Das erste Zwischenfazit: Die 3. Liga nach dem Auftakt #2
Sechs Spieltage sind gespielt, die 3. Liga lehnt sich in der Länderspielpause erstmals zurück. Die Zeit für ein erstes Fazit ist gekommen: Wer hat in den ersten Wochen überzeugt und wer den Auftakt völlig verschlafen? Schon beim Blick auf die Tabelle wird deutlich, dass das Leistungsgefälle deutlicher ausgeprägt ist als in den vergangenen Jahren. Im zweiten Teil unserer umfassenden Analyse nehmen wir die untere Tabellenhälfte unter die Lupe.
Gute Laune ist beim SV Meppen auch noch nach sechs Spieltagen reichlich vorzufinden. Mit kleinen Mitteln haben sich die Emsländer vorerst in der 3. Liga etabliert. Wichtig dabei: In jedem Spiel wurde dazugelernt. Mittlerweile lässt sich Meppen kaum noch das Spiel des Kontrahenten aufzwingen und auch nicht mit einfachen Mitteln übertölpeln. Das 4:0 über Zwickau zeigte eindrucksvoll, dass der SVM spielerisch ins Rollen kommen kann, wenn er gelassen wird – die Aussichten für die nächsten Wochen sind nicht übel.
Die Prognose: Für Meppen geht es nach eigener Zielsetzung nur um den Klassenerhalt. Die Chancen darauf stehen nach dem Auftakt gut. Bis zum Winter erscheint es realistisch, dass der SVM die aktuelle Platzierung halten kann.
Nach einem verkorksten Saisonstart zeigt der Trend in Osnabrück allmählich nach oben. Mit Kwasi Okyere Wriedt und Nazim Sangaré musste der VfL jedoch zwei zusätzliche Leistungsträger während der Saison ziehen lassen, hat sich nur zum Teil verstärkt. Kann jeder Neue einschlagen, sind die Lila-Weißen nun in der Breite noch stark genug? Die lila-weiße Fangemeinde kann den nächsten Wochen mit viel Spannung entgegenblicken – zwischen einer Aufholjagd und einem Verweilen im hinteren Mittelfeld ist alles möglich.
Die Prognose: Eigentlich groovt sich Osnabrück in jeder Spielzeit ein, manchmal früher, manchmal später. Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen: Mindestens bis zum Winter wird der VfL deutlich weiter oben stehen. So kommt es auch in dieser Saison.
Mit dem 13. Rang kommt der CFC nach den ersten sechs Spieltagen noch sehr gut weg. Keine dieser Partien hatte Chemnitz nach Spielanteilen dominiert, stattdessen macht die wacklige Defensive wiederholt Sorgen. Ob die von Trainer Horst Steffen eingeführte Dreierkette noch eine Zukunft hat, steht in den Sternen. Die Sorgenfalten bei den Anhängern werden jedenfalls größer – zu allem Überfluss kommen mit Karlsruhe, Wiesbaden und Köln nun drei Mannschaften, die entweder mit hoher Qualität oder mit bestechender Form Respekt einflößen.
Die Prognose: Chemnitz muss in mehreren Belangen zulegen. Aktuell ist der CFC nach Form und Leistung ein Abstiegskandidat. Wir warten weiterhin auf eine Leistung, die das Gegenteil beweisen kann.
Endlich, endlich ist die schwarze Serie Geschichte: Würzburg kann im Jahr 2017 doch gewinnen. Das 1:0 in Zwickau kehrte das Pech der letzten Wochen in Glück um, als der FWK in Unterzahl mit Ach und Krach die drei Punkte rettete. Aufgrund der ohnehin starken, unbelohnt gebliebenen Leistungen in Meppen, gegen Münster, Bremen II oder Rostock muss nun davon ausgegangen werden, dass die Kickers mit ihrer riesigen Qualität schnell ins Rollen kommen werden. Allerdings muss sich nach wie vor mindestens ein Spieler als Torjäger hervortun.
Die Prognose: Die Würzburger Kickers pflügen nun in hohem Tempo durch die Tabelle und finden sich spätestens im Dezember im Verfolgerfeld der Spitze wieder.
Unspektakulär verliefen die ersten Drittliga-Wochen in Jena. Der Grund ist eine mäßig attraktive Spielweise, die sich in nur drei erzielten Treffern manifestiert. Die Zuschauer strafen das schnell ab, gegen Großaspach kamen nur noch 3.900 Fans – und sahen ein torloses Remis. Von Euphorie ist nicht mehr viel zu spüren, individuell fehlten stattdessen auf einigen Positionen offensichtlich Qualität. Es bleibt zu hoffen, dass Stürmer Timmy Thiele nicht langfristig ausfällt. Vorne fehlen die Alternativen.
