"Wir haben die Schnauze voll": FCK am Abgrund

Die Talfahrt des 1. FC Kaiserslautern hält weiter an – und nimmt immer größere Züge an: Durch die 1:3-Pleite beim Chemnitzer FC sind die Roten Teufel bereits zum zweiten Mal in dieser Saison auf einen Abstiegsplatz gerutscht. Der FCK am Abgrund.

Fans verlassen Stadion fluchtartig

"Der FCK ist wieder da", schallte es nach dem Schlusspfiff durch das Stadion an der Gellertstraße. Es passte ins Bild eines aus Sicht der Gäste völlig misslungenen Nachmittags, dass die Chemnitzer Anhänger den Sieg ihrer Mannschaft – in Anlehnung an den früheren Vereinsnamen FC Karl-Marx-Stadt – wie üblich mit den Kürzeln des viermaligen Deutschen Meisters feierten. Deren Spieler schlichen nach Spielende wie begossene Pudel im Chemnitzer Dauerregen zu den mitgereisten Fans. Der Großteil der rund 1.000 Anhänger hatte den Gästeblock zu diesem Zeitpunkt jedoch bereits verlassen. Und die, die noch da waren, empfingen die Mannschaft mit wütenden Pfiffen und Gesten. Nach einem schwachen Auftritt hatte sich mächtig Wut angestaut, den Support hatten die Anhänger bereits zum Ende der ersten Halbzeit mit einem lautstarken "Wir haben die Schnauze voll" weitgehend eingestellt. "Die Fans haben allen Grund sauer zu sein", zeigte Florian Pick im Gespräch mit "Magenta Sport" Verständnis für die deutliche Reaktion der Fans.

Schon nach etwas mehr als einer halben Stunde lag der FCK nach Treffern von Hosiner (9.), Bonga (14.) und nochmals Hosiner (35.), der einen umstrittenen Elfmeter verwandelte, mit 0:3 im Rückstand. Es war das sechste (!) Auswärtsspiel in Folge, in dem Kaiserslautern mindestens drei Gegentore kassiert hat. Insgesamt stehen nach sieben Partien in der Fremde satte 22 Gegentore zu Buche – mit Abstand der schwächste Wert aller Drittligisten. "Das ist schon hart. Keiner will das sehen", musste auch Pick einräumen.

Der Grund für die sechste Niederlage im 13. Spiel war schnell gefunden: "Wir haben 25 Minuten lang ohne Körpersprache gespielt", fand der Flügelspieler deutliche Worte und meinte schulterzuckend: "Ich kann es mir nicht erklären. Wir hatten eine intensive Woche und haben Zweikämpfe trainiert." Auch Trainer Boris Schommers, der im fünften Spiel als FCK-Trainer die dritte Niederlage erlebte, war restlos bedient: "Ich habe der Mannschaft deutlich gesagt: Wenn sie nicht versteht, dass ab der ersten Minute gekämpft werden muss, dann werden wir kein Spiel gewinnen." In der Anfangsphase habe sein Team "keinen Zugriff" gehabt und "nicht gekämpft", legte der FCK-Coach den Finger in die Wunde.

Keine Durchschlagskraft

Und wer im zweiten Durchgang eine Reaktion erhofft hatte, wurde bitter enttäuscht. Keine Durchschlagskraft, kein Aufbäumen und nur eine echte Torchance: So präsentierten sich die Roten Teufel nach dem Seitenwechsel. Kurzum: Ein Auftritt, der einem Offenbarungseid gleich kam – offensiv wie defensiv. In dieser Verfassung dürft es schwer werden, die Liga zu halten. Den einzigen Treffer des FCK erzielte Florian Pick kurz vor der Pause – es war eine der wenigen gelungenen Aktionen.

Wäre das Spiel anders verlaufen, wenn Chemnitz' Tobias Müller in der 22. Minute nach seinem rüden Foul mit offener Sohle gegen Carlo Sickinger Rot statt Gelb gesehen hätte? "Das ist eine klare Tätlichkeit", schimpfte Schommers. "Ein Platzverweis hätte dem Spiel eine andere Wendung geben können." Doch es darauf zu schieben, "wäre zu einfach", wusste auch Schommers. Zumal es zu diesem Zeitpunkt bereits 2:0 für den CFC stand. Für Diskussionen sorgte auch der Elfmeter für die Himmelblauen, nachdem Kevin Kraus den Ball an den Arm geschossen bekam. Der FCK-Coach sprach von einer "50:50-Entscheidung" und meinte: "Den kannst du geben. Allerdings ist der Arm am Körper. Er nimmt ihn nicht hoch, sondern wurde aus einem Meter angeschossen."

Ein mehr als bitterer Nachmittag für den 1. FC Kaiserslautern. Und zu allem Überfluss verletzte sich auch Janik Bachmann noch. Der 23-Jährige bekam von Mitspieler Lukas Gottwalt unglücklich das Knie in den Rücken gerammt, musste mit der Trage vom Platz und anschließend in ein Krankenhaus gebracht werden. Eine genaue Diagnose steht noch aus.

Kann der FCK Abstiegskampf?

Wie geht es beim 1. FCK nun weiter? Nach 13 Spieltagen belegt der FCK den ersten Abstiegsplatz und steht damit am Abgrund. "Da wollten wir nie stehen", zeigte sich Pick ratlos. Die entscheidende Frage ist zudem: Können die Pfälzer Abstiegskampf? Die Auftritte gegen Duisburg und Chemnitz lassen Zweifel daran aufkommen. "Ich werde dafür sorgen müssen, dass die Mannschaft von Beginn an kämpft", nahm sich Schommers in die Pflicht. Dabei scheint der Effekt des Trainerwechsels schon verpufft zu sein.

Klar ist: Vor dem Heimspiel gegen die Würzburger Kickers am kommenden Samstag "ist der Druck auf einem Maximum", weiß Pick. Kraus und Dominik Schad werden aufgrund der jeweils fünften gelben Karte fehlen. Zuvor steht am Mittwoch noch das DFB-Pokalspiel gegen den 1. FC Nürnberg an. Ob der FCK gegen den ebenfalls kriselnden Zweitligisten Selbstvertrauen sammeln kann?

   

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