Derby zwischen Chemnitz und Aue: Es geht um sehr viel
Die Fußballfans in Sachsen schauen voller Vorfreude auf das Derby zwischen dem Chemnitzer FC und dem FC Erzgebirge Aue. Das Kräftemessen zwischen den beiden Erzrivalen wird mit Spannung erwartet. liga3-online.de erklärt die wichtigsten Fakten.
Derby mit langer Tradition
Himmelblau gegen Lila-Weiß oder Chemnitz gegen Aue. Diese Paarung steht seit Mitte der 1950er Jahre für spannungsgeladene und emotionale Derbys. In 71 Punktspielen standen sich beide Mannschaften bisher gegenüber. Die sportliche Bilanz fällt mit 26 zu 24 Siegen knapp zu Gunsten der Himmelblauen aus. Gerade einmal 38,3 Kilometer trennen deren Stadion an der Gellertstraße vom Auer Sparkassen-Erzgebirgsstadion. Die räumliche Distanz der Fanlager ist bisweilen noch viel geringer, sind Sympathisanten beider Vereine schließlich rings um die beiden Fußballstandorte anzufinden. Oftmals wechselten auch Spieler und Verantwortliche unvermittelt zwischen den ungeliebten Rivalen und feierten dabei beachtliche Erfolge bzw. wurden gar zum Publikumsliebling. So wurden die beiden gebürtigen Karl-Marx-Städter (heute Chemnitz) und ehemaligen Spieler des FC Karl-Marx-Stadt, Gerd Schädlich und Rico Schmitt, als Erfolgstrainer der Auer Veilchen gefeiert. Andersherum wird der Kapitän der FCK-Meistermannschaft, Dieter Erler, der zuvor im Lösnitztal kickte und auch dort DDR-Meister wurde, in Chemnitz noch heute verehrt. Manfred Hambeck und Albrecht Müller die mit dem FCK 1966/67 in den himmelblauen Trikots DDR-Meister wurden trugen vorher ebenfalls Lila-Weiß.
Wer ist Favorit?
Der Chemnitzer FC hat von sieben Heimspielen vier gewonnen und erst eins verloren. In der Heimtabelle sind die Himmelblauen damit an fünfter Position. Der FC Erzgebirge Aue zählt mit zwei Siegen aus sieben Spielen in der Fremde nicht gerade als Auswärtsschreck. Zuletzt verlor der Zweitligaabsteiger bei Ligaschlusslicht Werder Bremen II mit 0:4. Allerdings ging auch der CFC vergangenes Wochenende an der Weser mit 2:3 baden. In der Liga belegen beide Teams momentan Plätze im Mittelfeld. Die neu zusammengestellte Auer Mannschaft hat mit 21 Punkten aus 15 Spielen knapp die Nase vor den Chemnitzern, die 20 Punkte auf dem Konto haben. Zudem wusste die Mannschaft von Pavel Dotchev zuletzt im DFB-Pokal zu überzeugen, wo man nach Siegen gegen Greuther Fürth und Eintracht Frankfurt im Achtelfinale steht. Chemnitz dagegen kann auf seine Fans als 12. Mann bauen. Das Stadion ist seit Tagen restlos ausverkauft und gut 10.800 Heimfans stehen 1.700 Gästefans gegenüber. Zumindest auf den Rängen hat der CFC damit schon einmal die Oberhoheit. Ansonsten ist von einem offenen Spiel auszugehen, eine klare Favoritenrolle nicht zu vergeben.
Warum ein Sieg für den CFC Pflicht ist!
