9. Spieltag: Nordderby in Kiel, Ostderby in Aue
Nur wenige Tage nach den Nachholspielen des siebten Spieltages geht die Dritte Liga bereits in ihren neunten Durchlauf. Und allmählich kristallisiert sich heraus, wer für die oberen Plätze infrage kommt und wer sich in dieser Spielzeit eher mit bescheidenen Zielen zufrieden geben muss. So läuten beispielsweise in Kiel die Alarmglocken, denn mit einem deutlich verstärkten Kader und gestiegenen Ansprüchen sind magere acht Punkte aus acht Spielen kaum erklärbar. Dresden und Magdeburg wollen derweil ihre Heimserien ausbauen – und Energie Cottbus sucht in Aue den ersehnten Dreier nach nunmehr sechs Sieglos-Spielen in Serie.
Die Flutlicht-Kosten in Magdeburg bleiben hoch, ein weiteres Spiel am Abend steht an. Mit dem VfR Aalen reist ein durchaus unangenehm zu bespielender Verein an die Elbe, der in noch keinem Spiel mehr als ein Gegentor kassierte. Dagegen hat der FCM bisher zuhause immer mindestens zwei Mal genetzt – so wird in jedem Fall eine Serie brechen. Nach einem furiosen 4:0-Auswärtssieg in Cottbus verfiel der VfR Aalen zuhause gegen Kiel zuletzt in alte Muster, konnte mit einem torlosen Remis zufrieden sein. Der FCM siegte eindrucksvoll über den VfL Osnabrück und zeigte: Zuhause sind wir eine Macht! Weiterhin müssen die Magdeburger jedoch auf den rotgesperrten Nils Butzen verzichten – Burak Altiparmak zeigte jedoch am Dienstag bereits, dass er einen mehr als adäquaten Ersatz darstellen kann.
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In Cottbus ist auch nach dem jüngsten Gastspiel in Rostock noch längst keine Euphorie eingekehrt. 311 Gäste begleiteten Energie lediglich an die Ostsee – das hätte zu Erfolgszeiten noch ganz anders ausgesehen. Das 1:1 versprach zumindest einige vielversprechende Ansätze, die Möglichkeit auf Besserung ist gegeben. In Aue dürften es einige Hundert mehr sein, sofern die Lausitzer Anhänger nicht lieber die MDR-Liveübertragung verfolgen. Der FC Erzgebirge Aue und Pavel Dotchev mimen indes die Minimalisten der Liga: Sechs eigene Treffer, vier Gegentreffer, vierzehn Punkte. Mehr lässt sich aus diesen Werten eigentlich kaum herausholen. Die Moral dürfte ob des jüngsten Last-Minute-Sieges erst recht stimmen, dementsprechend schwer wird es für die Rot-Weißen, in Aue zu punkten. Zumal die Erzgebirgler sowohl in vier Liga-Heimspielen als auch im Pokalkick gegen Greuther Fürth noch kein einziges Gegentor zuhause kassiert haben.
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Da hat Dynamo Dresden momentan weitaus weniger Sorgen: Die Mannschaft funktioniert, ist homogen und zerbricht offenbar nicht an dem hohen internen wie externen Druck, der schon vor Saisonbeginn an die Elf von Uwe Neuhaus gestellt wurde. Phasenweise war es schon beeindruckend anzusehen, wie Schwarz-Gelb einen bemitleidenswerten SC Fortuna Köln sezierte und nicht den Hauch einer Chance ließ. Ist der VfL Osnabrück das nächste Opfer der Elbstädter? Diese haben immerhin ebenfalls zuhause noch keinen Punkt abgegeben. Das Motto der Lila-Weißen lautet derweil: Einmal schütteln, weitermachen. Nach drei Siegen in Folge landete man in Magdeburg hart auf dem Boden, nun wird der Blick nach vorn gerichtet. Schließlich steht kommenden Mittwoch schon das Derby gegen Preußen Münster auf dem Programm.
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Nordderby in Kiel! Die Vorzeichen von Holstein Kiel und Hansa Rostock sind dabei trotz ähnlicher Tabellenregionen durchaus verschieden. Denn während es an der Kieler Förde alles andere als rund läuft, ist die Euphorie an der Warnow noch nicht verflogen. Jüngst erreichte die Hansa-Kogge immerhin ein Remis gegen Energie Cottbus, steht mit zehn Punkten im Mittelfeld. Die Anhänger verzeihen dies jedoch weiterhin, viele Last-Minute-Transfers müssen schließlich erst integriert werden. In Kiel ist die Stimmung rauer, denn acht Punkte spiegeln die Möglichkeiten des Kaders schlichtweg nicht wider. Sollte gegen Hansa die dritte Heimniederlage folgen, stehen in Schleswig-Holstein unruhige Zeiten bevor…
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Konstant inkonstant – so lässt sich die bisherige Saison des SV Wehen Wiesbaden treffend konstatieren. Zuletzt reihten sich spielerische Glanzleistungen und Totalausfälle nahtlos aneinander. Ein schwacher Trost ist, dass zumindest zuhause die Ergebnisse zuletzt stimmten, wenn die Gegner auch „nur“ Fortuna Köln und Werder Bremen II hießen. Die Stuttgarter Kickers stellen ein ganz anderes Kaliber dar, denn Horst Steffen und Co. haben ihren Rhythmus längst gefunden und können durchaus ein ernstes Wörtchen oben mitspielen. Die Tendenz spricht für die Kickers, aber Wiesbaden sollte niemals unterschätzt werden – dementsprechend erwartet die Zuschauer wahrscheinlich ein durchaus spannendes Spiel.
