Aalen spielt wie ein Aufsteiger, wird aber nicht belohnt
Von dieser Saison wird man beim VfR Aalen noch lange, lange Zeit sprechen. 50 Punkte nach 31 Spieltagen bedeuten die vielleicht größte Überraschung der gesamten 3. Liga. Ein Meisterwerk von Trainer Peter Vollmann und seinem winzigen Kader, das aufgrund des Neun-Punkte-Abzugs nicht belohnt werden wird. Glücklicherweise hat sich das Team von dieser Ausweglosigkeit nicht anstecken lassen.
Eine Saison, in der eigentlich alles passt
So eine Spielzeit erwischst du in der 3. Liga nicht oft. Fast alles funktioniert, die Mannschaft ist homogen und eng verschweißt, deine einfache, aber hocheffiziente Strategie bekommt kaum ein anderer Drittligist in den Griff. Kurzum: Aalen hat das Umschaltspiel perfektioniert, weist zudem eine Stärke nach Standardsituationen auf und steht durch die Perfektionierung dieser einfachen fußballerischen Mittel verdient am Tor zur 2. Bundesliga. Schon vor einigen Wochen sprachen wir von einem Teufelskreis, in dem sich die Baden-Württemberger befinden – oft ergibt sich mit einem Mini-Etat, der in jeder Saison weiter gekürzt werden muss, schließlich nicht die Chance auf finanzielle Sanierung im Bundesliga-Unterhaus. Da muss im Team alles passen, da muss auch das Glück seine Rolle spielen und Verletzungen ausbleiben. Um es kurz zu fassen: Aalen erfüllt alle diese Kriterien, und wird im Falle des wahrscheinlichen Abzugs dennoch nicht aufsteigen. Punkt, aus, fertig.
Erste Anzeichen machen Mut für das nächste Jahr
Wie wird der VfR nach der Spielzeit auf das Geschehene zurückblicken? Wird das Team im Kern zusammenbleiben und einfach einen neuen Anlauf wagen – und wie wahrscheinlich ist es, dass dieser funktionieren wird? Fragen über Fragen, die Anfang April erst teilweise beantwortet werden können. Immerhin ist der Abstieg in die Regionalliga trotz Handicaps quasi vom Tisch, ein weiterer Erfolg sollte im sieben Etappen umfassenden Saisonfinale unter normalen Umständen genügen. Signale wie die Vertragsverlängerung von Torhüter und Identifikationsfigur Daniel Bernhardt machen Mut, dass Aalen Spieler besitzt, die zum Verzicht auf ein Gehaltsplus bereit sind. Dass Aalen Spieler besitzt, die Freude an der Sache haben, auch wenn die Umstände nur wenig Grund zum Schmunzeln bereithalten. Ein rechnerischer Aufsteiger, der wegen der Insolvenz nicht aufsteigen wird? Das gab es in der 3. Liga noch nie. Aalen wäre Präzedenzfall.
Reise nach Zwickau – das Duell der traurigen Seriensieger
Jetzt folgt die Reise zum FSV Zwickau. Ein Team, das nach einer überragenden bisherigen Rückrunde ein ähnliches Schicksal ereilt: Zwar werden den Sachsen keine Punkte abgezogen, die Aufstiegschance ist mangels Lizenzbeantragung aber schon im Vorfeld futsch. "Aktuell können sie spielen, wo sie wollen, irgendwie kommt immer ein Tor heraus“, blickt Peter Vollmann auf den Samstag voraus und weiß: "Der Klassenerhalt wird ihr ohnehin großes Selbstvertrauen nicht schmälern.“ Bezogen auf die gute Rückrunde stellt er klar: "Wir sind mit Holstein Kiel das zweitbeste Team im Jahr 2017, daher müssen wir uns nicht verstecken. Wenn es der Spielverlauf hergibt, wollen wir auf die drei Zähler gehen“, so der Routinier an der Seitenlinie. Hochgerechnet sollen es die letzten benötigten Punkte für den Klassenerhalt sein, die unbereinigte Tabelle will sich der geneigte Aalener Anhänger ohnehin lieber nicht mehr anschauen. Zu bitter sind die Umstände, die eine mögliche wirtschaftliche (Teil-)Gesundung durch den Aufstieg in weite Ferne rücken lassen.