45 Verletzte bei Ausschreitungen in Mannheim

Der Spielabbruch in Mannheim und seine Folgen: Während das DFB-Sportgericht die Partie am grünen Tisch in Kürze mit 2:0 für Uerdingen werten wird, ist die Polizei mit der Aufarbeitung der Geschehnisse beschäftigt. Insgesamt wurden 45 Personen bei verschiedenen Ausschreitungen rund um die Partie verletzt, darüber hinaus gab es zehn Festnahmen. Zudem rückt eine Grillparty der Mannheimer Ultras in den Fokus.
Warum die Polizei nicht eingeschritten ist
Bis zur 82. Minute sah alles nach einem normalen, wenn auch hitzigen und emotionalen Relegationsspiel aus. Dann brannten Anhänger des SV Waldhof Mannheim ein ganzes Arsenal an Rauchbomben, Raketen und Böllern ab – und provozierten damit erst eine Unterbrechung und später sogar den Abbruch der Partie – ein Ordner wurde verletzt. Ein schwarzer Tag für den SVW. Warum die Einsatzkräfte im Mannheimer Block nicht interveniert haben, begründet die Polizei so: "Dies hätte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu massiven Zusammenstößen zwischen Polizei und Anhängern des SV Waldhof Mannheim geführt und eine nicht tragbare Eskalation und Gefährdung der Akteure geführt."
Bereits vor dem Spiel war es zu unschönen Szenen gekommen, als ein Uerdinger Fanbus entgegen der Absprache mit der Polizei an einem Treffpunkt der Mannheimer Ultras vorbeifuhr. Nach Polizeiangaben seien daraufhin Flaschen und Gläser auf den Bus geworfen worden, ein KFC-Fan erlitt dabei eine Platzwunde am Kopf und musste in einem Krankenhaus behandelt werden. Im Stadion blieb es anschließend zunächst friedlich, ehe es Mitte der ersten Halbzeit auf der Gästetribüne zu körperlichen Auseinandersetzungen zwischen Anhängern beider Lager kam – ein Ordner wurde dabei durch Schläge und Tritte verletzt. Anschließend sollen zum Teil vermummte Waldhof-Fans versucht haben, über den Stadionumlauf zum Gästeblock zu gelangen – die Polizei verhinderte dies nach eigenen Angaben.
Pyrotechnik über Grillparty ins Stadion geschmuggelt?
Auch nach Abpfiff, so die Sicherheitskräfte weiter, hätten mehrere SVW-Anhänger zu den Uerdingern durchbrechen wollen, seien aber von der Polizei aufgehalten worden. Wenig später sei es zu Ausschreitungen am Treffpunkt der Waldhof-Ultras gekommen, mehrere Einsatzkräfte wurden im Zuge dessen verletzt. Darunter ein Beamter, auf den am Boden liegend gegen Kopf und Unterleib eingetreten worden sei. Darüber hinaus sollen die Polizisten mit einer Mülltonne und einer Bierbank beworfen worden sein. Die Randalierer seien anschließend in den Szenetreff zurückgedrängt worden, hierbei wurden nach Polizeiangaben drei weitere Beamte verletzt. Während der Abreise kam es am Hauptbahnhof außerdem zu zwei Fällen von Körperverletzung, zwei Tatverdächtige seien vorläufig festgenommen worden. Die erste Bilanz des Spiels: 45 Verletzte, zehn Festnahmen und 24 Anzeigen – unter anderem wegen Landfriedensbruchs. Die Polizei will nun Videoaufzeichnungen auswerten, um weitere Täter zu ermitteln.
Darüber hinaus muss die Frage geklärt werden, wie die große Menge an Pyrotechnik ins Stadion gelangen konnte. Eine Spur führt nach "SID"-Informationen zu einer Grillparty der Mannheimer Ultras am Vorabend der Partie. Möglicherweise konnten die Anhänger die Feuerwerskörper so im Stadion lagern. Gegenüber dem Sport-Informations-Dienst bestätigte eine Klubsprecherin die entsprechende Grillparty, betonte aber: "Die angesprochene Grillparty war der Stadt Mannheim nicht bekannt und war nicht genehmigt. Über ein solches Vorhaben wurden die Polizei und die Stadt Mannheim auch im Rahmen der Sicherheitsbesprechung vor dem Relegationsspiel nicht informiert". Ausnahmen von einer sportlichen Nutzung seien nur mit Genehmigung und "unter bestimmten Voraussetzungen" möglich.

Grindel weist Kritik zurück
Dass es überhaupt zu der aufgeheizten Stimmung im Mannheimer Block kam, begründeten einige mit dem umstrittenen Modus zum Aufstieg, an dem Mannheim nach 2016 und 2017 nun zum dritten Mal in Folge gescheitert ist: "Wenn du dreimal in die Relegation musst als Meister oder Vize-Meister und es dreimal nicht packst, dann ist die Enttäuschung, dann ist der Frust da. Von Verbandsseite muss sich keiner wundern, dass die Leute ausrasten, wenn du dreimal in so eine Scheiß-Relegation musst und dreimal scheiterst", äußerte sich unter anderem Uerdingens Maximilian Beister nach dem Spiel.
Beim Deutschen Fußball-Bundes (DFB) sieht man die Sache anders. So machte Präsident Reinhardt Grindel via Twitter klar, dass die Aufstiegsregelung "keine Begründung" für die Gewalt sein könne, "die wir in Mannheim gesehen haben." Zumal beim vergangenen DFB-Bundestag im Dezember eine neue Aufstiegsregelung beschlossen wurde, die unter anderem dazu führt, dass der Meister aus dem Südwesten ab 2018/19 direkt aufsteigt.
Auch DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann hatte kein Verständnis für das Verhalten einiger Mannheimer Fans: "Der deutsche Fußball ist den Fans weite Schritte entgegengegangen. Und wenn das die Antwort auf ein Entgegenkommen und ein Dialogangebot ist, sind wir jetzt am Ende angekommen", sagte er dem "Mannheimer Morgen" und betonte: "Ich habe so etwas noch nie erlebt, einen Spielabbruch auf so einer Ebene. Da müssen wir nicht mehr über Fußballkultur sprechen, mit so etwas möchte ich nichts zu tun haben."
Geldstrafe bis 100.000 Euro droht
Unterdessen kündigte SVW-Geschäftsführer Markus Kompp gegenüber der "dpa" harte Strafen an: "Das sind keine Fans, das ist nicht Waldhof Mannheim, was da passiert ist. Das sind Idioten, die wir nicht mehr im Stadion sehen wollen. Die wollen wir bei unseren Spielen nicht mehr sehen. Wir werden da harte Konsequenzen daraus ziehen." Auch der DFB wird die Vorfälle in Kürze sanktionieren. Gemäß der Rechts- und Verfahrensordnung ist für "ein schuldhaftes Herbeiführen eines Spielabbruchs" eine Geldstrafe von bis zu 100.000 Euro vorgesehen.