3. Liga denkbar knapp verfehlt: Trauer und Trotz in Oberhausen

Es hat nicht sein sollen: Rot-Weiß Oberhausen, von vielen in der Drittklassigkeit zurückgewünscht, hat die Überraschung am Samstag nicht vollenden können. Nachdem das 3:3 gegen den SC Verl Gewissheit war, sanken alle Spieler entkräftet zu Boden. Sie wollten es nicht wahrhaben, müssen nun aber einen neuen Anlauf in der Saison 2019/20 starten – und der wird nicht einfach.

Das kleine Wunder lag in der Luft

Trainer Mike Terranova gab allen seinen Spielern einen ermunternden Klaps mit. Auch der Gegner aus dem ostwestfälischen Verl zeigte sich höchst sportlich und suchte den Kontakt zu den geschlagenen rot-weißen Kickern, die nach 95 Minuten voller Anspannung, in der die Nervosität phasenweise für jeden Zuschauer spürbar war, ihr Gesicht in den Händen vergruben. Alles, wirklich alles hatte RWO auf dieses Spiel ausgerichtet. Ein Sieg gegen Verl, ein Patzer der Konkurrenz Viktoria Köln gegen Borussia Mönchengladbach II – und darauf hatte nach turbulenten Wochen beim Spitzenreiter so einiges hingedeutet – dann wäre Rot-Weiß Oberhausen nach sieben Jahren wieder drittklassig gewesen.

Und genau so ging Oberhausen auch in das Spiel hinein. Mutig suchten die Mannen vom Niederrhein den Weg nach vorne, zunächst aber ließ der Gegner nichts zu. Dann hatte Stürmer Cihan Özkara gegen seinen Ex-Klub einen goldenen Moment: Aus sicher 40 Metern sah er den zu weit aus seinem Tor stehenden Torhüter, hielt drauf und traf genau – 8.000 Fans von RWO, ein Rekordbesuch an diesem frühsommerlichen Nachmittag, waren aus dem Häuschen. In der Blitztabelle war Rot-Weiß Oberhausen aufgestiegen! Und bei Viktoria Köln tat sich bis zu diesem Zeitpunkt überhaupt nichts. "Wir steigen auf und Duisburg ab!", dröhnte es plötzlich durch das Niederrheinstadion. Das kleine Wunder lag in der Luft.

RWO gab nicht auf

Doch RWO wurde fahriger und nervöser, der Gedanke an den Aufstieg schien plötzlich die Beine zu lähmen. Verl, für die die Regionalliga-Saison schon gelaufen war, erspielte sich eine Freiheit nach der anderen und nutzte eine davon schließlich zum 1:1-Ausgleich. Kurz darauf: Pause. Kräfte sammeln, die zweite Halbzeit dominieren – das war Oberhausens Plan, der nach wenigen Sekunden vom 1:2 der Gäste durchkreuzt wurde. Ein fieser, stark abgefälschter Ball – eben das Tor, das man in dieser Situation einfach nicht kassieren will. RWO rannte weiter an, immer mehr verzweifelt und schluckte sogar noch das 1:3 nach 72 Minuten. Zeitgleich war Viktoria Köln in Führung gegangen, der Aufstieg weit entfernt.

Doch Aufgeben galt nicht. Selbst ein verschossener Elfer hielt die Terranova-Elf nicht auf. Nach 82 Minuten war es der eingewechselte Tarik Kurt, der mit dem 2:3 den Anschluss herstellte. Zehn Minuten darauf, die Nachspielzeit schon angebrochen, stocherte Jannik Löhden den 3:3-Ausgleich über die Maschen. Plötzlich verbreitete sich die Nachricht, dass Gladbachs Reserve tatsächlich noch den Ausgleich in Köln geschafft habe und Oberhausen nur noch ein Tor von der 3. Liga entfernt sei – eine Ente wie sich später herausstellte. Doch diese sprach sich so schnell herum, dass das halbe Stadion auf die Zäune kletterte, und die Spieler wie von der Tarantel gestochen in den Strafraum eilten. Es sollte nichts mehr bringen.

Neuer Anlauf

Bemerkenswert war die Reaktion der ohnehin lautstarken Anhänger. Bei ihnen war die Enttäuschung zumindest äußerlich schnell überwunden und sie beklatschten, sie hüpften und feierten zu dem zweiten Platz und einer bockstarken Saison. Die Spieler ließen sich nur langsam davon anstiften. Wer weiß, wann sich das zweite Mal solch eine Tür öffnet? In der kommenden Saison 2019/20 wird es in der Regionalliga West jedenfalls denkbar schwer: Der sichere Aufstiegsplatz geht wie im Rahmen der Übergangsregelung getroffen an die Staffeln Nord respektive Bayern, der Abgang der übermächtigen Kölner Viktoria wird durch die Absteiger Fortuna Köln und Sportfreunde Lotte mindestens aufgefangen – sechs, sieben Mannschaften werden auch kommendes Jahr aufsteigen. Rot-Weiß Oberhausen gehört gewiss dazu.

   

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