Unruhige Zeiten – davon kann Rot-Weiß Erfurt ein Lied singen. Die Thüringer kommen einfach nicht so recht in Tritt, befinden sich daher im unteren Mittelfeld der Tabelle und müssen stetig aufpassen, nicht nach unten abzurutschen. Mit Mainz 05 II wartet auf Christian Preußer und seine Elf ein Angstgegner der kompletten Liga: Mainz ist jung, laufstark, hungrig auf Erfolge und eingespielt. Acht Gegner bissen sich an den Rheinland-Pfälzern die Zähne aus, noch keiner konnte gegen Sandro Schwarz und Co. drei Punkte entführen. Ein Grund, warum ausgerechnet RWE der Erste ist? Es spricht nicht viel für Rot-Weiß – aber für Überraschungen ist die Dritte Liga bekanntermaßen immer gut.
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Drei Siege aus den letzten drei Spielen, dazu der dritte Rang – der SC Preußen ist in der Spitze der Liga angekommen. Alle drei Erfolge waren jedoch hart umkämpft, mit reichlich Zittern verbunden und nicht immer verdient – dementsprechend wird Euphorie in Münster vorerst vergeblich gesucht. Fortuna Köln kassierte jedoch zuletzt acht Gegentreffer in zwei Spielen und wirkt ein wenig angeknockt. Die Chance für die Adlerträger, das Selbstvertrauen vor dem Derby in Osnabrück nochmals zu pushen und sich weiter oben zu etablieren. Die Fortunen müssen hingegen jetzt aufpassen. Weitere Niederlagen dürfen sich Uwe Koschinat und Co. nun nicht erlauben – sonst wird das zweite Jahr in Liga 3 tatsächlich so schwer, wie es die allgemeine Regel besagt.
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Dass die SG Sonnenhof Großaspach nach acht Spieltagen vor dem Chemnitzer FC steht, ist durchaus als Überraschung zu werten. So unterschiedlich die beiden Vereine sind, so unterschiedlich sind auch die Erwartungshaltungen. Aber Achtung! Die SGS hat gegen Werder Bremen II ihr spielerisches Potenzial mehr als einmal angedeutet und mit einem furiosen 4:0-Auswärtssieg ihre Drittliga-Berechtigung bemerkenswert in Stein gemeißelt. Auch Chemnitz hätte gegen Preußen Münster vier Tore erzielen können – durch mangelnde Chancenverwertung stand jedoch eine bittere 0:1-Niederlage zu Buche. Eine Revanche ist im Fautenhau zudem angesagt – im letzten Jahr verloren die Himmelblauen in Baden-Württemberg mit 0:1.
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Spielen die Würzburger Kickers, ist für Fußball-Gourmets nicht viel zu holen: Auch das letztwöchige Aufeinandertreffen mit der Mainzer Reserve endete ohne großes Spektakel, Bernd Hollerbachs Mannen verloren durch ein spätes Gegentor mit 0:1. Im Mittelfeld der Tabelle haben sich die Kicker dennoch etabliert – ein Ziel, das auch der Hallesche FC verfolgt. Dieser erlitt in Großaspach einen minimalen Rückschlag. Nicht aufgrund des erzielten Punktes, sondern eher aufgrund der spielerischen Harmlosigkeit, die so manchen Anhänger enttäuschte. Geht es nach diesem Auftritt, dürfte ein torloses Remis nicht unwahrscheinlich sein. Damit könnte jedoch kein Team nachhaltig zufrieden sein.
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Den wohl größten Krisengipfel der noch jungen Spielzeit liefern sich der VfB Stuttgart II und die Reserve des SV Werder Bremen am kommenden Samstag auf der Waldau. Die Schwaben haben sich zuletzt mit einem Punktgewinn am Letzten aus Bremen vorbeigehievt und belegen nun den 19. Rang. Ein Tropfen auf den heißen Stein? Eines der beiden Teams wird im Siegesfall den direkten Anschluss ans hintere Mittelfeld herstellen können – das andere muss bis auf Weiteres im tiefen Keller verweilen.