Das große Transfer-Zeugnis für die Drittligisten
Nach elf Spieltagen hat sich das Teilnehmerfeld in der 3. Liga sortiert, Raketen- und Fehlstarter sind identifiziert. Maßgeblich mit dem sportlichen Erfolg zusammen hängt die Effizienz der Einkaufspolitik im Sommer. Wir unterteilen die Drittligisten in fünf Fraktionen. Hier ist unsere Analyse.
Wer sich sehr gut verstärkt hat
Kaum ein Weg vorbei führt in dieser Kategorie an Eintracht Braunschweig – zugegeben, bei den Namen, die der BTSV für sich gewinnen konnte, hatten wir auch einiges erwartet. Tatsächlich ist es maßgeblich Martin Kobylanski, der die Offensive belebt (fünf Tore, vier Vorlagen). Aber auch Verteidiger Robin Ziegele und überraschend Danilo Wiebe haben sich etabliert, Patrick Kammerbauer ist auf gutem Wege dahin. Von Orhan Ademi und Nick Proschwitz darf noch mehr erwartet werden. Note: 1
Der Hallesche FC darf sich auch an der Tatsache bewerten lassen, wie gut die Neuen ins Kollektiv passen. Offenbar funktioniert es richtig gut. Unter vielen Guten heraus sticht Terrence Boyd (fünf Tore, zwei Vorlagen) – als Charakter wie als torgefährlicher Stoßstürmer. Im Mittelfeld sind Patrick Göbel, Julian Guttau und Felix Drinkuth, in der Abwehr Jannes Vollert gesetzt, während Dennis Mast auf der Suche nach seiner Form ist. Note: 1
Beim MSV Duisburg, so schwach seine Form derzeit auch ist, wurde der Kader nach dem Abstieg stark verändert und so manch guter Griff gelandet. Vincent Vermeij, Leroy-Jacques Mickels und Joshua Bitter zählen zu den Gewinnern, auch Yassin Ben Balla und Torhüter Leo Weinkauf waren bislang recht zuverlässig. Toptransfer Marvin Compper hat noch nicht restlos überzeugt. Note: 1-
Stets etwas unter dem Radar bewegt sich der FSV Zwickau, der mit begrenzten monetären Mitteln bislang gut platziert ist. Das liegt auch an Christopher Handke, Maurice Hehne, Leon Jensen, Fabio Viteritti, Elias Huth und Gerrit Wegkamp – zahlreiche Neue stehen regelmäßig in der Startformation der Sachsen, alle haben kein Vermögen gekostet. Gut gemacht, FSV! Note: 2+
Wer sich gut verstärkt hat
Treffer gelandet hat auch Aufsteiger Waldhof Mannheim, der sich gezielt verstärkt hat: Scholz-Vertreter Timo Königsmann, Max Christiansen, Jan Hendrik Marx und Arianit Ferati stärken alle Mannschaftsteile, einzig Stürmer Kevin Koffi fehlt noch sein Liga-Tor – trotzdem tut er dem SVW gut. Note: 2
Im Soll liegt auch der SV Meppen, der sich bislang in Florian Egerer, Julius Düker und auch der späten Verpflichtung Valdet Rama über gute Zugänge freut. Hilal El-Helwe ist dagegen bislang allenfalls als Joker berücksichtigt worden und kämpft noch um sein Standing im Emsland. Note: 2
Aufsteiger Viktoria Köln vertraut nicht nur auf seine alten Hasen, sondern hat gute Neuverpflichtungen vorzuweisen: Torhüter Daniel Mesenhöler kam mit Zweitliga-Erfahrung, Lars Dietz und Fabian Holthaus kennen sich in der 3. Liga aus und zeigen das auch. Doch der grundlegende Erfolg fußt weiter wesentlich auf dem Aufstiegskader. Mehr zeigen kann Andre Dej, Bernard Kyere ist nach einem Albtraum-Start am ersten Spieltag ganz außen vor. Note: 2-
Wer sich solide verstärkt hat