Die Mannschaft von Karsten Heine hat am Samstag die Chance die Weichen für den Anschluss an die Spitzenplätze zu stellen. Nachdem am vergangenen Wochenende der Sprung auf Platz vier verpasst wurde und laut Heine all das, was in den fünf ungeschlagenen Ligaspielen zuvor aufgebaut wurde, mit dem „Allerwertesten“ eingerissen wurde, muss die zweite Chance nun genutzt werden. Es könnte schließlich die letzte Gelegenheit sein, vor Weihnachten noch einmal oben anzugreifen. Zwar ist Tabellenführer Dynamo Dresden bereits zu weit einteilt, als das es realistisch wäre Jagd auf den Spitzenreiter machen zu wollen, bei Preußen Münster und Sonnenhof Großaspach verhält es sich derweil unter normalen Umständen ganz anders. Es ist kaum zu erwarten, dass die beiden Vertreter auf den Plätzen zwei und drei ohne Schwächephasen durch die Saison kommen. Und die restlichen Kontrahenten auf den Plätzen vier bis neun sind maximal gerade einmal zwei Zähler entfernt. Insofern ist Punkten das Gebot der Stunde. Mit einem Derbysieg kann sich die Heine-Elf bei den Fans außerdem für die zuletzt teils stark kritisierten Auftritte rehabilitieren.
Die letzten beiden Liga-Derbys
Letztmals standen sich beide Mannschaften am 12. April 2003 in einem Ligaspiel gegenüber. Der FC Erzgebirge Aue unter Gerd Schädlich gewann sein Heimspiel im Erzgebirgsstadion klar mit 3:0 und stieg am Ende der Saison 2002/03 erstmals in die 2. Fußball-Bundesliga auf. Das Hinspiel hingegen verlief noch deutlich ausgeglichener. Einen 0:2-Pausenrückstand konnte der CFC durch Tore von Zvetomir Tchipev und Ersin Demir noch ausgleichen. Nicht zuletzt durch ihre Leistungen in diesem direkten Verglich weckten Tchipev und Demir das Interesse der Erzgebirger. Während Tchipev nach der Saison ins Lösnitztal wechselte, wo er von 2003 bis 2006 spielte, schloss sich Ersin Demir nach einem einjährigen Intermezzo beim FC Augsburg erst im Sommer 2004 dem FCE an.
Wechselspiele
Gleich vier Spieler des aktuellen CFC-Kaders haben eine lila-weiße Vergangenheit. Alexander Dartsch (2011-2015) wechselte im Sommer von Aue nach Chemnitz. Gleiches gilt für Frank Löning (2014-2015) der sich den Himmelblauen kurz nach dem Jahreswechsel 2015 anschloss. Ronny König (2011-2014) nahm einen Umweg über den SV Darmstadt 98, ehe er in Chemnitz anheuerte. Bei Christian Cappek (2011-2012) ist der letzte Auftritt im Lösnitztal zwar schon etwas länger her, doch spielte der Ex-Offenbacher unter Rico Schmitt immerhin anderthalb Jahre in Aue. Raphael Jamil Dem (CFC) und Louis Samson (FCE) sind zwar noch nicht für den jeweiligen Rivalen aufgelaufen, dafür trugen die beiden jedoch bis Sommer gemeinsam das Trikot der Hertha-Bubis, wo sie unter Karsten Heine einst in der U23 spielten. Ebenfalls unter Heine in Berlin aktiv war übrigens Steve Breitkreuz, der mit zwei Treffern gemeinsam mit Max Wegner die Auer Torschützenliste anführt.
Kurioses
Beim ersten Aufeinandertreffen in der DDR-Oberliga-Saison 1954/55 trugen beide Mannschaften den Namenszug „Karl-Marx-Stadt“. Der SC Karl-Marx-Stadt, wurde 1966 zum FC Karl-Marx-Stadt und ab 1990 zum Chemnitzer FC. Die BSG Wismut Aue, der heutige FC Erzgebirge Aue, feierte seine größten Erfolge unter dem Namen BSG Wismut Karl-Marx-Stadt. Da die SDAG Wismut als Trägerbetrieb der Fußballsektion ihren Hauptsitz in Karl-Marx-Stadt hatte, firmierte der dreimalige DDR-Meister von 1954 bis 1963 unter dem Namenszusatz des ungeliebten Nachbarn.