Das erste Zwischenfazit: Die 3. Liga nach dem Auftakt #1
Sechs Spieltage sind gespielt, die 3. Liga lehnt sich in der Länderspielpause erstmals zurück. Die Zeit für ein erstes Fazit ist gekommen: Wer hat in den ersten Wochen überzeugt und wer den Auftakt völlig verschlafen? Schon beim Blick auf die Tabelle wird deutlich, dass das Leistungsgefälle deutlicher ausgeprägt ist als in den vergangenen Jahren. Im ersten Teil unserer umfassenden Analyse widmen wir uns den ersten zehn Plätzen.
Nicht jeder gönnt dem SC Paderborn den perfekten Saisonstart, war er doch sportlich bereits abgestiegen. Nun: Diese Zeit ist längst vergessen. Der Erfolg ist zurückgekehrt, die Zuschauer kommen zurück. Und das alles haben Manager Markus Krösche sowie Trainer Steffen Baumgart fast ausschließlich mit Verstärkungen aus der Regionalliga aufs Parkett gezaubert. Chapeau! Ob an die 16 Punkte aus sechs Spielen langfristig angeknüpft werden kann, steht jedoch noch völlig in den Sternen. Die spielerischen Leistungen lassen aber auf das Beste hoffen.
Die Prognose: In den nächsten Wochen erwarten Paderborn eine Menge Kracher – dort wird sich erstmals zeigen, ob der Sportclub vielleicht sogar für den ganz großen Wurf geschaffen sein könnte. Das obere Drittel ist zur Winterpause in jedem Fall möglich.
Fünf Siege in der 3. Liga, dazu der Erfolg im DFB-Pokal – beim 1. FC Magdeburg läuft es wieder einmal derart rund, dass nahezu sämtliche übrigen Klubs nur neidisch in Richtung Elbe schielen können. Besonders gefährlich macht den FCM die Tatsache, dass Christian Beck noch nicht einen Treffer beigesteuert hat – Jens Härtel und seine Mannen haben das größte Manko der letzten Jahre erfolgreich abgestellt. Sportlich siedelt sich der Fußballclub damit in vorderster Etage der Spielklasse an, der Aufstieg scheint durchaus realistisch.
Die Prognose: Sieg an Sieg wird der FCM bis zum Jahreswechsel gewiss nicht ständig aneinanderreihen. Aber früh wird deutlich, dass Magdeburg an entscheidenden Stellschrauben gedreht hat und für die 2. Bundesliga in Frage kommen wird.
Die größte Überraschung liefert Fortuna Köln. Dritter nach sechs Spieltagen, noch keine Niederlage, erst drei Gegentreffer – all das steht im krassen Gegensatz zur letztjährigen Rückrunde. Ähnlich wie Paderborn verzichtete Köln im Sommer auf große Namen, hat einen kleinen wie feinen Kader zusammengestellt. Dass die Harmonie stimmt, zeigen furiose Auftritte wie das 4:0 über den Karlsruher SC. Am Südstadion wird jedem klar sein, dass diese Momentaufnahme vorübergeht – bis dahin darf sie in vollen Zügen genossen werden.
Die Prognose: Auf Dauer geht es für Köln wieder bergab, schlechtere Zeiten werden kommen. Der erste Meilenschritt in Richtung Klassenerhalt wurde getan, darauf können die Fortunen stolz sein.
Unspektakulär groovt der VfR Aalen mit bisher elf Zählern erfolgreich durch die Liga, zuletzt offenbarten sich beim unter dem Strich schmeichelhaften 1:1-Remis gegen Erfurt einige Schwächen in der Defensive. Konstanten wie Keeper Daniel Bernhardt oder Maximilian Welzmüller lassen erahnen, dass sich Aalen nach dem hektischen letzten Jahr erfolgreich konsolidieren kann und dabei sportlich vermehrt positive Schlagzeilen schreiben wird. Dass das altbewährte Konter-Konzept nach wie vor keine Alterserscheinungen aufweist, kommt dem VfR zusätzlich entgegen.
Die Prognose: Aalen ist kein Kandidat für das hintere Mittelfeld oder tiefer. Damit es ins obere Drittel oder noch höher geht, muss alles stimmen – in den kommenden Wochen wird sich Aalen eher zwischen Platz 7 und 10 einpendeln.
Hansa ist Fünfter, das unterschreiben die zahlreichen Fans an der Ostsee gerne. Gegen Meppen oder Münster wäre mehr, in Würzburg weniger möglich gewesen – elf Punkte sind auf dem Konto, das geht in Ordnung. Positiv zu erwähnen: Die vielen Neuen im Team haben sich gefunden und lassen diverse bekannte Namen vergessen, die die letzten Jahre geprägt hatten. Trainer Pavel Dotchev sorgt zusätzlich für erfrischenden Fußball und erinnert bereits an seine Drittliga-Zeit bei Erzgebirge Aue. Niemand beim FCH hätte etwas dagegen, wenn diese Dotchev-Saison ein ähnliches Ende nehmen würde…
Die Prognose: Hansa ist nicht seriös einzuschätzen. Aktuell ließe sich eine leichte Tendenz zu besseren Zeiten ablesen, Bescheidenheit tut dem Verein jedoch gut. Zu schnell kann der Trend nach unten zeigen – das muss keinem Fan der Kogge mehr erklärt werden.
