Alles auf Angriff! Die Neuzugänge bei Darmstadt 98 im Check

Nach dem aufregenden Ende der letzten Saison mit dem sportlichen Abstieg, Wochen der Ungewissheit und der Rettung durch die Insolvenz von Kickers Offenbach, hat der SV Darmstadt 98 seine neue Mannschaft weitestgehend beisammen. 12 Abgängen, darunter auch Preston Zimmerman, der eigentlich gehalten werden sollte, nun aber seine Karriere für den Beruf aufgibt, stehen bislang 9 neue Spieler gegenüber. liga3-online.de stellt sie Euch genauer vor:

 Marcel Heller (27 Jahre, Offensive Außenbahn)

Der klangvollste Name unter den Neuen am Böllenfalltor ist sicherlich Marcel Heller. Einst als eines der größten deutschen Talente angesehen, hatte der flinke Außenspieler im Laufe seiner Karriere viel Pech. Bei der Frankfurter Eintracht machte Heller seine ersten Bundesligaspiele, darunter ein ganz starkes gegen Bayern München (2010). Doch hat damals sein schleichender Abstieg schon begonnen: Geplagt von Verletzungen ging es für Heller bald runter in Liga 2. In Dresden erlebte er 2011/12 wiederum eine Saison voller Nackenschläge, absolvierte lediglich 15 Partien. Anschließend entschied sich der 27jährige für einen Neuanfang in Aachen. Im Nachhinein die denkbar schlechteste Entscheidung. Der Verein versank bekanntlich im Chaos und muss in der Regionalliga neu starten. Die Chance für Darmstadt 98, sich einen hoch veranlagten und erfahrenen Spieler zu angeln: Über 100 Spiele in den ersten drei Ligen stehen für Heller bereits zu Buche. Wenn es Dirk Schuster gelingt, ihm neues Selbstvertrauen zu einzuhauchen und Heller verletzungsfrei bleibt, kann dieser Transfer für die ‚Lilien’ goldwert sein.

Marco Sailer (27 Jahre, Sturm)

Ebenfalls ein Name, den man zumindest in der 3.Liga bestens kennt: Marco Sailer  bestritt seit der Gründung der eingleisigen dritten Liga bislang 102 Partien und erzielte dabei 21 Tore. Sailer ist ein sehr unangenehmer Stürmer, der seinen Körper geschickt einzusetzen vermag und über Allroundqualitäten verfügt, die auch die ‚98er’ schon kennenlernen mussten: In der vergangenen Saison gab der gebürtige Heilbronner für seinen alten Club Heidenheim am Böllenfalltor die Vorlage zum 2:0. Denn Sprung in den höherklassigen Fußball schaffte Sailer jedoch nicht. Eine Spielzeit stand er beim damaligen Zweitligisten Fürth unter Vertrag, konnte sich dort aber nicht durchsetzen. Ähnlich wie bei Marcel Heller steckt großes Potenzial in dem Offensivspieler, das er jedoch in der abgelaufenen Saison nicht abrufen konnte und lediglich einen Treffer erzielte.

Sandro Sirigu (24 Jahre, Rechter Verteidiger)

Mit Sandro Sirigu reagierte Coach Schuster auf die Stagnation von Andreas Gaebler auf der rechten Abwehrseite. Gaebler musste gehen, nun stehen mit Julian Ratei und eben Sandro Sirigu zwei gleichwertige Alternativen zur Verfügung. Der Vorteil des Neuzugangs ist sicherlich seine Erfahrung von über 70 Spielen in der 3.Liga. Auffällig ist dabei seine faire Spielweise, denn der Deutsch-Italiener kassierte lediglich 11 gelbe Karten, niemals musste er den Platz vorzeitig verlassen. Außerdem kann er auch auf der offensiven Außenbahn eingesetzt werden, zuallererst steht jedoch der Zweikampf mit Ratei im Vordergrund.

Dennis Schmidt (25 Jahre, Sturm)

Mit der Jokerrolle kennt sich Dennis Schmidt gut aus. In der vergangenen Saison erzielte der ehemalige U-Nationalspieler vier seiner fünf Treffer für die Sportfreunde Lotte als Einwechselspieler, auch in der Relegation gegen RB Leipzig kam er herein und brachte sein Team in die Verlängerung, in der RB allerdings doch den Aufstieg klarmachen konnte. Ausgebildet in der Jugend von Bayer Leverkusen, kam er im Laufe seiner Karriere eben über den Status des Einwechselspielers selten hinaus (Ausnahme: Viktoria Köln in der NRW-Liga). Trotzdem stehen 88 Zweit- und Drittligaspiele zu Buche (vor allem für den VfL Osnabrück), die Torausbeute jedoch (9), bleibt verbesserungswürdig. Für Darmstadt 98 ist Schmidt dennoch ein vielversprechender Transfer, denn an Einsatz und Kampfgeist hat es dem Blondschopf noch nie gemangelt. Tugenden, die in der dritten Liga, und gerade in der Situation der Darmstädter, gefordert sind. Und wer weiß, vielleicht schafft es der 25jährige endlich, die Jokerrolle an jemand anderen weiterzugeben.

