Alles, was ihr zum 6. Spieltag wissen müsst
Das letzte August-Wochenende bietet aus Drittliga-Sicht mehrfach den Gang ins sportliche Feinschmecker-Regal. Über allem steht das Sachsenderby zwischen Erzgebirge Aue und Dynamo Dresden, dazu kommen diverse Favoritentreffen und angedeutete Spitzenspiele – wobei die Saison ja noch jung ist. Freut euch den 6. Spieltag! Wir werfen einen Blick auf das, was kommt.
Die Ausgangslage
Fünf aus fünf – und wie lange geht das noch weiter? 1860 München greift als Gast von Viktoria Köln nun nach einem Drittliga-Rekord, denn noch nie ist eine Mannschaft mit sechs Erfolgen in eine Saison gestartet. Der einzige Verfolger, der bei einem Sechzig-Patzer vorbeiziehen könnte, ist ein Aufsteiger: Die SV Elversberg, die gegen den Siebten Mannheim erneut ihre Top-Offensive unter Beweis stellen will. Auch bei Osnabrück gegen Saarbrücken – nur Letztere wurden bislang ihrer Favoritenrolle auch gerecht – sowie dem Treffen von Ingolstadt und Wiesbaden sind weitere Fingerzeige zu erwarten, wer längerfristig um die Spitzenplätze mitmischen will.
Dass sich Dynamo Dresden (11.) und Erzgebirge Aue (17.) zum Sachsenderby beide in der unteren Tabellenhälfte wiederfinden würde, hätte im Lager der Zweitliga-Absteiger wohl keiner erwartet. Beiden würde eine Niederlage nicht nur aus Prestigegründen schmerzen, die sieglosen Auer brauchen die Punkte aber noch dringender. Zumal unterhalb des FCE definitiv gepunktet wird: Die Aufsteiger Bayreuth und Essen duellieren sich, Schlusslicht Verl empfängt mit Zwickau ebenso eine vermeintlich machbare Aufgabe. Und wer dann noch nicht genug hat: Dortmund II und Freiburg II liefern sich das einzige Reserveduell der Hinrunde. Zum Glück, wird da mancher sagen…
Fünf Spiele im Fokus
Sorgenfalten in Sachsen: Erzgebirge Aue gegen Dynamo Dresden
96 (!) Duelle zwischen Aue und Dresden sind in der Historie vermerkt, der Großteil noch aus DDR-Zeiten. Zuletzt trafen sich Lila-Weiß und Schwarz-Gelb vornehmlich in der 2. Bundesliga, zuletzt am 34. Spieltag, als schon abgestiegene Erzgebirger den in die Relegation taumelnden Dresdenern den letzten Funken Selbstvertrauen raubten und einen 1:0-Auswärtssieg einheimsten. Die Revanche steigt nun im Lößnitztal. Das 0:0 in Saarbrücken war eine gute Antwort auf die vorherige, schlimme Niederlage gegen Wiesbaden (1:5), in kleinen Schritten soll es vorwärts gehen.
Was fehlt, ist Torgefahr, dabei scheint Dynamo in der Defensive (1,8 Gegentore pro Spiel) die größte Schwäche zu haben. Insgesamt wirkt die Mannschaft von Coach Markus Anfang noch längst nicht wie eine harmonische Einheit, eine Derbypleite würde die Stimmung endgültig kippen lassen, nachdem das 2:3 daheim gegen Elversberg zuletzt schon einer bitteren Enttäuschung glich. Aue bangt noch um Maximilian Thiel, der sich in Saarbrücken an der Schulter verletzt hat.
Zähe Tage an der Bremer Brücke: VfL Osnabrück gegen den 1. FC Saarbrücken
Im Duell der Brückenstädte hat Saarbrücken einen klaren Vorteil: Der FCS hat einen Cheftrainer namens Uwe Koschinat, der noch dazu ziemlich gut funktioniert und mit bislang wenig spektakulärem, aber ergebniseffizientem Fußball punktet. Der VfL befindet sich dagegen im Wartestand: Daniel Scherning folgte dem Lockruf nach Bielefeld, die Lila-Weißen gaben ihr Einverständnis, ohne den sofortigen Plan B aus der Schublade ziehen zu können.