Schwer zu bewerten ist die Reserve des FC Bayern, bei der die alljährliche Fluktuation zur Tagesordnung gehört. Nicht zu bestreiten ist aber, dass diverse U19-Talente aktuell aufblühen und die teuren Transfers Leon Dajaku und Sarpreet Singh im Angriff neben Kwasi Wriedt für viel Schwung sorgen. Note: 3+
Obgleich an der Ligaspitze, so hat die SpVgg Unterhaching bislang weniger Glücksgriffe getätigt als in früheren Jahren. Vor allem Moritz Heinrich, bei Preußen Münster ausgemustert, überzeugte bislang, auch Routinier Dominik Stroh-Engel kommt allmählich an. Sturmtalent Felix Schröter macht sich ebenfalls gut. Der Belgier Arne Naudts verließ Haching schnell wieder, Bochum-Transfer Jannik Bandowski wartet auf den Durchbruch in der tieferen Liga. Note: 3+
Aufgrund weniger Transfers durfte bei 1860 München kein Wunder erwartet werden. Dennis Erdmann, Tim Rieder, Timo Gebhart – die wenigen externen Transfers fügen sich solide ein und haben ihren Anteil am völlig durchschnittlichen Start der Löwen, denen wohl eine ruhige Saison bevorstehen dürfte. Gerade Erdmann ist allerdings noch nicht am Leistungsmaximum angekommen. Note: 3+
Wer sich durchschnittlich verstärkt hat
Der KFC Uerdingen hat mutmaßlich erneut große Summen in die Hand genommen und reichlich Prominenz geholt. Franck Evina und Holland-Knipser Tom Boere stachen bislang durch ihre Qualitäten vor dem Tor hervor, Lukas Königshofer ist als Torhüter eine Bank. Andere verfehlen ihre Erwartungen, etwa Tobias Rühle, Selim Gündüz und allen voran Andreas Maxsö, der seinen Vertrag nach wenigen Wochen wieder auflöste. Spannend ist schon jetzt die Frage, ob Stefan Effenberg im Winter nochmals nachlegen wird. Note: 3
Hansa Rostock hat mit 17 neuen Spielern einen Mega-Umbruch hinter sich. Die Kogge verpflichtete Spieler aus Regionalliga, 3. Liga, 2. Liga, Holland, Österreich und Dänemark. Was für ein buntes Potpourri! Einige machten sich direkt bezahlt: Markus Kolke im Tor etwa, oder Flügelstürmer Aaron Opoku, oder Spielmacher Korbinian Vollmann. Rasmus Pedersen, Nik Omladic, John Verhoek und Adam Straith erfüllen die Hoffnungen der Anhängerschaft noch nicht. Insgesamt müsste Hansa aufgrund der investierten Mittel weiter oben stehen, um sich effizient nennen zu können. So ist die Transferbilanz nicht sonderlich herausragend. Note: 3
Gleich 15 Mal schlugen die Würzburger Kickers im Sommer zu, darunter auch einige Perspektivspieler, die bis heute ohne Einsatz sind. Positiv fiel in Liga und DFB-Pokal Luca Pfeiffer auf, der noch torgefährlicher werden kann. Auch Luke Hemmerich und Simon Rhein zeigten Mut machende Ansätze. Mehr darf von Robert Herrmann und Lion Schweers kommen. Note: 3
Preußen Münster hatte im Sommer allen voran mit namhaften Abgängen zu kämpfen – vielen im Verein war klar, dass das interne Budget nicht dafür ausreicht, Spieler wie Kobylanski, Klingenburg und Menig gleichwertig zu ersetzen. Spieler wie Seref Özcan, Maurice Litka und Okan Erdogan machen ihre Sache schon ordentlich, Nico Brandenburger kann noch zulegen. Auch Kapitän Julian Schauerte tauchte nach seinem famosen Start als Torjäger zuletzt etwas ab. Note: 3
