt sich: Der SVM ist auf allen Ebenen in der 3. Liga angekommen – und will dort auch bleiben.