Sonderzahlung: Metzelder warnt vor "geschlossenen Gesellschaften"

Der Unmut über die Sonderzahlung für die beiden Zweitliga-Absteiger Braunschweig und Kaiserslautern ist weiterhin groß. Nachdem SVWW-Geschäftsführer Christian Hock in einer ersten Reaktion von "Wettbewerbsverzerrung" sprach, warnt Preußen-Sportchef Malte Metzelder nun vor "geschlossenen Gesellschaften".
"Zusätzliche Wettbewerbsverzerrung"
Es war dem überaus spannenden Abstiegskampf in der vergangenen Zweitliga-Saison geschuldet, dass sich die Vereine der 2. Bundesliga noch während der laufenden Spielzeit solidarisierten und jeweils 66.666 Euro in einen Fonds einzahlten, der nun an Braunschweig und Kaiserslautern ausgeschüttet wurde. 600.000 Euro haben beide Vereine erhalten – zusätzlich zu dem DFL-Rettungsschirm in Höhe von 500.000 Euro, der allerdings zweckgebunden für die Jugendarbeit verwendet werden muss.
Während der BTSV und der FCK den nicht unerheblichen Geldregen "aus der Mitte der Zweitliga-Klubs", wie es die DFL formulierte, dankend angenommen haben, sorgte die Finanzspritze bei der künftigen Drittliga-Konkurrenz für großen Unmut. "Das ist zusätzliche Wettbewerbsverzerrung und macht es noch mal schwieriger für einen Nicht-Zweitligaabsteiger, aus der 3. Liga herauszukommen", kritisiert Fortuna-Geschäftsführer Michael F. Schwetje im "Kicker" und stimmt damit in die Äußerungen von Wiesbadens Christian Hock ein ("Nach diesen 600.000 Euro würde sich (…) jeder Drittliga-Verein die Finger lecken.").
Metzelder befürchtet Aufrüsten
Auch Großaspach-Geschäftsführer Thomas Deters sieht in der einmaligen Sonderzahlung "einen weiteren Wettbewerbsnachteil" für die anderen Vereine in der "ohnehin schon stärksten 3. Liga", Kollege Michael Scharold vom TSV 1860 München spricht im "Kicker" von einer "Unausgewogenheit".
Malte Metzelder, Sportchef des SC Preußen Münster, glaubt indes, dass durch die Finanzspritze die Wahrscheinlichkeit eines direkten Wiederaufstiegs beider Absteiger wahrscheinlicher werde, wie er den "Westfälischen Nachrichten" sagte. Dadurch, warnt der 36-Jährige, könnten die Bundesliga und die 2. Liga zu "geschlossenen Gesellschaften werden", weil die Durchlässigkeit für die Drittligisten verschwinden würden. Schon jetzt ist der Unterschied enorm, kassierte Eintracht Braunschweig in der vergangenen Saison doch rund 14 Millionen Euro aus dem TV-Topf – die Drittliga-Klubs mussten sich mit 937.000 Euro zufrieden geben. Selbst Zweitliga-Neuling Magdeburg erhält in der kommenden Serie mehr als das Sechsfache. Außerdem befürchtet Metzelder: "Kaiserslautern und Braunschweig können so sehr aktiv auf dem Transfermarkt sein und Ablösen zahlen, wenn sie einen Spieler im Kopf haben. Das geht bei uns so nicht."
Aalen auf Seiten der Zweitligisten
Auch VfL-Geschäftsführer Jürgen Wehlend stößt die Solidaraktion bitter auf, in der "Neuen Osnabrücker Zeitung" spricht er von einer "ungerechtfertigten Wettbewerbsverzerrung" und verdeutlicht: "Wenn ein Absteiger nun 1,1 Millionen Euro Zuschüsse bekommt, entspricht das in etwa dem strukturellen Defizit, das ein durchschnittlicher Drittligist Jahr für Jahr aus eigener Kraft kompensieren muss."
Aalens Präsidiumsmitglied Hermann Olschewski kann die Aufregung unterdessen nicht verstehen und argumentiert aus Sicht der Zweitligisten: "Für mich ist das keine Wettbewerbsverzerrung. Wir wissen aus eigener Erfahrung, dass man nach einem Abstieg einen immensen Kostenblock hat, den man nicht von heute auf morgen los wird", wird er im "Kicker" zitiert. Doch bei der großen Mehrheit der Drittliga-Verantwortlichen ist der Ärger groß – ebenso wie bei vielen Fans.