Analyse: Woran Robert Lechleiter in Ulm gescheitert ist

Nach nur sechs Spieltagen hat der SSV Ulm 1846 die Reißleine gezogen und sich von Cheftrainer Robert Lechleiter getrennt. liga3-online.de analysiert, woran der 45-Jährige gescheitert ist.
Keine Entwicklung
Neben den schwachen Ergebnissen – nur zwei Siege und vier von sechs Spielen verloren -, war es vor allem die ausbleibende Entwicklung der Mannschaft, die dem 46-Jährigen zum Verhängnis wurde. Nach dem großen Umbruch im Sommer sei diese "leider in die falsche Richtung" gegangen, so Vorstandsmitglied Thomas Oelmayer. Konkret hatte es Lechleiter nicht geschafft, eine echte Einheit zu formen. Und das, obwohl er dazu die komplette Vorbereitung zur Verfügung hatte. Auch individuell ging es beim SSV nicht voran.
Kaderumbruch
Er fiel nicht gerade klein aus, der Umbruch bei den Spatzen in diesem Sommer. 18 Spieler, darunter Leistungsträger wie Oliver Batista Meier, Semir Telalovic und Bastian Allgeier, haben den Klub nach dem Abstieg verlassen, genauso viele Akteure kamen neu hinzu. Angesichts einer derart großen Kader-Fluktuation ist es nicht überraschend, dass zu Saisonstart noch nicht alle Rädchen ineinandergreifen und es noch Abstimmungsprobleme gibt.
Hinzukommt: Zwar war der Kader schon relativ früh während der Vorbereitung beisammen, die Top-Transfers – Jonas David, Marcel Seegert, Dominik Martinovic und Leon Dajaku – tätigte der SSV aber erst während der schon laufenden Saison. Das Quartett fügte sich zwar sehr schnell ein, dennoch wäre es natürlich besser gewesen, wenn sie schon direkt zum Start zur Verfügung gestanden hätten.
Offensivflaute
Womöglich hätte es die Offensivflaute zu Beginn der Spielzeit dann nicht gegeben. So aber netzten die Württemberger in den ersten vier Partien lediglich viermal ein, wobei sie nur drei Treffer selbst erzielten. Besonders alarmierend: Auf das Konto der Stürmer André Becker, Paul-Philipp Besong und Lucas Röser ging keiner dieser Tore. Da spielte es auch keine Rolle, in welchem System Lechleiter spielen ließ oder wie er den Angriff besetzte.
Auch von der Bank kamen keine Impulse. Erst der nachverpflichtete Dominik Martinovic erzielte am vergangenen Samstag das erste Stürmertor der Ulmer, und prompt netzte auch Becker erstmals an. Allerdings verletzte sich Martinovic während der Partie und fällt mit einem Kreuzbandriss nun mehrere Monate aus.
Verletzungspech
Neben Martinovic, der sich direkt bei seinem Ligadebüt verletzte, erwischte es am 1. Spieltag auch bereits Kapitän Johannes Reichert. Der Innenverteidiger riss sich ebenfalls das Kreuzband, auch Meniskus und Knorpel wurden in Mitleidenschaft gezogen. Und als wäre es nicht schon bitter genug, dass Reichert den Ulmern als Leader auf dem Platz fehlt, auch in der Kabine wird der Verteidiger als Anführer schmerzlich vermisst.