Defensive und Co: Das sind die Baustellen von Rot-Weiss Essen

Auch, wenn Rot-Weiss Essen nur drei Punkte hinter Platz 3steht, wächst an der Hafenstraße nach zuletzt schwachen Auftritten und dem Pokal-Aus in Oberhausen die Unruhe. liga3-online.de erläutert die Baustellen, die Cheftrainer Uwe Koschinat jetzt beheben sollte.

Baustelle 1: Defensive

Die Abwehr des Revierklubs ist instabil. In zehn Partien gab es bereits 19 Gegentore, was bedeutet, dass die RWE-Torhüter fast zweimal pro Partie hinter sich greifen müssen. Selbst wenn das 1:6-Debakel gegen Mannheim ausgeklammert wird, dann steht Essen immer noch bei 13 Gegentoren in neun Partien – oder 1,44 Gegentreffer pro Spiel. Das ist zu viel für die Ansprüche des Revierklubs, was statistisch durch die xGoal-Werte unterstrichen wird.

Zur Erinnerung: Der xGoal-Wert soll als Orientierung gelten, wie viele Tore oder Gegentore – gemessen an der Qualität der Chancen – zu erwarten wären. In dieser Statistik steht RWE bei 1,61 Gegentreffern, was bedeutet, dass Essen bislang mehr Tore kassiert hat, als erwartet. Hochgerechnet sind das zwar nur drei Treffer, auf eine ganze Saison sogar "nur" elf Gegentore, aber die Art und Weise gilt es zu analysieren. Denn ein höherer Einschlag im Vergleich zum xGoal-Wert bedeutet mehr individuelle Patzer der Abwehr, aus denen Gegentore fallen, die nicht zu erwarten sind.

Eine kuriose Entwicklung, denn in der kompletten letzten Rückrunde – die Koschinat eigentlich nicht mehr als Vergleich heranziehen möchte, weil die Ausgangslage des Vereins unterschiedlich ist – kassierte RWE nur 20 Gegentore. Der einzige Abwehrspieler mit einer tragenden Rolle, der den Verein verließ, war Julian Eitschberger. Daher sollte die Verteidigung zu stabileren Leistungen fähig sein – wenn keine Ballverluste vor dem eigenen Strafraum wie gegen Oberhausen oder zwei abgefälschte Schüsse sowie ein Eigentor gegen Mannheim passieren.

Baustelle 2: Offensive

4:3 gegen Wiesbaden, 3:1 gegen Regensburg, 3:0 gegen Rostock, 3:1 gegen Hoffenheim II. Beim ersten Blick auf die Erfolge von RWE fällt eigentlich nicht auf, dass der Revierklub ein Offensivproblem hat. Aber die Statistik trügt, denn 13 von 21 Toren fielen in diesen vier Partien. Das heißt, dass in sechs weiteren Spielen nur noch acht Treffer erzielt wurden, was in Kombination mit der wackeligen Defensive oftmals nicht für Siege reichte. Bei den Fans blieb daher das Gefühl zurück, dass mehr drin gewesen wäre. Denn RWE ist angriffslustig. Es fehlt jedoch die Durchschlagskraft.

251 Torschüsse feuerte die Koschinat-Elf ab – das ist der Spitzenwert in der Liga! Mit einer Chancenverwertung von 8,4 Prozent liegt der Revierklub allerdings nur im Mittelfeld der Statistik. Dabei schießt RWE sogar mehr Tore, als erwartet, Dem xGoal-Wert für erzielte Tore zufolge hätte Essen rund 1,89 Tore pro Partie schießen sollen, was also 19 Tore in zehn Partien bedeuten würde. Hier liegt die Realität schon bei 21 Treffern – eine weitere kleine Nuance, die aber auch wieder darauf schließen lässt, dass RWE mehr von unerwarteten Fehlern der Gegner profitiert. Die Chancen, die sich die Mannschaft selbst erarbeitet, bleiben zu oft ungenutzt. Und dann läuft es auch mal wie im Landespokal, dass das Team trotz Chancenplus an der herausragenden Tagesform eines gegnerischen Keepers scheitert.

Baustelle 3: Disziplin & Mentalität

Wenn die Abwehr ins Schwimmen gerät, dann passieren natürlich umso schneller Fehler. Eine weitere Statistik, in der RWE mit Abstand eine einsame Spitze darstellt, ist daher die Elfmeterquote. Sieben (!) Strafstöße verursachte die Hintermannschaft von der Hafenstraße – allein das Heimspiel gegen Alemannia Aachen, in dem alle drei Gegentreffer vom Punkt erzielt wurden, war hanebüchen. Dazu noch zwei rote Karten für defensive Mittelfeldspieler, die als Abräumer vor der Abwehr für Stabilisation sorgen sollten. Auch, wenn beide Entscheidungen laut liga3-online.de-Experte Babak Rafati falsch waren.

Viele Führungsspieler suchen bei RWE daher noch ihre Form. Marvin Obuz sammelt noch nicht die Einsatzzeiten und Scorerpunkte, die RWE-Fans von seinem ersten Engagement an der Hafenstraße gewohnt waren. Tobias Kraulich ist zurzeit nicht mehr als Fels in der Brandung gefragt, wie er es sein könnte. Jannik Mause kommt noch nicht auf die Torquote, die sich nahezu alle Drittligisten im sommerlichen Werben um den Mittelstürmer erhofft hatten.

Fazit

In allen Punkten ist RWE gar nicht so schlecht, wie es in mancher Kritik rüberkommt. Aber der Revierklub ist auch nicht so gut, wie es sich viele vielleicht gewünscht hätten. Es scheint, als wären es überwiegend Kleinigkeiten, die Cheftrainer Uwe Koschinat in den Griff bekommen sollte, um grundsätzlich wieder Ruhe in den Verein zu bekommen. Viel Pech ist jedoch irgendwann auch kein Zufall mehr, weshalb die Ohren an der Hafenstraße gespitzt sind.

   

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