Offiziell! Türkgücü München steigt in die 3. Liga auf

Das ohnehin offene Geheimnis wurde offiziell gelüftet: Türkgücü München steigt in die 3. Liga auf. Der bayerische Fußballverband (BFV) meldete am Sonntagabend, dass er den Spitzenreiter der Regionalliga Bayern "für die Teilnahme an der Saison 2020/21 für die 3. Liga fristgerecht an den DFB gemeldet hat". Nun muss der DFB noch grünes Licht geben.

Stadion-Frage geklärt

In einer ersten Reaktion erklärt Geschäftsführer Max Klothny: "Die letzten Wochen und Monate waren und sind aufgrund der Corona-Pandemie auch für unseren Verein keine einfache Zeit." Letztendlich sei man aber "nach reiflicher Überlegung" dennoch zu dem Entschluss gekommen, "unser Aufstiegsrecht wahr zu nehmen und den Sprung in die dritte Liga zu wagen". Zuletzt hatte Türkgücü München Zweifel am Aufstieg geäußert. Nun hofft Klothny, "dass wir vom DFB grünes Licht bekommen und unsere Planungen weiter vorantreiben können". Denn wie bei allen anderen Klubs, die sich für die 3. Liga qualifizieren, liegt die Entscheidung über die Zulassung beim DFB.

Während es aus sportlicher Sicht keine Zweifel gab – Türkgücü gewann 17 von 23 Spielen und liegt neun Punkte vor dem Zweiten aus Schweinfurt – erwies sich die Stadionfrage zuletzt als Hindernis. Weil Türkgücü München über keine eigene Spielstätte verfügt, war der Klub auf die Hilfe der Stadt angewiesen. Am Freitag dann der Durchbruch: Elf Heimspiele trägt Türkgücü im Grünwalder Stadion aus – und wird dort neben 1860 und Bayern II der dritte Drittligist sein -, für die übrigen acht Partien weicht der ambitionierte Klub ins Olympiastadion aus. Der DFB muss dem Plan der Stadt München allerdings noch zustimmen. Problem: Normalerweise muss ein Klub ein Stadion vorweisen, das die ganze Saison über zur Verfügung steht. Doch möglicherweise drückt der DFB in diesem Fall ein Auge zu, da drei Drittliga-Vereine in einer Stadt ein Novum sind. Ein Zuschauermagnet ist der Klub bislang noch nicht. Zu den Heimspielen in dieser Saison kamen im Schnitt 460 Fans.

Durchmarsch von der 6. Liga

Für viele Drittliga-Fans dürfte Türkgücü ein noch unbeschriebenes Blatt sein – dabei blickt der vergleichsweise junge Verein bereits auf eine äußerst bewegte Geschichte zurück. Wir schreiben das Jahr 1975, türkische Migranten gründen in München den SV Türk Gücü. Was folgt, ist eine bemerkenswerte, wenn auch erst einmal kurze Erfolgsgeschichte. So verbesserte sich der kleine Verein in den Anfangsjahren seines Bestehens kontinuierlich. Im Jahr 1988 gelang unter Peter Grosser, einem ehemaligen Meisterspieler des TSV 1860 München, der Aufstieg in die damals drittklassige Bayernliga. Dort duellierte sich Türk Gücü unter anderem mit eben jenen Sechzigern, in der Spitze kamen bis zu 12.000 Zuschauer. Der Klub war anschließend fester Bestandteil der Bayernliga, erst rund um die Jahrtausendwende ging es wieder nach unten – dafür jedoch umso steiler. Es folgte die Pleite im Jahr 2001, der nachfolgende Türkische SV München erlebte ein Jahr darauf mit dem Abstieg in die Kreisklasse den sportlichen Tiefpunkt.

Umso bemerkenswerter, wie sich Verein wieder berappelte: Zur Saison 2009/10 fusionierte der TSV mit dem SV Ataspor, mit dem Einstieg von Mäzen Hasan Kivran wurde wenige Jahre später auch der Profifußball wieder zu einem realistischen Ziel. Diesen erreichte der Aufsteiger nun mit dem Durchmarsch von der sechstklassigen Landesliga, wo der Klub noch vor zwei Jahren spielte, über die Bayernliga und Regionalliga in die 3. Liga. Während man in Sachen Vereinsname zu den Wurzeln zurückkehrte und sich seit vergangenem Jahr Türkgücü München nennt, setzt der Klub anderswo auf hochmoderne Strukturen: Die Profiabteilung wurde bereits zu einer GmbH umgewandelt, der Nachwuchbereich wird aktuell optimiert. Überhaupt ist Hasan Kivran nicht für seine zögerliche Art bekannt: Personell sorgte er etwa für Aufsehen, als er den Vertrag von Aufstiegstrainer Rainer Maurer nicht verlängerte oder die Mannschaft gegen Widerstände zum Gehaltsverzicht bewegte. Nun steht Türkgücü vor seiner ersten Saison im Profifußball. Und die 3. Liga dürfte noch nicht die Endstation für den ambitionierten Klub, der vor einem Jahr Uerdingen-Kapitän Mario Erb in die Regionalliga lockte – sein. Die Saison in der Regionalliga Bayern soll derweil ab September fortgesetzt werden – dann ohne Türkgücü.

   
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