Das sind die wertvollsten Neuzugänge – Platz 20 bis 11

Im Sommer haben die 20 Vereine der 3. Liga im Rahmen ihrer Möglichkeiten auf dem Transfermarkt zugeschlagen. Während etwa die Zweitliga-Absteiger eine ganze Reihe großer Namen verpflichteten, setzten andere Clubs auf aussortierte Akteure oder aufstrebende Talente aus der Regionalliga. Wer aber schlug in besonderem Maße ein? In zwei Teilen stellen wir 20 Spieler vor, die der Hinrunde ihres neuen Arbeitsgebers einen ganz persönlichen Stempel aufgedrückt haben. Zunächst schauen wir auf die Plätze 20 bis 11:

Fabian Schleusener ist weiß Gott kein Unbekannter in der 3. Liga. In der vergangenen Saison stieg und fiel der FSV Frankfurt mit seinen Toren respektive mit seinem Kreuzbandriss, der ihn ein halbes Jahr außer Gefecht setzte. Nun wechselte er zum Karlsruher SC, will mit ihm in die 2. Bundesliga. Ob das 2018 noch klappt? Eher unwahrscheinlich. Aber er hat den KSC mit seinen sieben Treffern, darunter Doppelpacks gegen Würzburg und in Rostock, aus der größten Krise geschossen. Damit hat er die großen Namen in der Karlsruher Offensive, Dominik Stroh-Engel und Anton Fink, überflügelt. Noch aber zeigt Schleusener Licht und Schatten, so wie der gesamte KSC in der Hinrunde.

 

Ein Spieler, der in Lotte nicht mehr gebraucht wurde und nun 80 Kilometer nordwestlich seine Drittliga-Tauglichkeit mehr als deutlich unter Beweis stellt – das ist die Geschichte von Nico Granatowski. Der 26-Jährige kämpfte mit Verletzungen und fand bei den SFL im ersten Drittliga-Jahr der Vereinsgeschichte nie richtig zurück. In Meppen päppelte er sich selbst auf und ist von Saisonbeginn an wichtiger Bestandteil der eingespielten Startelf. Und wann immer es besondere Momente gab, war Granatowski mittendrin: Seine beiden Saisontore waren die wohl emotionalsten der Hinrunde, nämlich der späte 2:1-Siegtreffer in Rostock sowie das goldene Tor zum 1:0-Derbysieg gegen Osnabrück. Zudem bereitete er beide Tore zum 2:0-Sieg über den Karlsruher SC vor.

Aus der Regionalliga gekommen, entwickelte sich Christopher Antwi-Adjej beim SC Paderborn in kürzester Zeit zum Leistungsträger und steht dabei sinnbildlich für die märchenhafte Wiederauferstehung der Ostwestfalen. Mit seinen leidenschaftlichen Auftritten spielte sich der 23-Jährige auf Anhieb in die Herzen der Fans – und das, obwohl Antwi-Adjej in 18 Liga-Spielen ohne Tor blieb. Vielmehr ist es aber sein unermüdlicher Einsatz, mit dem der Linksaußen zu überzeugen weiß: Ob links, rechts oder im Zentrum: Der 23-Jährige ist überall zu finden, scheut keinen Weg und ist zudem pfeilschnell. Aus der Startelf ist Christopher Antwi-Adjej nicht mehr wegzudenken, sodass der SCP vor einigen Wochen Nägeln mit Köpfen machte und den Vertrag des Offensivspielers vorzeitig bis 2021 verlängerte.

 

Auch Stephan Andrist hat es in die Liste bester Neuzugänge geschafft. Bei ihm, einem der Königstransfers innerhalb der 3. Liga, schwang aber auch Lob in höchsten Tönen mit. Und die damit verbundenen Erwartungen, den SV Wehen Wiesbaden zu einem Aufstiegskandidaten zu machen. Andrist hat seinen Job bislang erfüllt – sieben Treffer und drei Vorlagen sind Andrists Anteil an der nahezu makellosen Wiesbadener Hinrunde. Immer, wenn Andrist trifft, gewinnt der SVWW: Diese Ableitung traf bis zur bitteren 3:4-Niederlage beim dezimierten Carl Zeiss Jena zu. Seine persönliche Sahnestunde erwischte er mit zwei Toren und einer Vorlage beim 5:0 über Großaspach.

