1860 München: Woran Michael Köllner gescheitert ist
Nur einen Tag nach der Heimpleite gegen Dynamo Dresden ist Michael Köllner beim TSV 1860 München Geschichte. Eine Trennung, die sich durchaus angedeutet hatte. Woran der 53-Jährige gescheitert ist.
Zu passiv nach Führung
1.179! So viele Tage war Köllner seit November 2019 beim TSV 1860 München im Amt – und damit so lange wie kein Trainer seit Werner Lorant (1992-2001) mehr. Der 53-Jährige geht damit als Trainer mit der viertlängsten Amtszeit in die Vereinsgeschichte ein. Als der Oberpfälzer für Daniel Bierofka übernahm, formte er die Löwen innerhalb kürzester Zeit zu einem Spitzenteam, das in den letzten beiden Jahren mit Platz 4 nur knapp am Aufstieg scheiterte. In dieser Saison sollte es endlich hochgehen, und zu Beginn lag der TSV auch absolut im Soll. Doch seit der Niederlage in Elversberg Mitte September ging es bergab – und das nicht nur tabellarisch, sondern auch im Hinblick auf die Leistung.
Denn Köllner bekam die Probleme bei seiner Mannschaft nicht mehr in den Griff. Bestes Beispiel: Sobald die Löwen in Führungen gingen, zog sich die Mannschaft oftmals zurück, wurde zu passiv und ging als Verlierer vom Platz. So war es bereits zum Jahresauftakt in Mannheim und so war es auch am Montagabend gegen Dresden. Ein Gegenmittel dafür fand Köllner nicht. Bezeichnend: Darauf angesprochen, warum das so ist, war er am Montagabend ratlos: "Das ist eine gute Frage." Fakt ist: In den letzten vier Partien ging 1860 stets in Führung, holte aber nur vier von zwölf möglichen Punkten.
Potenzial des Kaders nicht ausgeschöpft
Auch auf die fehlende Effektivität vor dem Tor und die Patzer in der Defensive fand Köllner keine Antwort. Und das, obwohl der Kader im vergangenen Sommer nach seinen Wünschen zusammengestellt worden war und auf dem Papier zu den besten der Liga gehört. Ausgeschöpft wurde das Potenzial jedoch nicht. In der Winter-Vorbereitung hatte Köllner zudem mit großem öffentlichem Aufsehen die Verpflichtung eines weiteren Mittelfeldspielers gefordert und diesen mit Raphael Holzhauser auch bekommen. Offensichtlich hatte der 53-Jährige die Hoffnung auf eine Trendwende nach der Winterpause vor allem in den Österreicher gesetzt. Doch dass der ehemalige Bundesliga-Profi allein die Probleme bei 1860 nicht lösen würde, war im Vorfeld allen bewusst. Auch Köllner?
Viele Fans hatten zum Oberpfälzer zuletzt kein gutes Verhältnis mehr, nachdem er sich in der Winterpause zur WM in Katar geäußert und den Ausrichtern ein Lob ausgesprochen hatte. Ohnehin war es einigen Anhängern ein Dorn im Auge, dass Köllner immer mal wieder zu außersportlichen Themen Stellung bezog – und zudem der Investorenseite um Hasan Ismaik nahestand. So wurden Nebenschauplätze aufgemacht, die für Unruhe im Umfeld sorgten. Als die sportlichen Ergebnisse zuletzt ausblieben, traten dieser immer deutlicher zur Schau. Insgesamt hat Köllner den TSV in seiner über dreijährigen Amtszeit durchaus vorangebracht, den großen Wurf aber in mehreren Anläufen verpasst. Weil der Aufstieg auch in dieser Saison zu platzen droht, kommt die Trennung zum jetzigen Zeitpunkt folgerichtig.