Papadopoulos: "Brauchen auch ab und zu einen Wachrüttler"

Im Interview mit liga3-online.de spricht Antonios Papadopoulos vom Halleschen FC über die zwei Gesichter der Mannschaft, ordnet den zehnten Tabellenplatz ein und spricht über eine ungewöhnliche Freizeitaktivität während des Corona-Lockdowns.

"Haben zwei Gesichter gezeigt"

liga3-online.de: Herr Papadopoulos, mit etwas Abstand zum Montagabend: Wie schätzen Sie das 1:1 gegen den 1. FC Saarbrücken ein? 

Antonios Papadopoulos: Ich kann mit dem Unentschieden durchaus leben. Saarbrücken hatte im ersten Durchgang gute Chancen, aber hat den Deckel nicht drauf gemacht. Im zweiten Durchgang waren wir dann klar besser im Spiel und schafften verdient den Ausgleich. Man könnte jetzt streiten, ob wir am Ende noch hätten gewinnen können. Aber das Ergebnis geht so in Ordnung.

Das Team hat eine gute zweite Hälfte gezeigt, hatte aber im ersten Durchgang enttäuscht. Wie erklären Sie sich diese unterschiedlichen Leistungen innerhalb eines Spiels?

Das stimmt, dass wir da zwei Gesichter gezeigt haben. Neben einer etwas lauteren Ansprache vom Trainer (Florian Schnorrenberg, d. Red.) haben wir auch die Taktik geändert. Wir haben, auch aufgrund des holprigen Rasens, mehr mit langen Bällen agiert. Vorher haben wir zu unsicher hinten herausgespielt und zu viele Fehler gemacht. Das war im zweiten Durchgang wesentlich besser – da ging unser Plan voll auf.

Als Zehnter weist der HFC eine ausgeglichene Bilanz mit acht Siegen, sieben Remis und sieben Niederlagen aus. Entspricht das dem Leistungsniveau der Mannschaft?

Ich schaue jetzt nicht nach jedem Spiel auf die Tabelle. Aber ich sehe den zehnten Platz nicht als etwas Negatives an. Wir haben alle noch die letzte Saison im Kopf und wissen daher, wie schnell es gehen kann. Deshalb ist es wichtig, so schnell wie möglich die Punkte zu sammeln, um nichts mit dem Abstiegskampf zu tun zu haben. Und aktuell haben wir etwas Luft. Alles darüber hinaus wäre ein Bonus.

Was ist bisher aus Ihrer Sicht das Manko?

Man kann schon sagen, dass uns etwas die Konstanz fehlt. Wir brauchen auch ab und zu einen Wachrüttler. Oft zeigen wir erst nach einem Rückstand unser wahres Gesicht. Dann fangen wir auf einmal an, Fußball zu spielen. Wie jetzt gegen Saarbrücken. Wir würden das gern auch schon ohne Gegentor hin bekommen, aber immerhin zeigt es, dass die Moral intakt ist, wir danach nicht auseinanderfallen. Aber an diesen Dingen gilt es zu  arbeiten.

Der HFC ist seit vier Spielen ungeschlagen, zeigte nach dem 0:4 gegen Bayern II die erhoffte Reaktion. Ähnlich war es schon nach dem 1:6 gegen 1860 München Anfang November. Wieso braucht es erst diese herben Pleiten und was passiert innerhalb der Mannschaft, dass es danach besser läuft?

Ich kann in dem Fall nur von mir sprechen. Denn ich bin Sportler. Und wenn so etwas passiert, will ich zeigen, dass ich es besser kann – am liebsten schon am nächsten Tag. Dann brenne ich auf Wiedergutmachung. Ansonsten ändern wir nicht viel. Wir analysieren solche Spiele ganz normal, so wie wir es auch nach Siegen tun. Dass wir die Reaktion gezeigt haben, spricht dafür, dass wir als Mannschaft intakt sind, eine gewisse Reife und einen guten Mix aus jungen und erfahrenen Spielern haben.

Am Samstag steht das Derby gegen den FSV Zwickau an. In diesen Duellen sah der HFC zuletzt nie gut aus, wartet seit drei Spielen auf einen Sieg. Was macht den FSV so unangenehm und was für ein Spiel erwarten Sie? 

