Der große Zuschauerzahlen-Check der 3. Liga – Teil 1

Die 3. Liga gilt als Profiliga – nicht nur auf dem Rasen, sondern auch auf den Rängen. Einerseits interessiert das sportliche Abschneiden, andererseits interessieren sich viele Zuschauer ebenso für das Zuschauerpotenzial der 20 Drittliga-Klubs. Bei wem zeigt der Trend in den letzten Jahren nach oben, wer stagniert und wer muss gar Einbuße verkraften? Wir werten in einer großen Bilanz die Entwicklungen der letzten fünf Jahre aus und benennen bei jedem Verein die Gründe für den größeren respektive geringeren Zuspruch. Im ersten Teil begutachten wir die zehn Teams, die in der Zuschauer-Rangliste der aktuellen Saison 2016/17 die untere Tabellenhälfte bilden.

Zuschauerschnitt in der Saison 2016/17 (nach 10 Heimspielen): 989

  • Topwert: 3.300 (VfL Osnabrück)
  • Minuskulisse: 273 (SG Sonnenhof Großaspach)
  • Zuschauerschnitt in der Saison 2015/16: 1.263
  • Zuschauerschnitt in der Saison 2014/15: 706 (Regionalliga Nord)
  • Zuschauerschnitt in der Saison 2013/14: 540 (Regionalliga Nord)
  • Zuschauerschnitt in der Saison 2012/13: 508 (Regionalliga Nord)

Die Analyse:

Bis zur vergangenen Spielzeit stiegen die Besucherzahlen beim SV Werder Bremen kontinuierlich an – begünstigt natürlich durch den Aufstieg in die 3. Liga im Jahr 2015. Wie auch in Mainz steht die Reserve aber klar im Schatten der ersten Mannschaft, die ähnlich wie die „Zwote“ stets in den Abstiegskampf verstrickt ist und den Anhängern der Hanseaten damit offensichtlich genug Nerven raubt. In der aktuellen Saison deutet vieles auf einen leichten Rückgang hin. Der Topwert resultiert im Übrigen auch aus der Tatsache, dass das Heimspiel gegen den VfL Osnabrück im großen Weserstadion ausgetragen wurde.

 

Zuschauerschnitt in der Saison 2016/17 (nach 10 Heimspielen): 1.027

  • Topwert: 1.798 (FSV Zwickau)
  • Minuskulisse: 498 (Sonnenhof Großaspach)
  • Zuschauerschnitt in der Saison 2015/16: 1.189
  • Zuschauerschnitt in der Saison 2014/15: 1.163
  • Zuschauerschnitt in der Saison 2013/14: 578 (Regionalliga Südwest)
  • Zuschauerschnitt in der Saison 2012/13: 458 (Regionalliga Südwest)

Die Analyse:

Nicht verwunderlich ist die Entwicklung bei Zuschauer-Kellerkind Mainz 05 II, das als Reserveteam für gewohnt ohnehin keine großen Zuschauermassen mobilisieren kann. Einzig mit dem Aufstieg in die 3. Liga erhöhten sich die Besucherzahlen signifikant – das lag aber vor allem an der Tatsache, dass Gegner wie Dynamo Dresden für „Ausreißer“ in Höhen von etwa 3.000 Zuschauern sorgten. Heimspiele der Nullfünfer bleiben zumeist stille Ereignisse, das zeigt auch der Minuswert aus der aktuellen Spielzeit.

 

Zuschauerschnitt in der Saison 2016/17 (nach 12 Heimspielen): 1.775

  • Topwert: 2.500 (VfR Aalen)
  • Minuskulisse: 1.000 (SV Wehen Wiesbaden)
  • Zuschauerschnitt in der Saison 2015/16: 2.338
  • Zuschauerschnitt in der Saison 2014/15: 2.431
  • Zuschauerschnitt in der Saison 2013/14: 770 (Regionalliga Südwest)
  • Zuschauerschnitt in der Saison 2012/13: 516 (Regionalliga Südwest)

Die Analyse:

Was ein Aufstieg in die 3. Liga bewirken kann, zeigt das Beispiel SG Sonnenhof Großaspach ziemlich eindrucksvoll: Der Dorfklub konnte seinen Zuschauerschnitt in den ersten beiden Spielzeiten nach dem Aufstieg in etwa verdreifachen! Die Statistik ist jedoch ein zweischneidiges Schwert, denn sie wurde allen voran durch die Duelle mit Dynamo Dresden sowie teilweise durch das Derby gegen die Stuttgarter Kickers etwas verzerrt. Vor der aktuellen Saison verabschiedete sich Dresden in die 2. Bundesliga, Stuttgart in die Regionalliga Südwest – und prompt geht der Schnitt um etwa 600 Zuschauer zurück. Das ist für Großaspacher Verhältnisse eine beträchtliche Menge, zumal die zuschauerträchtigen Duelle mit Magdeburg, Rostock und Duisburg sowie das kleine "Derby" gegen den VfR Aalen schon absolviert wurden…

 