 

Mit deutlich geringeren finanziellen Mitteln versucht der Chemnitzer FC, diese schwere Saison zu überstehen – ob es ein Happy End gibt, ist offener denn je. An Stürmer Myroslav Slavov wird es im Abstiegsfall eher nicht gelegen haben. Als einer von zahlreichen Regionalliga-Transfers erfüllte das nebenberufliche Model seine Erwartungen, bildete in der Hinserie mit Daniel Frahn einen mehr als ansehnlichen 17-Tore-Sturm. Sieben dieser Treffer gingen auf das Konto des Ukrainers. Seine Tore könnten im zu erwartenden Abstiegskampf, der möglicherweise bis zum letzten Spieltag andauert, das Zünglein an der Waage werden.

 

Wer ist Bryan Henning? Diese Frage war in der laufenden Saison nach 90 Minuten geklärt. Denn da schlenzte der Neue aus Berlin im Auswärtsspiel bei den SF Lotte das Leder herrlich aus großer Distanz in das verlassene Tor. Ein Goalgetter wurde der Aktivposten in der Mittelfeldzentrale damit zwar nicht, doch er brachte, oft an der Seite von Amaury Bischoff im defensiven Mittelfeld, Kreativität und Beweglichkeit in das in der Vergangenheit oft starre Hansa-Mittelfeld. Der Spielertyp Henning sorgt nicht nur Spektakel, er ordnet das Spiel und lenkt es unauffällig. Die Ergebnisse der Kogge sprechen für sich, und natürlich für die gute Arbeit des 22-Jährigen.

 

Auch ein Rückkehrer hat es in die Liste der besten Neuverpflichtungen geschafft: Marcos Alvarez vom VfL Osnabrück begab sich 2016 freiwillig in die Vertragslosigkeit, unterschrieb dann bei Dynamo Dresden und kehrte ein Jahr darauf an die Bremer Brücke zurück. Dort arbeitete er sich geduldig auf das konditionelle Niveau vergangener Tage und holte sich mit sieben Torbeteiligungen in 15 Spielen schnell die Sympathien der Zuschauer zurück. Weil die Rückkehr von Halil Savran nach neuerlicher schwerer Verletzung unklarer denn je erscheint, wird auch in der Rückrunde eine gute Form des impulsiven, viel Gefühl im Fuß besitzenden Alvarez gefragt sein.

 

Als großes Talent, das sich aber mit seinen 22 Jahren noch nicht in Mönchengladbach und Düsseldorf durchzusetzen wusste, wurde Marlon Ritter von der Fortuna zum SC Paderborn ausgeliehen – möglich machte den späten Transfer im August unter anderem der Einzug in die zweite Pokalrunde. Ritter spielte sich schnell in die Stammelf, stellte seine Variabilität in der Offensive unter Beweis und rundete erfrischend-freche Auftritte mit insgesamt fünf Toren ab – unter anderem gelang ihm beim 3:0-Erfolg in Unterhaching ein absoluter Sahnetag mit zwei Treffern und einer Vorbereitung mit der Hacke.

 

Die Geschichte um Erik Domaschke ist ein schönes Beispiel, wie schnell Einzelschicksale im Profisport auch positive Wendungen nehmen können. Ob er wohl immer noch glücklich wäre bei seinem Ex-Verein Rot-Weiß Erfurt, wo er den Kampf um den Torhüterplatz gegen Philipp Klewin verloren hatte? Mit 32 Jahren zog es Domaschke zu Aufsteiger SV Meppen. Er traf auf Leute mit ähnlichen Geschichten, Marcel Gebers etwa, oder Steffen Puttkammer – allesamt Aussortierte, die beim SVM ihre letzte Möglichkeit auf nationaler Ebene am Schopfe packen. Im Falle Domaschke heißt das: Er absolvierte alle 20 Spiele, machte spielerische Schwächen durch tolle Reflexe wett. Er ist ein Eckpfeiler des Meppener Hinrunden-Erfolgs.

 

Nicht immer sind es die auffälligen Leistungen, die einen Spieler wertvoll machen. Das gilt unter anderem für Bentley Baxter Bahn, der erst im September nach Schluss der Transferzeit beim FSV Zwickau einen neuen Arbeitgeber fand. Zuvor war er sowohl mit den Stuttgarter Kickers als auch mit dem FSV Frankfurt abgestiegen. In Sachsen fuchste er sich in die Mannschaft hinein, die so sehr über den gemeinsamen Gedanken agiert. Wenigen schwachen Leistungen standen viele solide bis gute gegenüber – und zwei unfassbar wichtige Tore zu spät eingetüteten Siegen gegen Bremen II und Chemnitz. Ohne diese vier Punkte stünde Zwickau auf einem Abstiegsplatz.

   

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