1. FC Saarbrücken: War der Druck vor den Derbys zu groß?
Nach den beiden Derby-Niederlagen gegen Mannheim und Kaiserslautern binnen einer Woche ist die Stimmung beim 1. FC Saarbrücken auf dem Tiefpunkt. Vor allem eine Frage beschäftigt Trainer, Spieler und Fans: Wie konnte es zu dem krassen Leistungsabfall kommen? War der Druck möglicherweise zu groß?
"Hat mit Sicherheit tiefe psychologische Gründe"
24 Jahre lang hat der 1. FC Saarbrücken auf diesen Moment gewartet: Ein Heimspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern vor Zuschauern. Schon Wochen vor dem Duell am vergangenen Samstag gab es rund um den Ludwigspark kaum ein anderes Thema als das Derby. Nicht wenige sprachen vom "Spiel des Jahres", auch bei den Fans war die Erwartungshaltung entsprechend hoch – zumal der letzte Sieg gegen den FCK aus dem Jahr 1992 datiert. Dieser Tatsache war sich auch die Mannschaft bewusst – und wollte das Spiel unbedingt gewinnen. Dass das Derby in Mannheim zuvor verloren ging, verstärkte dieses Vorhaben noch – was auch eine Aussage von Torhüter Daniel Batz im Vorfeld des Spiels unterstrich: "Wenn wir so auftreten wie gegen Mannheim, kommen wir danach nicht mehr aus dem Stadion."
Ein eindringlicher Appell, der aber womöglich ein Teil des Problems sein könnte. Denn die fußballerischen Qualitäten der Saarländer sind unbestritten, nicht von ungefähr stand der FCS vor den beiden Derbys auf Rang 3. Umso erstaunlicher dann aber die Auftritte gegen Mannheim und Lautern. In beiden Partien fand Saarbrücken nicht ins Spiel, wirkte wie gelähmt und agierte trotz der großen Fan-Unterstützung ängstlich. "Vielleicht war das für den ein oder anderen zu viel Druck", spekuliert Sportdirektor Jürgen Luginger in der "Bild"-Zeitung. Auch Trainer Uwe Koschinat vermutet ein Kopfproblem, wie er dem Blatt sagte: "Das hat mit Sicherheit tiefe psychologische Gründe. Denn so gehemmt spielt meine Mannschaft ja normalerweise nicht. Vorher konnte man ihr ja nicht vorwerfen, dass sie ein Einstellungsproblem hat, erst recht kein Leistungsproblem."
Es ging um zu viel
Dass der Druck zu groß gewesen sein könnte, legt auch eine Aussage von Kapitän Manuel Zeitz nahe: "Zum jetzigen Zeitpunkt ist die Saison kaputt. Alles, was wir uns vorher aufgebaut haben, ist jetzt erstmal versaut und auf gut Deutsch gesagt für den Arsch." Dabei sind gerade mal 15 Spieltage gespielt, der Rückstand auf den Relegationsplatz beträgt zudem nur drei Punkte. Eigentlich also kein Grund, die Saison zu diesem Zeitpunkt schon als "kaputt" zu bezeichnen. Dass dies aber innerhalb der Mannschaft so wahrgenommen wird, Koschinat hatte sich ähnlich geäußert, zeigt jedoch: Für den FCS ging es gegen Mannheim und Kaiserslautern um zu viel. Für die Zukunft erscheint es sinnvoller, eine Saison nicht von zwei Spielen abhängig zu machen – auch wenn es sich dabei um zwei Derbys handelt.
Damit der Kopf bei den Rückspielen im kommenden Jahr nicht die entscheidende Rolle spielt, denkt Luginger über einen Psychologen nach: "Zumindest für Derbys wahrscheinlich. Das müssen wir vorm nächsten Derby mal überlegen." Schaden kann es nicht. Denn die Spiele werden nicht nur auf dem Platz, sondern auch in den Köpfen der Spieler entschieden. Vorerst werde der FCS die Schmach aus den Derby-Pleiten aber "erst mal mitschleppen", so Koschinat, der weiterhin Rückendeckung genießt. Doch viel Zeit zum Grübeln bleibt nicht, bereits am Mittwochabend steht das Landespokal-Duell beim FSV Jägersburg an: "Dieses Spiel wird mit Sicherheit auch Antworten geben: Ob du dir eine handfeste Krise eingehandelt hast oder wir den Turnaround schaffen."