Zuschauerschnitt in der Saison 2016/17 (nach 12 Heimspielen): 1.859

  • Topwert: 3.076 (1. FC Magdeburg)
  • Minuskulisse: 1.231 (FSV Mainz 05 II)
  • Zuschauerschnitt in der Saison 2015/16: 2.036
  • Zuschauerschnitt in der Saison 2014/15: 2.197
  • Zuschauerschnitt in der Saison 2013/14: 1.736 (Regionalliga West)
  • Zuschauerschnitt in der Saison 2012/13: 1.210 (Regionalliga West)

Die Analyse:

Ein wenig zurück gehen die Zahlen bei Fortuna Köln, der seine mittlerweile dritte Saison in der 3. Liga bestreitet. Aktuell befindet sich der Schnitt nach bereits zwölf absolvierten Heimspielen rund 300 Zuschauer unter dem Wert der Eröffnungssaison. Inkludiert sind darin bereits die Duelle mit Magdeburg sowie Rostock als auch die Heimspiele gegen die „nahen“ Traditionsvereine Preußen Münster und VfL Osnabrück. In der Rückserie kommt allerdings noch der MSV Duisburg, der mit einer großen vierstelligen Zahl ins Südstadion pilgern dürfte und den Schnitt entsprechend anheben könnte. Sportlich hat sich die Elf von Uwe Koschinat im bisherigen Verlauf nichts zu Schulden kommen lassen, das eine negative Entwicklung rechtfertigen würde.

 

Zuschauerschnitt in der Saison 2016/16 (nach 11 Heimspielen): 2.299

  • Topwert: 4.023 (MSV Duisburg)
  • Minuskulisse: 1.488 (SSV Jahn Regensburg)
  • Zuschauerschnitt in der Saison 2015/16: 830 (Regionalliga West)
  • Zuschauerschnitt in der Saison 2014/15: 769 (Regionalliga West)
  • Zuschauerschnitt in der Saison 2013/14: 882 (Regionalliga West)
  • Zuschauerschnitt in der Saison 2012/13: 839 (Regionalliga West)

Die Analyse:

Ähnlich wie bei der SG Sonnenhof Großaspach gilt auch für den zweiten Dorfverein dieser 3. Liga: Der Aufstieg sorgte für einen mächtigen Aufschwung! Denn auch die Sportfreunde Lotte verdreifachten ihren Zuschauerschnitt in der laufenden Spielzeit nahezu. Weil das Nachbarschaftsduell mit dem VfL Osnabrück – im Normalfall verbunden mit einem restlos ausverkauften Haus – noch vor der Tür steht, wird der Schnitt in der Rückrunde eher steigen als sinken. Und seien wir ehrlich: Diese Sportfreunde, die mit ehrlichem und attraktivem Fußball punkten und ganz nebenbei ins Pokalviertelfinale eingezogen sind, haben auch mehr Besucher verdient.

 

Zuschauerschnitt in der Saison 2016/17 (nach 10 Heimspielen): 2.414

  • Topwert: 3.052 (MSV Duisburg)
  • Minuskulisse: 1.460 (Sportfreunde Lotte)
  • Zuschauerschnitt in der Saison 2015/16: 2.599
  • Zuschauerschnitt in der Saison 2014/15: 3.513
  • Zuschauerschnitt in der Saison 2013/14: 3.333
  • Zuschauerschnitt in der Saison 2012/13: 3.378

Die Analyse:

Der gemeine Zuschauer des SV Wehen Wiesbaden möchte Erfolg sehen – dieser aber bleibt allen voran seit der letzten Spielzeit völlig aus. Die Konsequenz ist ein rasches Absinken des Zuschauerschnitts um fast 1.000 Besucher pro Ligapartie: Eine enorme Negativentwicklung, die einem prozentualen Schwund von rund 30 Prozent entspricht. Dieser Fall kann in dieser Saison offenbar nicht gestoppt werden, denn auch für Wiesbaden gilt: Die Duelle mit Rostock, Duisburg und Magdeburg können die Bilanz nicht mehr in die Höhe ziehen. Aber wer will es den Anhängern auch verdenken? Seit mittlerweile zwölf Partien wartet der SVWW auf einen Sieg. Möglicherweise kann der neue Trainer Rüdiger Rehm die verlorenen Zuschauer zurück in die Brita-Arena locken.

 

Zuschauerschnitt in der Saison 2016/17 (nach 12 Heimspielen): 3.465

  • Topwert: 4.639 (MSV Duisburg)
  • Minuskulisse: 2.793 (VfR Aalen)
  • Zuschauerschnitt in der Saison 2015/16: 6.553 (2. Bundesliga)
  • Zuschauerschnitt in der Saison 2014/15: 6.631 (2. Bundesliga)
  • Zuschauerschnitt in der Saison 2013/14: 6.288 (2. Bundesliga)
  • Zuschauerschnitt in der Saison 2012/13: 5.512 (2. Bundesliga)

Die Analyse:

Nein, eine Zuschauerhochburg war der FSV Frankfurt noch nie gewesen – zu sehr fristen die Mannen vom Bornheimer Hang ihr Schattendasein hinter der großen Frankfurter Eintracht. Und doch waren die Schwarz-Blauen in der 2. Bundesliga auf einem guten Weg, ihre Zahlen auf einem soliden Weg zu steigern, das untermalen die obigen Zahlen eindeutig. Dann aber platzte der Abstieg dazwischen und mit ihm ein zu erwartender Rückgang: Etwa 50 Prozent weniger Zuschauer begrüßt der FSV momentan im Volksbank-Stadion. Sicherlich war im Vorfeld der Spielzeit allerdings auch etwas mehr erwartet worden als eine Platzierung zwischen grauem Mittelfeld und Abstiegskampf, wo sich Frankfurt seit Saisonbeginn fast durchgängig befindet.

 

Zuschauerschnitt in der Saison 2016/17 (nach 12 Heimspielen): 3.511

  • Topwert: 4.505 (Hansa Rostock)
  • Minuskulisse: 3.024 (Werder Bremen II)
  • Zuschauerschnitt in der Saison 2015/16: 4.959
  • Zuschauerschnitt in der Saison 2014/15: 7.575 (2. Bundesliga)
  • Zuschauerschnitt in der Saison 2013/14: 7.425 (2. Bundesliga)
  • Zuschauerschnitt in der Saison 2012/13: 7.703 (2. Bundesliga)

Die Analyse:

Bei kaum einem Drittligisten drückt sich ein Schwund an Zuschauern derart deutlich aus wie beim letztjährigen Zweitliga-Absteiger VfR Aalen: Im Vergleich zur Vorsaison musste der Verein Einbußen von fast 1.500 (!) Besuchern pro Partie hinnehmen – und dabei haben die Schwarz-Weißen erst insgesamt drei von 22 Spielen verloren. Grund könnte das schwache Abschneiden in der vergangenen Saison sein, oder schlichtweg die mangelnde Attraktivität der 3. Liga. Klar ist: Finanzieren lässt sich diese Spielklasse auf Dauer und mit diesen Besucherzahlen nur sehr schwer – erst am Dienstag musste der Verein einen bitteren Schritt gehen und den Antrag auf Insolvenz stellen.

 

Zuschauerschnitt in der Saison 2016/17 (nach 12 Heimspielen): 4.612

  • Topwert: 7.844 (1. FC Magdeburg)
  • Minuskulisse: 3.194 (SV Wehen Wiesbaden)
  • Zuschauerschnitt in der Saison 2015/16: 1.763 (Regionalliga Nordost)
  • Zuschauerschnitt in der Saison 2014/15: 1.775 (Regionalliga Nordost)
  • Zuschauerschnitt in der Saison 2013/14: 1.348 (Regionalliga Nordost)
  • Zuschauerschnitt in der Saison 2012/13: 1.505 (Regionalliga Nordost)

Die Analyse:

Auch der FSV Zwickau hat seinen Zuschauerschnitt in der höheren Spielklasse nahezu verdreifachen können – und das, obwohl die Schwäne seit dem Saisonbeginn nur gegen den Abstieg kämpfen. In Westsachsen liegt die Ursache für die boomende Entwicklung jedoch nicht nur im Aufstieg, sondern auch im Stadionneubau: Aus dem kleinen Sojus-Sportforum zog der FSV in ein frisch erbautes, 10.000 Zuschauer fassendes Schmuckkästchen um, der Komfort für die Stadionbesucher wurde deutlich erhöht. Den Lohn dafür erhält Zwickau um Trainer Torsten Ziegner beim Blick auf die höheren Ticketeinnahmen, die angesichts der schwierigen finanziellen Situation eminent wichtig geraten.

 

Zuschauerschnitt in der Saison 2016/17 (nach 11 Heimspielen): 4.681

  • Topwert: 6.801 (VfL Osnabrück)
  • Minuskulisse: 4.107 (FSV Mainz 05 II)
  • Zuschauerschnitt in der Saison 2015/16: 5.194
  • Zuschauerschnitt in der Saison 2014/15: 6.222
  • Zuschauerschnitt in der Saison 2013/14: 5.340
  • Zuschauerschnitt in der Saison 2012/13: 3.628 (Regionalliga Nord)

Die Analyse:

Holstein Kiel hat sich in der 3. Liga mit soliden Besucherzahlen etabliert. Einen kleinen Ausreißer lieferte die Saison 2014/15, in der Holstein Kiel eine herausragende Leistung ablieferte und sich mit einem Schlussspurt bis auf den Relegationsplatz vorschob, dann aber 1860 München in allerletzter Sekunde noch unterlag. In der Folge versuchte Kiel mit hohem Aufwand, den Aufstieg in die 2. Bundesliga zu realisieren – bisher nicht mit dem gewünschten Erfolg. Aktuell deutet einiges auf einen Sättigungseffekt bei den Zuschauern hin, der Schnitt tendiert nach unten. Mit Hansa Rostock und dem 1. FC Magdeburg warten jedoch noch große Auswärtsbesuche auf die Störche.

   

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