Die Prognose: Schon das erste Jahr kann für Jena ein schweres werden. Kaum in Worte zu fassen ist die Bedeutung des anstehenden Thüringen-Derbys bei ebenso schwach gestarteten Erfurtern. Durchaus möglich, dass Jena in den nächsten Wochen auf einen Abstiegsrang zurückfällt.
Karlsruhe, die Wundertüte: Selbst nach der Trainerentlassung von Marc-Patrick Meister kommen die Blauen noch nicht ins Rollen. Nun warten fünf weitere Duelle mit Drittliga-Mittelmaß: Lotte, Chemnitz oder Großaspach stehen auf dem Programm. Das Problem: All diese Teams wissen, worauf es in der 3. Liga primär ankommt. Ob der ehemalige Bundesligist mit seiner neu zusammengestellten Elf dies bereits begriffen hat oder zumindest Neu-Coach Alois Schwartz die richtige Mentalität einimpfen kann, das ist die spannende Frage der kommenden Spieltage.
Die Prognose: Karlsruhe hat sich den Aufstiegszwang selbst auferlegt. Und nicht immer gelingt nach Startproblemen noch ein Traumjahr wie 2012/13. Doch zunächst geht es nur in kleinen Schritten voran – mit den ersten Plätzen kann nicht Schritt gehalten werden.
Gute Leistungen, wenig Ertrag: Dieses Problem kennen die Sportfreunde Lotte, Marc Fascher muss es nun beheben. Beispielhaft war wieder einmal das Nachbarschaftsduell mit dem VfL Osnabrück, in dem Lotte die dritte gute Leistung zeigte und wieder kein einziges Tor zu erzielen wusste. Nun steht dem Dorfverein, der erst vier Punkte angesammelt hat, ein ambitioniertes Gegnerpaket ins Haus. Sollte Lotte die Unbekümmertheit der letzten Saison zurückerlangen, sind dort jedoch Überraschungen möglich.
Die Prognose: Lotte ist für die aktuelle Tabellenregion etwas zu stark aufgestellt. Der obere Bereich der zweiten Tabellenhälfte sollte auf Dauer erreichbar sein.
Drei sieglose Ostvereine belegen die letzten Tabellenränge. Halle besitzt jedoch andere Probleme als die Nachbarn aus Erfurt und Zwickau: Der HFC trifft vorne, kann jedoch trotz des souveränen Torhüters Oliver Schnitzler die Null hinten nicht halten. Verrückt – hatte Trainer Rico Schmitt im letzten Jahr doch noch für wenig Spektakel und eine sichere Defensive gestanden. Dass die Saison lang und kompliziert werden kann, lässt der Start vermuten.
Die Prognose: Für Halle geht ein mieses Jahr 2017 in die nächste Runde. Als klassischer Abstiegskandidat werden die Saalestädter zwar noch nicht gehandelt, doch die Realität trifft einen bekanntlich meist unerwartet…
Die Probleme aus dem Vorjahr hat Erfurt "erfolgreich" übernehmen können: Die Thüringer erzielen keine Tore. In sechs Anläufen gelang jeweils höchstens ein Treffer pro Spiel, zum Siegen genügte das bislang nicht. Stefan Krämer hat schwierige Umstände zu meistern, das ist nichts Neues und verdient Respekt. Der Saisonstart bestätigt nur das, was am Steigerwald schon im Sommer befürchtet worden war: Die Mission Klassenerhalt wird komplexer denn je.
Die Prognose: Erfurt wird dreckige Siege holen und bittere Pleiten einstecken müssen. Stets wandelt RWE am roten Strich, der in die Regionalliga führt – ein Abstiegsplatz ist zur Winterpause möglich.
Der große Lauf des FSV Zwickau ist lange vorbei. Ohne Patrick Göbel fehlt ein wichtiger Baustein, seine potenziellen Nachfolger üben sich in Zurückhaltung. Zwei erzielte Treffer sind katastrophal, einer davon resultierte aus einem Elfmeter. Torsten Ziegner steht allmählich unter Druck, jeder weiß um die finanzielle Situation des FSV. Mit Nico Antonitsch war immerhin eine Last-Minute-Verpflichtung möglich – für das Toreschießen ist der Abwehrmann primär nicht zuständig.
Die Prognose: Zwickau steht am Scheideweg. Im Tabellenkeller wird es auf die Grundtugenden ankommen, hier muss der FSV anderen Klubs wie Erfurt, Jena oder Halle überlegen sein. Nur dann kann es schon vor dem Winter ein Stück bergauf gehen.
[box type="info"]Weiterlesen: Die Plätze 1-10 unter der Lupe[/box]