An die letzten beiden Spiele kann ich mich noch gut erinnern, die haben wir beide verloren. Es ist kein Geheimnis, dass Zwickau eine sehr eklige Mannschaft ist. Uns werden lange Bälle und viele, viele Zweikämpfe erwarten. Aber vor allem der Kampf zeichnet die 3. Liga ja ohnehin aus. Das müssen wir annehmen, dann können wir auch mal wieder gegen sie punkten.

 

IMAGO / Revierfoto

Freizeitaktivität? "Tanze sehr gern in meiner Wohnung"

Sie hatten bis Mitte November meist nur Kurzeinsätze, sind seitdem aber gesetzt und standen jede Minute auf dem Platz. Lag es nur daran, dass Ihnen Trainer Florian Schnorrenberg endlich das Vertrauen schenkte oder an Ihrer Entwicklung?

Ich denke, das ist ein Mix aus beidem. Ich habe die Chance vom Trainer bekommen und diese dann genutzt. Seitdem bin ich drin im Team und probiere, meine Fähigkeiten einzubringen.

Was sind denn Ihre Qualitäten?

Ich bin ein zweikampfstarker Mentalitätsspieler. Der manchmal auch mit dem Ball umgehen kann. (lacht)

Obwohl sie alles andere als zweikampfscheu sind, haben Sie in den vergangenen acht Partien keine gelbe Karte mehr kassiert. Haben Sie etwas an Ihren Spielstil geändert oder war es nur Zufall?

Auch wenn ich noch zu den jüngeren Spielern gehöre, reife ich natürlich mit jeder Partie. Zu meiner Zeit in Aalen habe ich noch viele gelbe Karten bekommen, da waren auch unnötige dabei. Aber von Spiel zu Spiel nimmst du Aktionen anders wahr. Es ergeben sich immer wieder ähnliche Szenen und dann musst du lernen und eben den Schritt schneller sein als dein Gegner und ihm so den Ball abnehmen. Dann kommt man bei gedanklicher Frische auch ohne Fouls aus.

Sie sind jetzt seit anderthalb Jahren beim Halleschen FC. Wie haben Sie sich in dieser Zeit als Mensch und Fußballer entwickelt? Wie lebt es sich als Schwabe in Sachsen-Anhalt?

Ich habe mich super eingelebt, und fühle mich im Verein und der Stadt sehr wohl. Ich bin ein sehr offener Mensch und habe die Leute in Halle auch so kennengelernt. Ich bin in meiner Aalener Zeit mit 18 Jahren von zu Hause weg, hatte deshalb jetzt keine Probleme, etwas weiter weg nach Halle zu ziehen. So jung bin ich ja auch nicht mehr. (lacht). Ich trauere der Entscheidung auch nicht hinterher, weiter von der Familie weg zu sein, auch wenn ich ein sehr familiärer Mensch bin.

Durch Corona ist aktuell nicht viel los außer Training und Spielen. Wie verbringen Sie Ihre freie Zeit?

Während der englischen Wochen habe ich zuletzt sehr viel geschlafen. Außerdem habe ich das Buch "Ich bin Zlatan" von Zlatan Ibrahimovic durchgelesen. Und ich tanze sehr gern in meiner Wohnung (lacht). Dann stelle ich den Fernseher etwas beiseite, drehe die Musik lauter und tanze einfach los. Ich bewege mich auch abseits des Platzes gern und das macht mir gute Laune. Es ist besser, als nur auf der Couch zu liegen. Aber Ärger mit den Nachbarn hatte ich noch nicht, da passe ich auf (lacht).

Zum Abschluss: Ihr Vertrag läuft nach der Saison aus. Haben Sie sich schon Gedanken gemacht, wie es weitergeht? Gab es auch schon Gespräche mit dem HFC?

Der Verein ist schon auf mich zugekommen und es gab erste Signale. Aber momentan zählt für mich nur die Leistung auf dem Platz und mit der Mannschaft schnellstmöglich die nötigen Punkte für den vorzeitigen Klassenerhalt einzufahren.
Grundsätzlich fühle ich mich beim HFC sehr wohl.

   

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