Lizenz in Gefahr: War Uerdingen 90 Minuten zu spät?

Kann der KFC Uerdingen in der kommenden Saison in der 3. Liga antreten? Die Aussichten sind offenbar schlecht. Wie der "RevierSport" aus "gut unterrichteten Kreisen" erfahren haben will, soll der vom DFB geforderte Nachweis einer Liquiditätsreserve 90 Minuten zu spät beim DFB eingegangen sein.
KFC ist sich keiner Schuld bewusst
Punkt 15:30 Uhr fiel am vergangenen Dienstag der Vorhang – bis zu diesem Zeitpunkt mussten alle Drittligisten ihre Lizenzunterlagen für die kommende Saison eingereicht haben. Auch der KFC Uerdingen tat dies und geht, wie er in einer Stellungnahme am Freitag verlauten ließ, weiterhin davon aus, dass "alle Unterlagen vollumfänglich eingereicht" worden seien und allen Anforderungen rechtzeitig nachgekommen sei.
Doch offenbar, darauf ließ schon die offizielle DFB-Mitteilung am Mittwoch schließen, ging die Überweisung der Liquiditätsreserve erst nach Ablauf der Frist ein – scheinbar ganze 90 Minuten zu spät. Auch Präsident und Investor Mikhail Ponomarev, der das Geld nach eigenen Angaben "sogar zweimal überwiesen" hat, musste einräumen: "Die Qualität unserer Dienstleister, die Arbeitsweise der Banken können wir nicht kontrollieren." Dennoch sieht Ponomarev "nicht, dass uns hier eine Schuld trifft, wir haben aus unserer Sicht alles richtig gemacht."
Vom DFB ist keine Gnade zu erwartet
Ob der DFB das genauso sieht, wird sich am Montag zeigen, wenn der Zulassungsbeschwerdeausschuss des DFB tagt und die Unterlagen prüft. Sollte sich tatsächlich herausstellen, dass die Überweisung am 29. Mai erst nach 15:30 Uhr eingegangen ist, hätte dies eine Zulassungsverweigerung zur Folge, sodass der KFC Uerdingen in der anstehenden Saison nicht in der 3. Liga antreten dürfte. Waldhof Mannheim würde als unterlegener Verein der Aufstiegsspiele nachrücken – zumindest, sofern die Badener die Lizenz-Bedingungen ihrerseits erfüllen.
Dass der DFB Gnade vor Recht ergehen lassen wird, wie es KFC-Keeper René Vollath in einem emotionalen Statement gefordert hatte, ist eher unwahrscheinlich – das zeigen Fälle aus der Vergangenheit. 2001 reichte der SV Wilhelmshaven eine Bürgschaft von rund 500.000 Mark zehn Minuten nach Ablauf der Frist beim DFB ein, weil ein Faxgerät streikte. "Wenn es nun an diesen zehn Minuten hängen sollte, dann verstehe ich die Welt nicht mehr", sagte SVW-Insolvenzverwalter Harald Naraschewski damals. Doch es hing es den zehn Minuten, Wilhelmshaven musste aus der Regionalliga absteigen. Auch beim Formfehler des MSV Duisburg vor fünf Jahren hielt sich der DFB strickt an die Regeln und entzog den Zebras trotz sportlicher Qualifikation die Lizenz für die 2. Bundesliga.
Ponomarev drückt mit Rückzug
Auch die Drittliga-Zulassung des KFC Uerdingen hängt nun am seidenen Faden – und nicht nur die. Denn sollte der KFC tatsächlich nicht in der 3. Liga antreten dürfen, wird sich Investor Mikhail Ponomarev wohl aus dem Verein zurückziehen, wie er am Mittwoch ankündigte: "Wenn der DFB nach allem was passiert ist wirklich beschließt, uns für etwas, an dem wir keine Schuld tragen, die Lizenz nicht zu geben, dann sehe ich nicht, wie ich mein Engagement beim KFC Uerdingen aufrecht erhalten kann." Keine Lizenz, kein Investor und eine ungewisse Zukunft: Es wäre der absolute Super-GAU für die Krefelder, die nach 19 Jahren zurück in den Profifußball gekehrt waren – eigentlich …