Analyse: So lief der Winter-Transfermarkt in der 3. Liga

Die Messe auf dem Transfermarkt ist gelesen, ab jetzt müssen es die Vereine mit dem vorhandenen Spielermaterial schaffen. Die Ziele der Drittligisten sind natürlich unterschiedlich – und genauso verschieden waren die Transferstrategien. Wer hat am meisten getan? Wer am wenigsten? Und wer hat den großen Coup gelandet? liga3-online.de gibt den Überblick.

Zahlen, Daten und Fakten

Elian Clasen nimmt in diesem Transferfenster eine besondere Rolle ein. Noch nie gehört? In Ordnung, das ist irgendwie verständlich. Dennoch war der vierte Keeper von Viktoria Berlin der einzige Leih-Rückkehrer in diesem Winter – obwohl er inzwischen direkt an Altona 93 weiterverliehen wurde – und das heißt ja dann automatisch, dass insgesamt 44 Neuzugänge und 46 Abgänge aus völliger Überzeugung heraus getätigt wurden. Doch wo bedienen sich die Drittligisten überhaupt?

Gleich fünf Spieler wurden aus den eigenen U19-Mannschaften hochgezogen, wo zum Beispiel der 1. FC Magdeburg gleich zwei Youngsters beförderte. Aus niedrigeren Ligen wiederum wurden gleich sechs Akteure verpflichtet, und da sticht vor allem VfL-Neuzugang Emeka Oduah heraus, denn für den 19-jährigen Offensivspieler von Union Fürstenwalde soll Osnabrück rund 50.000 Euro auf den Tisch gelegt haben. Für viele Ablösesummen wurde natürlich obligatorisch das Stillschweigen vereinbart, sodass interessante Zahlen im Dunkeln liegen.

Klar ist, dass für vereinslose Spieler zumindest keine Ablöse nötig ist. Auch auf dem Markt der freien Spieler schlugen die Teams daher zu, sodass gleich sechs Akteure nach langer Vereinssuche fündig wurden. Wiederum sieben Transfers – und das kann zu spannenden Konstellationen in der Rückrunde kommen – liefen liga-intern ab. Der größte zu erwartende Showdown zwischen Terrence Boyd (1. FC Kaiserslautern) und Elias Huth (Hallescher FC) war allerdings eher ereignislos. Und dann setzen die Klubs selbstverständlich noch auf das höhere Regal – und zwar mit 18 Neuzugängen aus der Beletage und ihrem Unterhaus.

Die Transfer-Champions

Konstanz ist ein Stichwort, das häufig mit Erfolg einhergeht. Bleibt dieser aus, dann müssen sich Fußball-Fans womöglich schnell an neue Gesichter gewöhnen und sorgsam abwägen, welche Beflockung sie für ihr Trikot wählen. Überraschenderweise waren die diesjährigen Transferkönige alles andere als erfolglos – zum Beispiel Borussia Dortmund II. Gut, bei U23-Mannschaften ist die Fluktuation entwicklungsbedingt, weil Talente von unten hochkommen und noch Talentiertere den Weg nach oben weitergehen. Und die dazwischen? Die werden meist abgegeben, wie in diesem Fall. Fünf Abgänge stehen zwei Neuzugängen gegenüber.

Aber mit sieben Transfer-Aktivitäten ist der BVB II nur auf dem dritten Platz. Knapp am inoffiziellen Titel vorbei ist ausgerechnet der 1. FC Saarbrücken – der aktuelle Viertplatzierte der Liga. Insgesamt neun Transfer-Bewegungen kamen bei den Saarländern zustande, wobei die meisten Entscheidungen in Richtung von Abschieden gingen. Der Wechsel mit den größten Nebengeräuschen war dabei wohl die Trennung von Dennis Erdmann, der sein Glück nun in den Vereinigten Staaten sucht. Getoppt wird das Geschehen nur von Viktoria Berlin, bei denen vier Neuzugänge insgesamt sechs Abgängen gegenüberstehen.

Die Unveränderten

Wer in der vorherigen Sparte auf Türkgücü München als Transferkönig setzte, der wartete vergeblich. Aufgrund der Insolvenz ist beim ambitionierten Klub in diesem Winter praktisch nichts möglich gewesen – keine Neuzugänge und nur drei Abgänge. Damit zählt ausgerechnet Türkgücü zu den inaktivsten Klubs in diesem Winter.

Ähnlich unverändert, aber weniger dramatisch, lief es bei 1860 München ab. Lediglich Sascha Mölders verließ trotzdem nicht ganz unauffällig den Klub, Neuzugänge gab es trotz Spekulationen nicht. Das Kontrastprogramm bietet der SC Freiburg II, der mit Ji-han Lee (Boin HighSchool) lediglich ein einziges Talent dazuholte – und niemanden abgab. Mit jeweils zwei Transfer-Aktivitäten blieben auch Havelse, Wiesbaden und Zwickau nahezu untätig. Doch wer weiß, ob nicht genau diese wenigen Handlungen auf dem Markt am Saisonende den Unterschied ausmachen.

