Das hat sich bislang auf dem Drittliga-Transfermarkt getan
Spürbar ruhiger als in anderen Jahren ging es in den vergangenen Wochen auf dem Spielermarkt im deutschen Profifußball zu. Das deutlich erweiterte Transferfenster, bis Anfang Oktober können noch neue Akteure verpflichtet werden, sorgt mancherorts für zähe Verhandlungen. Wir schauen, wie sich die Mannschaften in der 3. Liga bislang verändert haben.
Die Zahlen
Etwa 111 externe Spielerverpflichtungen haben die Drittligisten (Stand: Dienstagvormittag) bislang getätigt, das entspricht fünf bis sechs Transfers pro Verein. Die tatsächliche Anzahl unterscheidet sich wiederum von Klub zu Klub mehr als deutlich: So hat Absteiger Dynamo Dresden bereits zwölf teils namhafte Spieler verpflichtet und damit bei der eigenen Anhängerschaft viel Vorfreude auf die neue Saison geschürt. Zehnmal hat der 1. FC Magdeburg zugeschlagen, neunmal Aufsteiger VfB Lübeck und jeweils achtmal waren der KFC Uerdingen, Hansa Rostock und Waldhof Mannheim schon aktiv. Bisheriger Transfer-Meister ist aber – und das ist definitiv ungewöhnlich – ein Aufsteiger. Türkgücü München hat schon 13 neue Spieler vorgestellt, darunter einige Talente, aber auch drittliga-erfahrene Profis wie Tom Boere, René Vollath und Aaron Berzel.
Andere Vereine lassen sich bedeutend mehr Zeit. So fiel der Umbruch beim Vorjahres-Vierten FC Ingolstadt bislang marginal aus, die Schanzer haben noch keinen einzigen neuen Spieler vermeldet – in Maximilian Thalhammer (SC Paderborn) aber auch nur einen Leistungsträger verloren. Für einen Zweitliga-Absteiger hielt sich der SV Wehen Wiesbaden bislang ebenfalls auffällig zurück, hat erst drei Transfers vollzogen – zeitgleich verlassen den SVWW immerhin mindestens 14 Spieler plus vier Leihprofis. 1860 München schnappte in Erik Tallig erst einen Neuen, der FC Bayern II holte zwei frische Spieler. Beim MSV Duisburg, dem Halleschen FC sowie dem FSV Zwickau waren es bis zum Dienstagvormittag drei Neue, in Kaiserslautern und Meppen vier.
Die Namen
Schon jetzt dürfen wir uns auf viel Prominenz und einige neue Gesichter freuen, die die 3. Liga gewiss bereichern werden. Allein Viktoria Köln verstärkte sich bislang beachtlich, etwa mit dem ehemaligen Bremer Bundesliga-Torhüter Sebastian Mielitz oder Maximilian Rossmann vom niederländischen Ehrendivisionär Almelo. Von Erstliga-Aufsteiger Arminia Bielefeld wechselt Flügelspieler Patrick Weihrauch zu Dynamo Dresden, Yannick Stark und Tim Knipping bringen viel Zweitliga-Erfahrung nach Elbflorenz. Etwas schwerer einzuschätzen mögen der Niederländer Peter van Ooijen (Uerdingen) oder der Schweizer Zweitliga-Torjäger Luka Sliskovic (1. FC Magdeburg) sein. Die weiteste Reise hat indes ein Neuer des VfB Lübeck hinter sich: Mirko Boland, einst lange bei Eintracht Braunschweig unter Vertrag, vollzieht seine Deutschland-Rückkehr vom australischen Erstligisten Adelaide United aus. Auch Kaiserslautern leihte einen namhaften Mann aus, denn Adam Hlousek kehrt zum Betzenberg zurück.
Umgekehrt verlassen einige Spieler die 3. Liga, die durch diese Spielklasse bekannt geworden sind: Deniz Undav etwa spielt nach einem hervorragenden Jahr in Meppen nun in der zweithöchsten belgischen Liga, FCK-Torhüter Lennart Grill nimmt die Herausforderung bei Europa-League-Teilnehmer Leverkusen an – für ihn überwies Bayer 04 stolze zwei Millionen Euro in die Pfalz. In Kwasi Wriedt, Derrick Köhn, Christian Früchtl und Sarpreet Singh haben sich gleich vier Spieler von Meister FC Bayern II verabschiedet – vor allem Torschützenkönig Wriedt wird dem Rekordmeister-Nachwuchs bitter fehlen. Ob Aaron Opoku (von Hansa zurück zum HSV), Efkan Bekiroglu (von 1860 München zu Alanyaspor), Valmir Sulejmani (von Waldhof zu Hannover 96) oder Yassin Ben Balla (von Duisburg nach Braunschweig): Diversen Klubs sind wichtige Säulen weggebrochen. Es wird spannend zu verfolgen sein, wie diese Verluste kompensiert werden.
Was noch passiert
Es ist Anfang August, in "normalen" Jahren wäre der Ligabetrieb längst in vollem Gange. Aktuell wartet die 3. Liga sogar noch auf ihren Spielplan, erst in fünfeinhalb Wochen startet die Saison. Dementsprechend ist auch längst noch nicht jeder Kader komplett. Erst 19 Spieler hat etwa der FSV Zwickau unter Vertrag, in allen Mannschaftsteilen soll es noch Verstärkungen geben. Auch beim Halleschen FC stehen die Kaderplaner unter Zugzwang, zuletzt klagte Trainer Florian Schnorrenberg über die zu geringe Mannschaftsstärke von derzeit 21 Profis. Auch der MSV Duisburg, Wehen Wiesbaden sowie Aufsteiger SC Verl sind noch dünn besetzt und kommen auf derzeit 22 Spieler. Schwer vorstellbar, dass Klubs trotz aller finanziellen Spagate in eine mit sämtlichen Pokalwettbewerben etwa 45 Pflichtspiele andauernde Saison mit solchen Rumpftruppen gehen werden.
Dennoch gibt es auch Klubs, die bereits über üppige Kader verfügen. Aufsteiger Türkgücü München hat sein Team durch das rege Gebaren auf dem Transfermarkt bereits auf 31 Mitglieder aufgestockt. Gleich 34 Spieler bietet die SpVgg Unterhaching derzeit auf, will sich aber von einigen noch trennen. Sicherlich wird dort auch die Trainerfrage abgewartet, Claus Schromm wird nach fünf Jahren auf dieser Position künftig als Sportlicher Leiter fungieren.
Aufgebläht ist schließlich auch die Kaderliste des 1. FC Kaiserslautern: 36 Spieler bieten die klammen Roten Teufel derzeit offiziell auf, allerdings sind darunter auch zahllose Talente, die in der zweiten Mannschaft Spielpraxis sammeln werden. Der FCK sucht noch nach weiteren Verstärkungen, zudem soll José Matuwila den Verein noch zeitnah verlassen. Offen ist, was mit dem verbliebenen „Tafelsilber“ Florian Pick und Christian Kühlwetter passiert – Lautern ruft teils siebenstellige Ablösesummen auf, der gegenwärtig im Insolvenzverfahren befindliche Verein benötigt das Geld aber auch dringend.