So deutet alles darauf hin, als würde Tim Danneberg erneut an der Seitenlinie stehen – einmal darf er noch, dann müssen die Niedersachsen einen Trainer mit Fußballlehrerlizenz präsentieren. Dazu kommen die Ergebnisse: ein Punkt aus drei Spielen, und der war beim 1:1 in Wiesbaden auch noch ziemlich glücklich. Gut 10.000 Fans werden erwartet, sie wiederum sollten sich nicht zu viel versprechen: Elf Tore fielen in den zusammenaddiert zehn Saisonspielen beider Mannschaften, der FCS hat noch nicht ein Gegentor kassiert. Wer Spektakel sucht, sollte die Bremer Brücke meiden.
Hält der SVE-Lauf an? SV Elversberg gegen Waldhof Mannheim
Zwölf von 15 möglichen Punkten hat die SV Elversberg gesammelt, zuletzt dank des torgefährlichen Innenverteidigers Marcel Correia einen Coup in Dresden gefeiert. Der Einzige, der sie zu besiegen wusste, war ein Mitfavorit aus dem Südwesten – der 1. FC Saarbrücken. Nun stellt sich der nächste Klub dieser Kategorie vor: der SV Waldhof Mannheim, der sich zuletzt gut erholt zeigte von der 2:6-Schlappe in Meppen, als aber auch so gar nichts funktionierte.
Nicht nur das 2:1 gegen den BVB II, sondern auch die sich abzeichnende Rückkehr der Routiniers Marco Höger und Marc Schnatterer bessert die Laune beim Waldhof spürbar auf. In Elversberg wird die Defensive im Fokus stehen, schließlich hat Aufsteiger Elversberg mit 16 erzielten Treffern einen Drittliga-Bestwert nach fünf Spieltagen aufgestellt. Eine Verstärkung steht dazu in Aussicht, Luca Dürholtz soll von Konkurrent Essen an die Kaiserlinde zurückkehren.
Sechster Anlauf für RWE: SpVgg Bayreuth gegen Rot-Weiss Essen
Aue, Verl und Rot-Weiss Essen sind die drei Klubs, die noch sieglos dastehen. Keiner der Genannten war zuletzt aber so nah dran am ersehnten Dreier wie der Aufsteiger aus dem Ruhrgebiet: Erst den bis dato gegentorlosen Ingolstädtern zwei eingeschenkt, bis zur 84. Minute recht souverän geführt – und dann mit zwei Unaufmerksamkeiten zwei Zähler hergeschenkt. Es ist schon nicht wenig, was die Rot-Weißen von der Hafenstraße, die ja weiterhin auf der Suche nach Verstärkungen in fast allen Mannschaftsteilen sind, durchmachen müssen.
Für Bayreuth, als Drittletzter nur knapp vor Essen positioniert, gilt Ähnliches: Die rote Karte gegen Dennis Lippert, gezeigt beim 0:2 in Zwickau, entpuppte sich als Fehlentscheidung, fehlen wird der Stamm-Linksverteidiger trotzdem. Verbessern müssen die Oberfranken ihre Arbeit gegen den Ball – lassen sie erneut so viel zu wie in der ersten Halbzeit beim FSV, hat Essen beste Chancen auf den Premierensieg.
Rehms Duell mit der Vergangenheit: FC Ingolstadt gegen den SV Wehen Wiesbaden
Er ist erst 43 Jahre jung und mit 213 gecoachten Drittliga-Spielen doch schon auf Platz 5 der Hitliste: Rüdiger Rehm kennt die 3. Liga wie kaum ein anderer – und trifft mit dem FC Ingolstadt nun auf den SVWW, mit dem Rehm zwischen Anfang 2017 und Herbst 2021 viereinhalb aufregende Jahre inklusive Zweitligaauf- und -wiederabstieg erlebte. Nun geht es einzig darum, seinen ordentlich gestarteten Ex-Klub weiter zu distanzieren, drei Punkte trennen die Vereine (Ingolstadt ist Dritter, Wiesbaden Neunter) momentan.
Weiterhin fehlen wird ein anderer Ex-Wiesbadener, der am Oberschenkel verletzte Maximilian Dittgen. Dafür gibt es allen Grund, der neuen dänischen Sturmhoffnung zu vertrauen: Tobias Bech, 20 Jahre jung und angeblich gut eine halbe Million Euro teuer, fügte sich mit dem punktrettenden Doppelpack in Essen hervorragend ein. Ihn, Pascal Testroet und Pascal Schmidt als Offensivtrio zu verteidigen, ist in dieser Spielklasse wohl die Königsdisziplin.