"Wollen aufhorchen lassen": Köllner legt beim FC Ingolstadt los
Um die Talfahrt nach nur vier Punkten aus den 13 Spielen in diesem Jahr zu stoppen, setzt der FC Ingolstadt mit Sportdirektor Ivica Grlic und Trainer Michael Köllner auf viel Erfahrung. Am Donnerstag stellte sich das neue Duo im Rahmen einer Pressekonferenz vor und gab Einblicke darin, wie der Turnaround geschafft werden soll.
"Blicken positiv in die Zukunft"
Genau 48 Stunden lagen zwischen der Freistellung von Guerino Capretti am Dienstag und der Präsensation von Michael Köllner am Donnerstag, der zusammen mit Neu-Sportdirektor Ivica Grlic nun die Wende einleiten soll. "Wir sind sehr positiv gestimmt, dass wir in dieser Konstellation den Turnaround schaffen werden", sagte Geschäftsführer Dietmar Beiersdorfer im Rahmen der Vorstellungs-Pressekonferenz am Donnerstagabend. "Wir blicken positiv in die Zukunft – auch, wenn es die aktuelle Lage nicht ganz so hergibt." Warum die Wahl auf Grlic fiel, der zuletzt 18 Jahre lang beim MSV Duisburg als Spieler und Sportdirektor tätig war, begründete der 59-Jährige: "Ivo zeichnet aus, dass er eine große Akzeptanz in der Branche hat. Zudem haben wir eine relative ähnliche Auffassung vom Fußball und sind daher schnell auf einen Nenner gekommen."
Auch Grlic selbst berichtete von "sehr guten" Gesprächen mit dem Schanzer-Geschäftsführer und zeigte sich "sehr dankbar, die Möglichkeit zu haben, beim FC Ingolstadt arbeiten zu dürfen. Hier entsteht etwas, auf das man stolz sein kann". Zu Ende sei der Weg aber noch lange nicht. "Das Wichtigste ist, dass wir jetzt erstmal unsere Hausaufgaben machen, die Jungs aufrichten und den Klassenerhalt schaffen." Eine Aufgabe, die Grlic mit 100 Prozent Überzeugung angehe. "Zu allen anderen Dingen werden wir uns zu gegebener Zeit äußern."
Dass der Klassenerhalt trotz der Talfahrt in diesem Jahr gelingt, dafür wird nun Michael Köllner zuständig sein. Grlic, der in den Auswahlprozess bereits mit eingebunden war, bezeichnete den 52-Jährigen als "genau den richtigen Trainer" für den FCI. "Er hat extrem viel Erfahrung, hat viel durchgemacht, ist sympathisch, ein Arbeiter und verfügt über ein gesundes Selbstbewusstsein und genug Kompetenz." Zudem gehöre in der aktuellen Situation auch immer eine gewisse Lockerheit dazu. "Ich glaube, dass wir jetzt einen Trainer haben, der unserer Mannschaft genau das vermitteln kann. Wir können uns glücklich schätzen, dass er hier ist."
Köllner "auf Werkseinstellung zurückgesetzt"
Erst Ende Januar war Köllner beim TSV 1860 nach dreieinhalb Jahren entlassen worden, nun ist er bereit für eine neue Aufgabe. "Ich bin erholt und wieder auf Werkseinstellung zurückgesetzt", sagte der neue FCI-Coach mit einem Lachen. "Vor einem Jahr hätte ich nicht gedacht, dass ich hier sitze. Ich bin unheimlich glücklich darüber." Die freie Zeit sei "unerträglich" gewesen, vor allem die Trainingsarbeit habe er vermisst. "Ich war unruhig am Ende." Bei den Audistädtern geht es nun von Null auf Hundert, bereits am Sonntag steht das wichtige Auswärtsspiel bei Tabellenschlusslicht SV Meppen an. Ein Sieg ist Pflicht, um nicht noch weiter abzurutschen.
Um wieder in die Spur zurückzukehren, gehe es nun darum, eine kompakte und stabile Spielweise hinzubekommen, erklärte Köllner. "Das steht absolut im Vordergrund." Zudem gelte es, die Leistungsgrenze zu erreichen und gut in die Zweikämpfe zu kommen. Einen ersten Überblick über die Mannschaft konnte er am Nachmittag bereits im Rahmen der ersten Trainingseinheit sammeln. Das Team habe auf ihn einen "aufgeschlossenen Eindruck" gemacht und sei auch "grundsätzlich richtig zusammengestellt", befand der Oberpfälzer. "Ich war sehr zufrieden", sagte Köllner, wusste aber: "Es wird viel Arbeit auf uns zukommen."
Bedingungen beim FCI? "1. Liga"
Von den Bedingungen in Ingolstadt zeigte der 53-Jähige sich beeindruckt: "Das ist 1. Liga." Die Möglichkeiten seien enorm, gleichwohl leite sich daraus aber auch ein gewisser Anspruch ab. "Meine Aufgabe wird es sein, diesem gerecht zu werden." Am Ende gehe es für jeden um die volle Identifikation und die volle Identität mit dem Verein, "damit wir bis zum Ende genug Punkte einfahren und zunächst einmal den Klassenerhalt sichern", blickte Köllner voraus und kündigte an: "Wir wollen aufhorchen lassen."
Über ein konkretes Spielsystem hat sich der neue FCI-Coach noch keine Gedanken gemacht. "Es gehe bei Null los und darum, die Potenziale der Mannschaft zu wecken und abzurufen." Bei 1860 war das einst auf Anhieb gelungen, blieb Köllner in seinen ersten 14 Spielen doch ungeschlagen. "Es liegt mir nicht so schlecht, reinzugehen, schnell einen Draht zu den Spielern herzustellen und Leistung zu erzeugen." Klappt das nun beim FC Ingolstadt? Schon das Spiel in Meppen wird darüber Aufschluss geben.