Baumgart: "Ohne Vorbilder" in den Endspurt mit Paderborn
Vier Spiele Zeit besitzt der SC Paderborn noch, den Worst Case Regionalliga West abzuwenden. Vor knapp zwei Wochen hat der ehemalige Rostocker Steffen Baumgart das Zepter übernommen – er soll den in Fankreisen teilweise als "nicht trainierbar" bezeichneten Kader in den Zielhafen 3. Liga schiffen. Wie das gelingen kann?
"Ich werde den Fußball nicht mehr neu erfinden"
"Im taktischen Bereich werde ich den Fußball nicht mehr neu erfinden“, stellt Baumgart sofort klar – das sei in den letzten vier Spielen auch kaum mehr möglich. Allein mit seiner ehrlichen und geradlinigen Art soll der 45-Jährige, für den der SCP die erste Station in der 3. Liga darstellt, als Motivator dienen. "Wenn ein Akteur von sich sagt, dass das Team einen Tritt in den Hintern benötigt, ist das kein gutes Zeichen – diesen Willen sollten die Spieler von sich aus mitbringen“, stellte Baumgart etwa als Reaktion auf ein Zitat von Christian Bickel klar. Er, der mit der Erfahrung von insgesamt 225 Bundesliga-Spielen und 142 Zweitliga-Partien als aktiver Spieler auf dem Buckel an die Pader kommt, scheute die Aufgabe nicht, ganz im Gegenteil: "Es hat mich geehrt, dass ein Verein wie der SC Paderborn auf mich aufmerksam wurde“, so der Fußballlehrer, der zuletzt den Berliner AK betreute und diesen im Jahr 2016 fast in die 3. Liga führte.
Fokus gilt nur den nächsten vier Spielen
Bekanntermaßen scheiterten die Hauptstädter im Rennen um die Aufstiegsrelegation schlussendlich an einem einzigen Punkt – der FSV Zwickau marschierte eine Etage höher und gastiert am übernächsten Wochenende zu einem von vier verbleibenden Schicksalsspielen in der Benteler-Arena. "Wir haben keine Zeit mehr, uns für gute Leistungen nicht zu belohnen“, warnt Baumgart vor mangelnder Effektivität. Aus vier Begegnungen sollten mindestens zwei, besser drei weitere Siege erzielt werden, um das zuletzt schwächelnde Werder Bremen II im Abstiegskampf noch abzufangen. "Mit allem, was danach kommt, beschäftige ich mich zu diesem Zeitpunkt noch überhaupt nicht“, so der 45-Jährige, dessen Kurzzeit-Vertrag nur bis zum Saisonende gilt. Eine Verlängerung ist wahrscheinlich, sofern der gebürtige Rostocker den Klassenerhalt tatsächlich meistern kann.
"Ich gehe lieber meinen eigenen Weg“
Ein Vorbild im Trainergeschäft besitzt Baumgart derweil nicht. "Ich habe es nicht so mit Vorbildern, da gehe ich lieber meinen eigenen Weg“, entgegnete der ehemalige Stürmer, der in seiner aktiven Zeit für zahlreiche ostdeutsche Traditionsvereine aktiv war: Neben Hansa Rostock verbrachte Baumgart mehrere Jahre bei Union Berlin und Energie Cottbus sowie ein kurzes Intermezzo beim 1. FC Magdeburg. Apropos FCM: Die Karriere von Baumgart und Magdeburgs Coach Jens Härtel gleichen sich in mehreren Stationen. Beide Übungsleiter trainierten zunächst den langjährigen Fünftligisten Germania Schöneiche, wurden dann vom Berliner AK entdeckt – und finden sich nun schlussendlich in der 3. Liga wieder. "Er ist ein Coach voller Akribie, der aber von der Persönlichkeit und des Trainerstils sich doch ein wenig von mir unterscheidet“, so Baumgart. Ob sich die beiden im kommenden Jahr im direkten Duell begegnen? Magdeburg dürfte nicht aufsteigen, der SCP nicht absteigen. Zumindest Letzteres kann Baumgart selbst beeinflussen – ein erfolgreicher Auftakt ist mit dem 3:1-Sieg über die Sportfreunde Lotte bereits geschafft.