Das sind die Verlierer der Hinrunde 2019/20

So spannend der Aufstiegskampf auch ist – manche Mannschaft der 3. Liga guckt ihn sich derzeit nur aus der Ferne an und hat mit zahlreichen Problemen zu kämpfen. Fünf Mannschaften haben wir ausgemacht, die ihren Zielen zum Teil deutlich hinterherlaufen, und nicht alle von ihnen stehen am Tabellenende. Das sind unsere Verlierer der Hinrunde 2019/20.

19 Spiele und erst zwölf Punkte! Die Hinrunde des FC Carl Zeiss Jena, der bereits seit dem 3. Spieltag am Tabellenende steht, war desaströs. Unter Rico Schmitt, der aus elf Spielen acht Zähler holte, ging es zuletzt aber punktetechnisch bergauf. Der 2:1-Erfolg in Großaspach am vergangenen Wochenende wirft neues Licht auf den trüben Horizont – doch noch immer sind es neun Punkte, noch immer hat Rico Schmitt viel Arbeit vor sich. Kein Geheimnis ist, dass er nun das aufarbeiten muss, was zu Saisonbeginn unter Lukas Kwasniok einfach nicht funktionieren wollte. Die Saison, in die Jena nach dem Sensations-Klassenerhalt aus dem Vorjahr mit so viel Selbstvertrauen gehen wollte, startete mit dem denkwürdigen Doppel-Eigentor von Marian Sarr bereits unglücklich.

Später wurden Sarr und zwei weitere Akteure zwischenzeitlich zur zweiten Mannschaft geschickt, der erlösende erste Saisonerfolg stellte sich erst am 14. Spieltag mit dem 3:1 über Rostock ein. Seitdem, das gehört zur ganzen Wahrheit, punktet Jena solide: Zehn Zähler waren es in sechs Spielen. Halten die Thüringer, die den schwächsten Sturm und die zweitschwächste Defensive (19:40 Tore) stellen, diesen Kurs, so kämen noch 32 weitere Punkte hinzu, 44 wären es insgesamt. Und selbst das könnte in dieser 3. Liga noch den Abstieg bedeuten – die Jenaer Mission, sie bleibt ambitioniert. 

 

Beim Anblick der Tabelle und der jüngsten Ergebnisse bleibt fast kein anderer Schluss als der Gedanke: Dieses Jahr ist Sonnenhof Großaspach dran, dieses Jahr ist die Regionalliga schwer zu vermeiden. Eklatant ist die Heimschwäche der SGA, die aus zehn Spielen ganz fünf Punkte holte – nur Jena hat ebenso schlecht abgeschnitten, alle anderen Drittligisten mindestens doppelt so viele Punkte vor den eigenen Fans geholt.

20 Tore stehen 39 Gegentoren gegenüber, vier der vergangenen fünf Spiele wurden verloren. Maximilian Reule im Tor, Julian Leist als Kapitän in der Innenverteidigung und Panagiotis Vlachodimos sind die drei verbliebenen Leistungsträger, die halbwegs konstant auf Form kommen. Ansonsten: zahlreiche Talente, aber offenkundig zu wenig Qualität im Kader. Schon im Vorjahr war das große Problem der Torabschluss, Großaspach hat dieses bislang nicht in den Griff bekommen. So geht es runter in die Regionalliga Südwest. Klar ist: Der Dorfklub wird nach der Entlassun von Oliver Zapel mit einem neuen Trainer in das kommende Jahr gehen, zusätzlich soll in den Kader investiert werden. Lässt sich das Ruder so doch noch herumreißen?

 

Mehr als vier Monate Leidenszeit sind beim SC Preußen seit dem vergangenen Freitag vorbei: Mit dem 2:0 über Magdeburg endete eine 14 Spiele andauernde Negativserie ohne einen einzigen Erfolg – Ex-Trainer Sven Hübscher erlebte diesen Sieg, der sein dritter gewesen wäre, schon nicht mehr mit. Er wird eingehen als der erfolgloseste Übungsleiter der Westfalen seit langer Zeit – nur rund 0,8 Punkte sammelte Hübscher im Schnitt, die gut in die Spielzeit gekommenen Adlerträger rutschten bis auf den vorletzten Tabellenplatz.

