Abstieg besiegelt: Erfurt verabschiedet sich aus der 3. Liga

Eine Überraschung ist es nicht mehr, nun herrscht aber endgültig Gewissheit: Mit der 0:3-Niederlage beim Halleschen FC ist der Abstieg des FC Rot-Weiß Erfurt aus der 3. Liga besiegelt.

22 Punkte hinter dem rettenden Ufer

Nachdem der Deutsche Fußball-Bund (DFB) am Donnerstag den mit der Insolvenz einhergehenden Abzug von neun Punkten bestätigt hat, liegen die Thüringer sechs Spieltage vor Saisonende 22 Punkte hinter dem rettenden Ufer und können den Klassenerhalt somit nicht mehr schaffen. In der Regionalliga, das steht bereits seit Mitte März fest, wollen sich die Thüringer nun neu aufstellen und mittelfristig den Wiederaufstieg in die 3. Liga schaffen – schuldenfrei. Zuletzt drückten RWE rund 8,1 Millionen Euro Verbindlichkeiten, sodass Erfurt die Insolvenz und den Punktabzug in Kauf nahm.

Denn auch ohne den Abzug von neun Zählern waren die Chancen auf den Klassenerhalt nur noch theoretischer Natur. Auffällig: Nach der Insolvenz-Anmeldung spielte die Elf von Trainer Stefan Emmerling frei auf, holte aus vier Spielen vier Punkte und erzielte dabei acht Tore. Nur zwei weniger, als in der gesamten Hinrunde. Auch in Halle bot RWE insgesamt keinen schlechten Auftritt, was die mitgereisten Fans bis weit nach Abpfiff honorierten:

Sportliche Probleme und interne Querelen

Der Abstieg aus der 3. Liga ist nun ein echter Einschnitt: Seit der Saison 2008/09 spielt Rot-Weiß Erfurt durchgehend in der 3. Liga und führt dementsprechend auch die ewige Tabelle der 3. Liga an. Schnupperten die Thüringer in den ersten Jahren noch regelmäßig am Aufstieg in die 2. Bundesliga und wurden zwei Mal in Folge Fünfter, ging es zuletzt stetig bergab. In dieser Saison erreichte der einstige DDR-Meister (1954, 1955) und UEFA-Pokal-Teilnehmer (1991/92) seinen absoluten Tiefpunkt. Schon am 2. Spieltag rutschte RWE erstmals auf einen Abstiegsplatz, seit Anfang November sind die Thüringer durchgehend Letzter.

Und als wäre das nicht schon bitter genug, kamen auch noch interne Querelen hinzu. So wurde Präsident Rolf Rombach im November vom Aufsichtsrat abgesetzt, um drei Tage später wieder ins Amt berufen zu werden. Keine Woche später trat er schließlich selbst zurück und wurde durch Frank Nowag ersetzt. Anschließend hatte die neue Führungsetage tagelang keinen Zugriff auf die Vereinskonten und konnte die Spielergehälter im November erst verspätet zahlen.

Erstmals in der Vereinsgeschichte viertklassig

Nacheinander wurden Geschäftsstellenleiter Konstantin Krause, Trainer David Bergner und Manager Torsten Traub beurlaubt. Währenddessen wurde bekannt, dass RWE quasi in allen Bereichen offene Rechnungen hatte und selbst die Miete für die Geschäftsstelle nicht mehr zahlen konnte. Die finanziellen Probleme führten schließlich dazu, dass Erfurt im Rahmen der Nachlizenzierung eine Summe von 1,6 Millionen Euro nachweisen musste. Das gelang den Thüringern zwar, jedoch erkannte der DFB eine Summe von 250.000 Euro nicht an und zog dem Verein einen Punkt ab. Mit der Insolvenzanmeldung Mitte März zog Rot-Weiß Erfurt schließlich die Notbremse, was einen Abzug von neun weiteren Punkten zur Folge hatte und den Abstieg nun besiegelte.

Somit wird RWE in der kommenden Saison erstmals in seiner über 50-jährigen Vereinsgeschichte nur noch viertklassig sein. Eine Zäsur nach zehn Jahren 3. Liga, zwei Zweitliga-Spielzeiten, zwölf Jahren in der drittklassigen Regionalliga und 37 Jahren in der DDR-Oberliga. Profifußball in Erfurt? Dieses Thema hat sich auf unbestimmte Zeit erstmal erledigt. In den noch verbleibenden sechs Spielen gegen Chemnitz (H), Lotte (A), Großaspach (H), Bremen II (H), Meppen (A) und Würzburg (H) will sich der letzte Drittliga-Dino nun mit Anstand verabschieden.

   
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