"Wir sind Löwen, und ihr nicht": 1860 am Boden, große Wut bei den Fans

1860 München am Boden! Als wäre die Pleite in Meppen nicht schon schlimm genug gewesen, gingen die Löwen am Sonntag beim 0:3 gegen den SC Verl nach einer desolaten Leistung regelrecht unter. Der Frust bei den Fans ist groß, sie reagierten mit einer Mischung aus Spott und heftigen Unmutsbekundungen.

"Wir haben die Schnauze voll"

Ohrenbetäubend war es, das Pfeifkonzert, das mit Schlusspfiff durch das Grünwalder Stadion schallte. Und damit noch längst nicht genug: "Wir haben die Schnauze voll" sowie "Wir sind Löwen, und ihr nicht" skandierten die Anhänger, als die Spieler vor die Kurve kamen. Den aktiven Support hatten die Fans zu diesem Zeitpunkt schon lange eingestellt, auch die meisten Banner waren bereits abgenommen. Und als wäre diese Reaktion nicht schon Zeichen genug, hatten die Fans der Mannschaft während des Spiels zeitweise auch noch symbolisch den Rücken zugedreht und Aktionen gegen 1860 in der Schlussphase höhnisch beklatscht. Die Höchststrafe! "Der Unmut ist berechtigt, weil wir seit Wochen die Punkte verschenken", zeigte Kapitän Stefan Lex im "MagentaSport"-Interview Verständnis für die Reaktion der Zuschauer, von denen einige das Stadion sogar bereits vorzeitig verlassen hatten. "Die Fans sind zurecht sauer, bei uns ist es nicht anders."

Hielt der TSV in der ersten Halbzeit noch gut mit und immerhin die null, zerfielen die Löwen in der Schlussphase in ihre Einzelteile. "Die Tore fallen viel zu einfach. Das darf nicht passieren. Wir verlieren komplett den Zugriff", kritisierte Interimstrainer und Sportchef Günther Gorenzel. Hinzukamen individuelle Fehler: Beim 0:1 nach 51 Minuten patzte Jesper Verlaat, am 0:2 in Minute 78 hatte Philipp Steinhart seine Aktien. Und auch beim 0:3 in der 90. Minute machte die Hintermannschaft wahrlich keinen guten Eindruck, ließ sie sich doch von einem Freistoß düpieren. "So wird es schwer, Punkte mitzunehmen", sagte Gorenzel und redete den Spielern ins Gewissen: "Wir müssen mit der Mannschaft über die Situation sprechen, denn es kann nicht sein, dass wir viel Aufwand betreiben und dem Gegner dann solche Chancen hinwerfen." Das sah auch Steinhart so: "Dass wir das so herschenken, ist bodenlos. Wir müssen uns entschuldigen."

Lex: "Unfassbar" und "Wahnsinn"

Ganz offensichtlich ist die Mannschaft verunsichert – das wurde am Sonntag mehr als deutlich. Die individuellen Fehler sind durch die psychische Situation zu erklären", sagte Gorenzel. Auch Lex räumte ein Kopfproblem ein: "Ich hoffe, dass bald ein neuer Trainer kommt, der uns wieder auf Vordermann bringt und Energie freisetzt. Wir brauchen Erfolgserlebnisse, wenn man sieht, wie verunsichert wir nach Gegentoren waren." In der letzten Minute dann auch noch das 0:3 zu kassieren, sei "unfassbar" und "Wahnsinn", so der Löwen-Kapitän. "Wir müssen da irgendwie wieder rauskommen, aber momentan ist es schwierig, etwas zu finden. So holen wir jedenfalls nicht viele Punkte." An der großen Unruhe hinter den Kulissen wollte der 33-Jährige die aktuelle Misere von nur einem Sieg aus den letzten zehn Spielen aber nicht festmachen: "Wir müssen besser trainieren und spielen. Wenn wir das nicht hinbekommen, ist es egal, was außen rum passiert. Da dürfen wir uns nicht rausreden."

Wie es nun weitergeht, ist völlig offen. Im Aufstiegskampf haben die Löwen mit so einer Leistung wenig verloren, wenngleich der Rückstand auf Rang 4 durch die Patzer der Konkurrenz weiterhin nur fünf Punkte beträgt. Doch bevor über sportliche Ziele gesprochen werden kann, muss zunächst die Trainerfrage beantwortet werden. Bekanntlich steht Achim Beierlorzer in den Startlöchern, doch fix ist der Wechsel noch nicht. Auf der einen Seite gibt es offenbar eine Blockade der Investorenseite, die das grüne Licht für Beierlorzer an das Aus von Gorenzel knüpft, und auf der anderen Seite befindet sich der auserkorene Coach mit Ex-Verein RB Leipzig im Streit über die Höhe der Abfindung. Ausgang offen.

Auch Gorenzel-Zukunft unklar

Und wie es für Gorenzel weitergeht, ist ebenfalls unklar. "Das ist eine Frage, die man an die Gremien stellen muss", antwortete er im "Telekom"-Interview auf die Frage nach seiner Zukunft. "Ich versuche, mich auf meine Arbeit zu konzentrieren. Alles andere liegt nicht in meinem Einflussbereich." Rein mit Blick auf die Ergebnisse (nur ein Punkt aus drei Spielen) muss festgehalten werden: Gorenzel hat es nicht geschafft, der Mannschaft einen neuen Impuls zu geben. Das wird nun die Aufgabe des neuen Trainers (Beierlorzer?) sein, der bestmöglich am Freitag beim Auswärtsspiel in Halle erstmals auf der Bank sitzen soll. Dann muss eine deutliche Leistungssteigerung her.

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