Punkt- und torgleich mit Rostock ist der SV Wehen Wiesbaden platziert. Nach drei Siegen aus drei Spielen wäre mehr möglich gewesen, doch nach der besten Saisonleistung im DFB-Pokal gegen Erzgebirge Aue (2:0) hat es sich Wiesbaden auf einem Ruhepolster bequem gemacht. Mit Glück rettete der SVWW jüngst ein Remis gegen Fortuna Köln, nun stehen mehrere Abstiegskandidaten vor der Tür. Gelingt es Wiesbaden, solide durch die Wochen gegen Meppen, Erfurt, Halle und Co. zu kommen, dürfte der Tabellenplatz mindestens gehalten werden.
Die Prognose: Der Herbst wird ein Guter für die Hessen. Mehrere Siege in der 3. Liga befördern Rüdiger Rehm plus Anhang in die Spitzengruppe – und vielleicht ist sogar eine Überraschung im Pokal gegen Schalke 04 möglich.
Ebenso mit elf Punkten ausgestattet ist Werder Bremen II, das jüngst die erste Niederlage der Saison hinnehmen musste: Ein 1:4 in Magdeburg, das absolut in Ordnung ging. Weil mit Levent Aycicek eine Profileihgabe nun den Weg in die 2. Bundesliga einschlägt, fehlt den Bremern künftig ein Lenker im Mittelfeld – das kann sich auswirken. Letztendlich sind die jungen Werderaner für Experten eben doch "nur" ein Abstiegskandidat. Es wäre erstaunlich, wenn die obere Tabellenhälfte gehalten werden könnte.
Die Prognose: Bremen II könnte abrutschen. Sie haben gleichwohl ein hammerhartes Auftaktprogramm hinter sich, die prominentesten Kader der 3. Liga wurden schon bespielt. Kurzum: Bremen ist eine Wundertüte.
Das Mittelfeld beginnt mit der SpVgg Unterhaching, und damit werden die Bayern zufrieden sein. Neun Punkte, unter anderem das Klasseteam aus Karlsruhe geschlagen und in die Krise befördert – Claus Schromm hat mit seinem lediglich marginal verbesserten Aufstiegskader ganze Arbeit geleistet. Die Torbilanz zeigt: Langweilig wird es nicht, die Stärken liegen in der Offensive. Das reicht in der 3. Liga nicht immer für Titel, aber etablieren kann sich Unterhaching mit seiner Qualität allemal.
Die Prognose: Unterhaching führt seinen Weg unbeirrt fort und setzt sich mindestens im Mittelfeld fest. Kaum ein Drittligist wird sich freuen, wenn die Spielvereinigung auf dem Programm steht.
Wieder ein neuer Trainer, wieder geht das Risiko bislang auf: Sonnenhof Großaspach ist ohne Glanz und Gloria, aber souverän in die Saison gekommen. Zum Problem kann die Offensive werden, die nach dem 4:1-Erfolg über Magdeburg zum Start – ein Sieg, der maßgeblich aus nicht alltäglichen Traumtoren bestand – nur noch zwei Jubler für die Anhänger produzierte. Zuletzt blieb die SGS gleich dreimal torlos, im Heimspiel gegen Osnabrück soll der Knoten platzen.
Die Prognose: Großaspach wird nicht so unbekümmert auflaufen wie in den Jahren zuvor. Daraus resultiert eine schwere Saison mit einigen Tücken. In den nächsten Wochen geht es leicht bergab für Sascha Hildmann und sein Team.
Sieben aus drei plus eins aus drei macht acht Punkte, die Preußen Münster nicht restlos zufriedenstellen. Es war mehr möglich. Doch der Kader ist schmal, erstes Verletzungspech hat die Münsteraner zusätzlich eingeholt. Auch wenn das erfolgshungrige Publikum dies erst akzeptieren muss: Mehr als Mittelfeld wird in dieser Saison unter normalen Umständen nicht möglich sein. Erst mit der anstehenden Ausgliederung der Profiabteilung sowie einer Vorwärtsbewegung im Stadionbau dürfte der Verein wieder merkliche Schritte nach vorn machen.
Die Prognose: Der SCP steht für das Mittelfeld dieser Liga. Gute und schlechte Spiele wechseln sich bis zum Winter ab, eine Position zwischen 8 und 11 ist realistisch. Positive wie negative Serien erscheinen möglich.