Während vorne in fast jedem Spiel mindestens ein Ball ins Netz rutschte, holten die beiden Torhüter des SCP bereits 39 Bälle aus dem Netz, mehr als zwei pro Spiel. Hier sowie in der mangelnden Körpersprache lagen wiederkehrende Problemmuster, bei der Kaderplanung hatte der SC Preußen offenbar die Rolle des beinharten Kämpfers als weniger wichtig eingeschätzt. Gerade im Abstiegskampf könnte ihm das nun zum Verhängnis werden – auch wenn der Rückstand aufs rettende Ufer auf fünf Punkte reduziert wurde und damit wieder etwas Hoffnung Einzug gehalten hat. Im Winter soll die Mannschaft verstärkt, allerdings fehlt das Geld für den großen Rundumschlag. Es wird auf den Hübscher-Nachfolger ankommen, für die Wende zu sorgen.

 

Mehr Niederlagen als Siege: Das kann doch nicht wahr sein, werden sich die meisten treuen Hansa-Fans denken. Auch im achten Jahr 3. Liga deutet herzlich wenig darauf hin, diese Spielklasse endlich zu verlassen – im Gegenteil. Jährlich wird der Etat erhöht, längst bewegt sich die Kogge ganz weit oben im Drittliga-Vergleich. Doch kein anderer Verein bekommt derart regelmäßig so wenig zustande aus seinen Möglichkeiten. Auch Jens Härtel, ein erwiesener Experte dieser Spielklasse, der mit Magdeburg Großes erreichte, wirkt nach der jüngsten Niederlagenserie ratlos.

Dabei hat der FCH starke Kicker in seinen Reihen. Manche, wie Aaron Opoku, verloren ihre tolle Form so schnell wieder, wie sie gekommen war. Andere, wie John Verhoek, treten bislang einzig als Kostenfaktoren auf – der langjährige Zweitliga-Stürmer hat in elf Einsätzen noch nicht ein Tor erzielt. Es gibt noch einige weitere Beispiele, die sich zum chaotischen Gesamtkonstrukt formen: 25 Punkte sowie die drittschwächste Offensive zeugen von einem wenig attraktiven Fußball, den sich die Anhängerschaft nicht mehr lange antun kann. Nach fünf Niederlagen aus den letzten sechs Spielen beträgt der Rückstand zum rettenden Ufer bereits sieben Punkte. Dabei hätte die Kogge Anfang November noch auf den zweiten Tabellenplatz springen können, doch mit der Niederlage beim zuvor sieglosen Schlusslicht Jena begann der Abwärtstrend.

 

Acht Punkte Rückstand auf die direkten Aufstiegsplätze, das ist für einen Zweitliga-Absteiger zu wenig – auch, wenn der direkte Wiederaufstieg nicht das erklärte Ziel ist. Wie es geht, zeigen Duisburg und Ingolstadt, die die Rangliste zum Ende der Hinrunde anführen. Natürlich, der FCM ist noch weit von jenen Dimensionen entfernt, in denen sich etwa Eintracht Braunschweig nach der Rückkehr in die 3. Liga im Vorjahr bewegt hat, enttäuschend ist das Abschneiden aber allemal. Symptomatisch für das gesamte erste Halbjahr mögen die beiden 0:2-Niederlagen der vergangenen Tage gewesen sein: Daheim gegen Ingolstadt spielte Magdeburg einen gepflegten Ball, nutzte aber seine Chancen nicht und wurde vom Gegner zweimal recht unvermittelt erwischt. Bei der darauffolgenden Pleite in Münster schwächten sich die Elbestädter früh selbst durch die rote Karte gegen Jürgen Gjasula, allerdings waren die Preußen dem FCM auch kämpferisch einen Schritt voraus. Gegen die Kellerteams tat sich Blau-Weiß in der Hinrunde aber ohnehin schwer, Sportchef Maik Franz sprach diesbezüglich von einem Mentalitätsproblem

Überraschend ist: Magdeburg weist mit 19 Gegentoren, also durchschnittlich einem pro Spiel, die beste Drittliga-Defensive auf. Wenig verwunderlich drückt der Schuh auf der anderen Seite – selbst Christian Beck, über Jahre gesetzt als erster Stürmer, trifft nicht mehr gewohnt zuverlässig und wird von ersten Fans leise hinterfragt. Trainer Stefan Krämer bekommt bislang Zeit zur Entwicklung, muss in der Rückserie aber liefern.

   

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