Dominik Stroh-Engel (27 Jahre, Sturm)

Noch so ein ehemaliges Top-Talent. Nicht wenige trauten dem baumlangen Stürmer in jungen Jahren den absoluten Durchbruch bei Eintracht Frankfurt zu. Doch auch ihm gelang es nicht, sich nachhaltig für höhere Aufgaben zu empfehlen und so blieb es bei drei Bundesliga- und sechzehn Zweitligaspielen (2 Tore). In der 3.Liga jedoch, ist der gebürtigen Mittelhesse (Ehringshausen) eine feste Größe – 27 Tore in 119 Einsätzen zeugen von viel Erfahrung. Die vergangene Saison freilich, lief nicht so gut für Stroh-Engel: Beim SV Wehen Wiesbaden erlebte er eine Spielzeit zum Vergessen. Nur drei Treffer in 34 Partien sind zu wenig, auch für seinen eigenen Anspruch. So konnte Darmstadt auch hier einen erfahrenen, zu besseren Leistungen fähigen Stürmer unter Vertrag nehmen, der zu den kleineren, flinkeren Kollegen Sailer und Schmidt den perfekten Kontrast darstellt: Mit seiner Körpergröße von 1,97 Meter ist Stroh-Engel in vorderster Front Flankenabnehmer und Ballverteiler Nummer eins.

Jérôme Gondorf

Der 6er der Stuttgarter Kickers stand als erster Neuzugang der ‚98er’ fest, er und Trainer Schuster kennen und schätzen sich aus gemeinsamen Zeiten in Stuttgart. Gondorf wird sich mit Hanno Behrens und Benjamin Baier um die Plätze im zentralen defensiven Mittelfeld streiten. Dort muss der Weggang von Danny Latza aufgefangen werden (wo er das Gros der Spiele für Darmstadt absolvierte), der sich durch Technik und Übersicht auszeichnete. Gondorf stopft dafür mehr Löcher und gibt selten einen Ball verloren, was Latza des Öfteren am Böllenfalltor vorgeworfen wurde.

Mirkan Kara, Serkan Firat & Mario Barusic

Die drei Eigengewächse aus der U19 sollen mit der Zeit ans Team herangeführt werden. Alle drei hinterließen in den bisherigen Testspielen durchaus positive Eindrücke. Es bleibt abzuwarten, wer es dauerhaft in den Kader schaffen wird.

Fazit: Überdurchschnittliche Saison ist möglich!

Nachdem die Abwehr in der vergangenen Rückrunde das Faustpfand der Darmstädter war, ist es nur logisch, dass im Angriff die meisten Veränderungen vorgenommen wurden. Auch wenn Zimmerman, Steegmann und Co. zum Ende hin auf Touren kamen, war die Torausbeute der klare Schwachpunkt der Südhessen. Lediglich Rudi Hübner, Elton Da Costa und Uwe Hesse sind aus der letztjährigen Offensivabteilung übriggeblieben. Mit Marcel Heller hat man endlich einen Flügelspieler von Format geholt, der für Schnelligkeit und Durchsetzungsvermögen steht. Dominik Stroh-Engel und Marco Sailer sind auf dem Papier die klaren Favoriten auf einen Stammplatz im angedachten Zweiersturm, doch Dennis Schmidt wird hier ein Wörtchen mitreden. Sandro Sirigu ist ein gestandener Drittligaspieler, der die Qualität im Kader ohne Zweifel verstärkt, gute Chancen hat, sogar Stammspieler wird. Selbiges gilt für Jérôme Gondorf, der im Mittelfeld den Abfangjäger geben möchte. Fast alle Neuzugänge sind Spieler mit großem Potenzial, allerdings mit einer schwachen letzten Saison oder Verletzungsanfälligkeit, weshalb Darmstadt 98 überhaupt eine Chance hatte, sie zu verpflichten. Wenn jeder seine Leistung abrufen kann und ohne Verletzung bleibt, kann sich das Darmstädter Publikum auf eine überdurchschnittliche Saison freuen, mit einer ganz starken Offensivabteilung. Alles auf Angriff in Darmstadt.

 

 

 

   

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