Die auffälligsten Transfers

Wohl dem natürlich, der für Transfer-Aktivitäten auch Geld in die Hand nehmen kann. Oder viel für einen besonderen Wechsel zur Verfügung hat. Dazu zählt dann wohl auch, wenn man ein halbes Jahr vor Vertragsende etwa 300.000 Euro für einen 30-Jährigen investiert. Und doch möchte man dem 1. FC Kaiserslautern zum Transfer von Terrence Boyd gratulieren, denn der Mittelstürmer verspricht das, was den Roten Teufeln in den letzten Jahren abgegangen ist – ein garantierter Torriecher. Dass im Gegenzug der glücklose Elias Huth an den HFC abgegeben wurde, ist sozusagen die Kirsche auf der Sahne aus Sicht der Lautrer.

Oduah, Mölders, Erdmann – weitere Transfers mit Auffälligkeiten haben wir bereits angerissen. Dazu kann man getrost noch den Wechsel von Ex-Dresdner Marvin Stefaniak (Würzburger Kickers) zählen, der abseits des SGD-Trikots noch immer nach seinem Glück sucht. Auch der Absprung von Maurice Deville, der in Saarbrücken überwiegend die Bank wärmte, zum höherklassigen SV Sandhausen überraschte auf den ersten Blick. Und Viktoria Berlin wiederum musste den Abschied von Top-Scorer Tolcay Cigerci (sieben Tore/sieben Vorlagen) zum türkischen Zweitligisten Samsunspor akzeptieren. Allesamt Transfers, die in dieser Form nicht zu erwarten waren. Und nicht zu vergessen: Auch der auffällige Schnauzbart von Ex-Havelser Denis Kina wird der Liga zumindest optisch fehlen.

Die (Rück-)Rückkehrer

Es ist nicht ungewöhnlich, dass im Profi-Fußball immer wieder mal Akteure zu ihren alten Stationen zurückkehren, wo sie schon gute und teilweise auch bessere Zeiten erlebt haben – da kann man ruhig mal Max Kruse fragen. Oder Peter Kurzweg. Außerhalb von Würzburg wurde der Linksverteidiger noch nicht glücklich, weswegen der einstige Aufstiegsheld jetzt – ausgerechnet in der schwierigsten Phase des Vereins im Kampf um den Klassenerhalt – zurückkehrt. Oder mitanpacken will, je nach Auslegung.

Manchmal läuft es aber auch anders. Bjarne Thoelke zum Beispiel wechselte schon vor einem Jahr zum FCS und erlitt nach 94 Einsatzminuten einen Wadenbeinbruch. Erst kürzlich wurde der Innenverteidiger wieder fit und konnte sich um einen neuen Vertrag bemühen – und schon war das Wiedersehen in Saarbrücken perfekt. Oder man unterschreibt einfach gleich dreimal bei demselben Verein, wie es Mike Bähre inzwischen in Meppen getan hat. Und wieder andere, die konnten ihren Vertrag trotz Unterschrift nicht wahrnehmen und haben es doch nie vergessen. Dazu zählt MSV-Innenverteidiger Marvin Knoll, dessen Engagement bei den Zebras im Jahr 2013 aufgrund eines Lizenzentzugs nicht eintrat. Jetzt hat er die ersten vier Spiele für Duisburg doch noch auf dem Buckel.

Die potentiellen Stars

Apropos Duisburg: Wenn sich der Traditionsverein in diesem Jahr erneut gegen den Abstieg stemmt, werden die Hoffnungen auch auf Offensivspieler und Wirbelwind John Yeboah ruhen. In Würzburg wiederum ist auch André Becker ein Hoffnungsträger, der einst mit 20 Regionalliga-Toren in 22 Spielen den Sprung nach Regensburg schaffte. Einzig die sensationellen Erfolge der Jahnelf in der jüngsten Zeit ließen Becker wohl außen vorstehen. Und Neu-Waldhöfer Pascal Sohm garantiert seinem Klub schon beinahe einen gewissen Star-Appeal, schließlich kennt der Mann die Tore der 3. Liga sehr genau.

Ein Augenmerk wird gleichwohl auf Tatsuya Ito liegen, den Christian Titz einst im Nachwuchsbereich des Hamburger SV zum Profi entwickelte. Ohne Titz war dem Japaner das Glück nicht lange hold, sodass sich nun die Wege elbaufwärts in Magdeburg wieder gefunden haben. Mit Fabrice Hartmann (Eintracht Braunschweig) und Joscha Wosz (Hallescher FC) wirbeln zwei hochveranlagte Youngsters von RB Leipzig jetzt auf Leihbasis durch die Liga – und denselben Weg erprobt der FC Ingolstadt auch mit Jalen Hawkins (1. FC Saarbrücken) und Justin Butler (Waldhof Mannheim). Werden die beiden jungen Offensivkräfte keine Stars in der neuen Spielklasse, dann haben sie doch zumindest schonmal Drittliga-Luft für die abstiegsbedrohten Schanzer geschnuppert.

   

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