Alvarez: "Aue kommt her und macht sich in die Hose"
Dem VfL Osnabrück ist im Verfolgerduell mit dem FC Erzgebirge Aue der Sprung auf den Relegationsplatz nicht geglückt: Beim torlosen 0:0 der Niedersachsen und der Veilchen bekamen die 8.444 Zuschauer dennoch eine Menge Action und viele Tormöglichkeiten zu sehen – die Partie war eines Spitzenspiels auch ohne Tore jederzeit würdig.
Denn die von Joe Enochs trainierten Gastgeber starteten in das Duell der lila-weißen Vereinsfarben mit viel Druck und hoher Laufintensität. Schon nach 15 Minuten hätte Anthony Syhre seine Mannschaft für das Engagement belohnen können, er traf jedoch frei vor FCE-Torhüter Martin Männel nur den linken Innenpfosten, von dem aus das Leder Männel zurück in die Arme sprang. Überhaupt wurde Männel immer wieder früh unter Druck gesetzt, sodass sich der Rückhalt der Auer immer wieder zu Fehlern im Spielaufbau hinreißen ließ. Daraus schlugen Halil Savran und Co. jedoch kein Kapital. Über 30 Minuten drängte der VfL die Erzgebirgler immer wieder in die eigene Hälfte, verzeichnete dabei auch noch einige Halbchancen, doch Zählbares sprang aus dieser Offensive nicht heraus. Die Frage lautete: Kann der VfL Osnabrück dieses Tempo tatsächlich über 90 Minuten gehen oder wird ihm dies noch zum Verhängnis? Schon zum Ende der ersten 45 Minuten fanden die Gäste besser in die Begegnung, setzten vermehrt Nadelstiche durch schnelle Tempogegenstöße. Alexander Dercho hätte sie per Eigentor sogar fast in Führung gebracht (13.).
Nach dem Seitenwechsel Gelegenheiten für beide
Viel hatten sich die Enochs-Kicker für die Zeit nach der Pause vorgenommen – und fast wäre dies umgehend über den Haufen geworfen worden, als Marvin Schwäbe Simon Skarlatidis den Ball vorlegte, dieser aber frei vor dem Tor aus sechs Metern scheiterte (46.). Osnabrück konterte umgehend durch Marcos Alvarez, der nach seiner Kapselverletzung rechtzeitig wieder fit geworden war: Auch ihm versagten jedoch aus kürzester Distanz vor Männel die Nerven, als er den FCE-Schlussmann anschoss, obwohl er sich die Ecke hätte aussuchen können (55.). Kurz darauf vergab auch noch Christian Groß eine exzellente Möglichkeit (57.), dann war das Offensivfeuer erloschen. Mit einem 0:0 mussten sich alle Beteiligten zufriedengeben – ein Ergebnis, dass angesichts der Spielanteile letztendlich die Kräfteverhältnisse widerspiegelte: Denn auch Erzgebirge Aue zeigte stets ein ball- und passsicheres Spielverhalten, nutzte Unaufmerksamkeit in der VfL-Defensive aber nicht entscheidend aus.
Alvarez sorgt mit Schwalbe für Aufregung
Marcos Alvarez, der im Spiel gegnerische als auch eigene Fans mit einer übertriebenen Theatralik nach einem vermeintlichen Ellenbogenschlag von Steve Breitkreuz verärgerte (Video unten), sprach nach Abpfiff gegenüber os1.tv von einem guten Spiel, auch wenn der Sieg sicherlich möglich gewesen wäre: "Wir hatten gute Möglichkeiten nach der Pause. Aue kommt als Dritter hierher und macht sich in die Hose – das war zum Anfang der Saison noch nicht so.“ Verteidiger Michael Hohnstedt konstatierte: "Kurz nach Spielende ist man natürlich enttäuscht, wir haben Aue 90 Minuten mit Powerplay überrannt. Aue hatte nicht eine richtig gute Torchance.“ Nun gut, Aue besaß auch die ein oder andere Möglichkeit, und speziell zum Ende der Halbzeiten fehlte dem VfL ein wenig die Kondition, um den Gegner zermürben und das entscheidende Tor erzwingen zu können. Einen Verlierer hatte dieses Spiel damit eigentlich nicht verdient.
Letztes Spiel des Jahres beim Tabellenletzten
"Nur" ein Punkt aus den letzten beiden Spielen – der VfL Osnabrück hat nach der jüngsten Erfolgsserie offenbar eine kleine Verschnaufpause eingelegt. Schon am nächsten Samstag kann der Verein von der Bremer Brücke, der durch das Remis und die zeitgleiche Niederlage des Kontrahenten am Erzrivalen Preußen Münster vorbeizog, das Fußballjahr 2015 positiv beenden: Die Reise führt nach Baden-Württemberg, wo Alvarez und Co. beim Tabellenletzten Stuttgarter Kickers gastieren. "Das sind drei Pflichtpunkte“, gab Alvarez zu Protokoll. Diese verloren zehn ihrer letzten elf Auftritte und taumeln nach ursprünglichen Aufstiegshoffnungen und einem zufriedenstellenden Saisonstart langsam, aber sicher der Regionalliga Südwest entgegen. Auch der Trainerwechsel hin zu Tomislav Stipic scheint seine Wirkung noch nicht zu entfalten: Die Chancen stehen mehr als gut, sich dort im Rennen um die oberen Plätze zu etablieren – auch wenn im Fußball ebenso zu beachten ist, dass „angeschlagene Boxer“ nicht zu unterschätzen sind.