Schwierig war die Aufgabe im Sommer für Zweitliga-Absteiger FC Ingolstadt, der fast eine ganze Mannschaft ersetzen musste und zudem einige wechselwillige Spieler erst spät an andere Vereine abgeben konnte. Dementsprechend dünn ist der Kader, in dem Last-Minute-Transfer Dennis Eckert Ayensa zuletzt aufblühte. Viele andere kommen im Gesamten nicht über solide Noten hinaus, Maximilian Wolfram und Maximilian Beister konnten die erhofften wichtigen Rollen noch nicht einnehmen. Dafür überzeugten mehrere Talente aus der eigenen Jugend. Note: 3-
Auch beim Chemnitzer FC kann man bisher allenfalls von Durchschnitt sprechen – heraus ragte in der noch jungen Saison keiner, ohnehin war der Auftakt von vielen Problemen im Klub und einer Negativserie geprägt. Last-Minute-Neuzugang Philipp Hosiner zeigte zuletzt aber, dass er noch wichtig werden könnte. Gleich gilt für Georgi Sarmov und Tarsis Bonga. Note: 3-
Wer sich kaum bis gar nicht verstärkt hat
Beim 1. FC Magdeburg fehlt in der Saison bislang die spielerische Klasse, die angesichts einiger starker Transfers erwartet werden durfte. Soliden Durchschnitt lieferten viele, eingeschlagen hat bisher nur Sören Bertram (vier Tore, zwei Vorlagen), zudem konnte Ersatzkeeper Morten Behrens zuletzt überzeugen – für einen Absteiger ist das allerdings zu wenig. Vor allem vorne konnten Sirlord Conteh, Anthony Roczen sowie Leon Bell Bell noch überhaupt keine Akzente setzen, die Abhängigkeit von Christian Beck bleibt. Pech hatte der FCM mit der Knieverletzung von Defensivmann Dustin Bomheuer, der wohl erst nach der Winterpause wieder vollkommen fit wird. Auch Mario Kvesic ist derzeit verletzt. Note: 4+
Kaum zum Zuge kommen die Transfers der SG Sonnenhof Großaspach – die Startelf stellt sich zum Großteil aus Etablierten auf. Eine Ausnahme war zuletzt Panagiotis Vlachodimos, der Deutsch-Grieche aus Stuttgart traf unter anderem sehenswert bei der 1:5-Pleite gegen Ingolstadt. Überhaupt wirkt es, als hätte Aspach sein Leistungsniveau nicht nach oben korrigieren können, umso schwieriger wird das Unterfangen Klassenerhalt in diesem Jahr. Note: 4-
Auch der 1. FC Kaiserslautern muss seine Transferpolitik hinterfragen. Er hat für fast 800.000 Euro eingekauft, darunter den bislang immer wieder verletzten und daher keine Rolle spielenden Andri Bjarnason aus Island. Auch Simon Skarlatidis kommt bislang kaum zum Zuge, Jose Matuwila sorgte mit seinen technischen Schwächen zuletzt für Schnappatmung im FCK-Fanblock. Manfred Starke und Lucas Röser, die jeweils noch ohne Tore sind, blieben ebenso wie Janik Bachmann bisher hinter den Erwartungen. Zum Leistungsträger ist keiner der Neuen gereift, das ist zu wenig. Note: 5
Völlig danebengegriffen hat nach jetzigem Stand wohl Carl Zeiss Jena, wo mit Marian Sarr, Ole Käuper und Kilian Pagliuca zwischenzeitlich bereits drei Neuzugänge in die Reservemannschaft strafversetzt wurden. Auch für den großen Rest der insgesamt 16 Neuzugänge – etwa Anton Donkor und Meris Skenderovic – kann mit Blick auf den Tabellenstand und das Aufstellen eines neuen Drittliga-Negativrekords (ein Punkt aus elf Spielen) nur ein negatives Zeugnis ausgestellt werden. Nicht einmal die Rückkehr von Verteidiger Dominic Volkmer hat bislang eine Wende herbeigeführt, wenngleich er zusammen mit Maximilian Rohr noch der beste Neuzugang war. Unter dem Strich verpflichtete Jena sehr viel Masse und wenig Klasse – eine insgesamt sehr schwache Personalpolitik. Note: 6