Blamabel und abstiegsreif: Cottbus ergibt sich seinem Schicksal

Mit dem Trainerwechsel sollte beim FC Energie Cottbus doch die letztmögliche Reißleine gezogen und kurz vor dem Saisonende die Wende zum Guten geschafft werden. Was Claus-Dieter Wollitz aber bei seinem Amtsantritt erleben musste, das glich einer Farce: Mit 0:5 (0:4) wurde der glorreiche FCE vom Emporkömmling SG Sonnenhof Großaspach abgewatscht – der Dorfverein aus Baden-Württemberg hatte den Finger tief in sämtliche Wunden der Lausitzer gelegt.

Himmelfahrtskommando

Wo soll die Beschreibung des Gesehenen im Stadion der Freundschaft anfangen? Apropos Anfang: „Neuanfang jetzt!“, das prangte auf den Lettern vor der Fankurve. Trotz der anhaltend enttäuschenden Leistungen hatten sich rund 6000 Unentwegte am Samstagnachmittag eingefunden und unterstützten ihre Farben auch demnach – zumindest bis zum Ende der ersten Halbzeit. Denn schon da war der kaum für möglich gehaltene Super-GAU geschehen, Energie Cottbus hatte sich abermals förmlich abschlachten und ausnehmen lassen. Es spielt dabei keine Rolle, dass die Gäste aus dem Fautenhau sicherlich nicht vier oder fünf Tore überlegen waren. Es mutete schlichtweg erschreckend an, dass die Cottbusser einer Schulmannschaft ähnlich immer wieder in den gleichen Fehler lief und sich tatsächlich nach nahezu identischem Schema vier (!) Kontertreffer fing. Immer wieder rannte das rot-weiße Himmelfahrtskommando in ihr Verderben, immer wieder nutzten es die Großaspacher aus. Und dass die Truppe von Rüdiger Rehm über schnelle Spieler verfügt, die Tempogegenstöße setzen können, das sollte sich doch auch rund um den FC Energie nach 34 Spieltagen herumgesprochen haben.

500 Minuten ohne Tor, schlechtestes Torverhältnis im Abstiegskampf

Unter dem Strich bedankten sich höchst artig für die zahlreichen Geschenke und erwiesen sich als eiskalt in der Chancenverwertung. Tobias Rühle (7.) und Pascal Sohm (14.) erstickten die Siegeshoffnungen der Gastgeber schon nach einer Viertelstunde im Keim. Bashkim Renneke (40.) und Timo Röttger (42.) sorgten für den höchsten Pausenstand in dieser Drittliga-Spielzeit. Und als Shqiprim Binakaj in der Nachspielzeit das Tüpfelchen auf das i setzte, da waren weite Teile der Cottbusser Fans längst auf dem Heimweg und machten sich Gedanken über die mehr als erschütternde Bilanz: Mehr als fünf Spiele ohne eigenes erzieltes Tor, das entspricht rund 500 Spielminuten. Ein Torverhältnis von 0:14 Treffern in eben diesem Zeitraum. Energie Cottbus hat längst, den abgeschlagenen VfB Stuttgart II außen vorgelassen, das schlechteste Torverhältnis aller Teams im Abstiegskampf. Es sind somit eigentlich bereits drei Zähler Rückstand auf das rettende Ufer, bei noch vier verbleibenden Spielen.

Wollitz: "Halbzeitstand macht Aufbauarbeit schwer“

„Es ist schwierig, beim Halbzeitstand von 0:4 die Spieler noch einmal richtig aufzubauen“, musste sich auch „Pele“ Wollitz nach Abpfiff eingestehen. Auch der Versuch, in der zweiten Spielhälfte eine Alles-Egal-Mentalität an den Tag zu legen und das kurz zuvor Erlebte zu verdrängen, ging demnach nicht auf. Auch in den Minuten der größten Cottbusser Verzweiflung seit langer Zeit schöpfte er jedoch Mut und bekannte: „Wir haben den letzten Glauben verspielt – und genau darin kann unsere Chance liegen. Ich werde weiterhin alles dafür geben, um den Klassenerhalt möglich zu machen.“ Am kommenden Freitagabend wartet ausgerechnet beim Letzten aus Stuttgart eine eigentlich lösbare, aber dennoch in dieser Situation unglaublich schwere Aufgabe. Es spricht aktuell noch weniger für Energie Cottbus und seine mehr und mehr leidenschaftslos auftretende Truppe als je zuvor im Saisonverlauf, dennoch hat der FCE dort keine Wahl: Denn wenn dort kein Sieg gelingt, wäre nicht nur die Konkurrenz kurz davor, davonzuziehen, sondern mit der VfB-Reserve ein vermeintlich totgeglaubter Rivale nochmals zum Leben erweckt worden.

   

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