SpVgg Unterhaching: Winterschlussverkauf in der Talentschmiede

„Diejenigen Spieler, die heute gut spielen, kaufen wir denen einfach gleich weg“, scherzte ein Fan des TSV 1860 München im Vorfeld des Testspiels zwischen seinen Löwen und der SpVgg Unterhaching am vergangenen Dienstag (Endergebnis 4:3 – liga3-online.de berichtete). Die Münchner Vorstädter sorgen in der Dritten Liga mit beherzten Leistungen und bedingungslosem Offensivfußball für Furore. Das Team des Trainergespanns Manuel Baum und Claus Schromm befindet sich vor dem Gastspiel am kommenden Samstag beim FC Hansa Rostock mit 36 Punkten und Rang fünf in Schlagdistanz auf die Aufstiegsplätze. Obwohl die Spielvereinigung den geringsten Etat aller Drittligisten hat, tummeln sich im Kader eine ganze Reihe hoffnungsvoller Talente und interessante Spieler. Dies hat sich mittlerweile bis über die Münchner Stadtgrenzen hinaus herumgesprochen.

„So lange wir keinen Hauptsponsor haben, scheuen wir keine Spielerverkäufe“

Auch bekannt ist, dass der Verein bis heute keinen Hauptsponsor gefunden hat und sich daher in finanzieller Schieflage befindet. Vereinspräsident Manfred Schwabl kündigte jüngst an, dass man sich mit Spielerverkäufen beschäftige und sich möglicherweise bereits in der Winterpause von einigen Leistungsträgern trennen müsse. „So lange wir keinen Hauptsponsor haben, scheuen wir keine Spielerverkäufe. Das dürfen wir gar nicht“, sagte der 46-Jährige gegenüber dem "Münchner Merkur". Um die Liquiditätslücke bis zum Saisonende zu stopfen, muss der chronisch klamme Club also Einkommen generieren, damit die Lizenz für die kommende Saison nicht gefährdet wird. „Im Sommer muss definitiv nicht zugesperrt werden, wenn wir unsere Hausaufgaben machen“, beschwichtigt Präsident Schwabl gegenüber dem "Münchner Merkur" zwar, trotzdem stehen einige Leistungsträger im Winter zum Verkauf. Es ist also wahrscheinlich, dass es zu Abgängen kommen wird. Trotzdem der finanziellen Probleme ist der Verein nicht bereit, seine Spieler unter Marktwert abzugeben. „Wir werden die Spieler nicht herschenken“, sagt Schwabl.

Kollektiv statt Starkult

In Unterhaching kam man in der Vergangenheit durch kollektiv gute Mannschaftsleistungen zum Erfolg und will sich daher auch gegenwärtig nicht von einzelnen Spielern abhängig machen. Teamchef Manuel Baum ist davon überzeugt, dass sein Team etwaige Abgänge von Leistungsträgern in der Winterpause kompensieren könne. Als Beispiel führt der 33-Jährige den Abgang von Sascha Bigalke an. Der Offensivspieler war in der Anfangsphase der Drittligasaison der überragende Spieler und fester Bestandteil der Unterhachinger Startelf. Trotzdem wurde der gebürtige Berliner für 400.000 Euro zum den Zweitligisten 1.FC Köln transferiert. „Die jungen Spieler sehen das und denken: Hey, das kann mir genauso gehen. Also streben sie dem nach“, so Baum gegenüber "Merkur Online". Wie ausgeglichen der aktuelle Kader ist, zeigt ein Blick auf die Scorerliste der Spielvereinigung. Während bei den meisten anderen Drittligisten wenige Spieler derjenigen sind, die Tore vorbereiten und erzielen, verteilt sich die „Last“ in Unterhaching auf viele Schultern. Mit Florian Niederlechner (13 Scorerpunkte), Dominik Rohracker (11), Stephan Thee (9) und Yasin Yilmaz (7) waren vier Spieler an einer Vielzahl von Toren aktiv beteiligt. Ein weiteres Indiz für die Unberechenbarkeit der jungen Truppe ist, dass bereits acht Spieler in der laufenden Saison mehr als zwei Tore erzielt haben.

Niederlechner weckt Begehrlichkeiten

„Dass unsere Spieler Begehrlichkeiten geweckt haben, ist klar“, sagt Teamchef Baum gegenüber dem "Münchner Merkur". Konkret geistert seit einigen Tagen der Name Florian Niederlechner als potentieller Abgang durch die Medien. Der 22-Jährige sorgte in den letzten Wochen durch sieben Torbeteiligungen in den vergangenen beiden Ligapartien gegen Chemnitz und Darmstadt für Furore. Nun steht der gebürtige Ebersberger offenbar auf dem Zettel einiger Vereine aus zweiter und dritter Liga. Aktiv Interesse sollen Medienberichten zu Folge der Zweitligist und Nachbar TSV 1860 München, sowie Ligakonkurrent 1.FC Heidenheim bekundet haben. Wo Florian Niederlechner zukünftig auflaufen wird und wer weitere mögliche Abgänge der Spielvereinigung sein könnten, lässt sich momentan nur schwer beantworten. Fakt ist allerdings, dass neben Niederlechner vor allem Torwart Stefan Riederer, Mittelfeldmotor Yasin Yilmaz und der quirlige Offensivspieler Dominik Rohracker mit ihren Leistungen auf sich aufmerksam gemacht haben. Die Spielvereinigung wird sich zeitnah auf die Suche nach Ersatz für abwanderungswillige Leistungsträger machen müssen oder hoffen, dass man die Verluste mit Youngsters aus den eigenen Reihen kompensieren kann. Dass man nicht untätig ist, zeigt dass jüngst der immer wieder von Verletzungen zurückgeworfene Ex-Profi Benjamin Schwarz (zuletzt TSV 1860 München) im Probetraining am Sportpark war. Trainer Claus Schromm gegenüber "Fußball-Vorort.de": „Wenn er fit ist und den Spaß am Fußball wiedergefunden hat, dann können wir darüber reden, ob er bei uns bleiben kann.“ Was machen eigentlich die potentiellen Niederlechner-Nachfolger aus den eigenen Reihen? Der 20-Jährige Andreas Voglsammer überzeugte gegen den „großen Nachbarn“ am vergangenen Dienstag im Sturmzentrum nicht nur wegen seiner zwei erzielten Tore bei nur 45 Minuten Einsatzzeit, er bot auch läuferisch eine ansprechende Leistung.

FOTO: Cello Klettermaxe / fototifosi.de

 

   

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