Winterfazit Saarbrücken: Die Wahrheit liegt auf dem Platz

Während sich die Drittligisten derzeit auf die Rest-Rückrunde vorbereiten, nimmt liga3-online.de die bisherige Saison der 20 Drittligisten unter die Lupe. Heute: der 1. FC Saarbrücken. Mit 19 Punkten aus bislang 21 Spielen belegen die Saarbrücker derzeit den 19. Tabellenplatz. Dabei ist die Formkurve der letzten Begegnungen durchwachsen. So legte die Mannschaft nach dem Trainerwechsel beinahe ausnahmslos große Moral an den Tag, musste jedoch auch Rückschläge hinnehmen. Während gegen Spitzenmannschaften wie Leipzig kaum eine Chance bestand, gelangen gleichzeitig kämpferische Siege in Erfurt oder Burghausen. Nach Niederlagen, bei denen strittige Strafstöße eine nicht unerhebliche Rolle spielten, befindet sich der FCS im Abstiegskampf. Im Folgenden schaut sich liga3-online.de bisherige Saison des 1. FC Saarbrücken einmal genauer an.

Das lief gut 

Die Moral

Angesichts der Bilanz, die der 1. FC Saarbrücken zum Ende der Hinrunde aufweist, erfordert die Suche nach positiven Gesichtspunkten zwar etwas mehr Aufwand. Unübersehbar ist jedoch, dass spätestens mit dem Trainerwechsel zu Milan Šašić die Moral in der Mannschaft wuchs. Folge der verbesserten Einstellung war die Steigerung von Einsatz- und Laufbereitschaft. Schwierigkeiten vor der Beurlaubung Jürgen Lugingers Anfang September trugen offenbar mit dazu bei, dass die Mannschaft ihr Potenzial lediglich in einzelnen Spielen ausschöpfte. So gelang in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals ein überragender 3:1-Sieg, bei dem unter Luginger alles stimmte. In der Liga konnte diese Qualität jedoch so selten abgerufen werden, dass dieser seinen Hut nehmen musste. Mit dem Amtsantritt seines Nachfolgers gelang der Einzug ins Achtelfinale des DFB-Pokals, sowie mehrere überzeugende Auftritte in der Liga. In Duisburg etwa wurde nach mehrfachem Rückstand noch ein 3:3 erkämpft, in Rostock ein 0:0 oder ein wichtiger Heimsieg gegen die Stuttgarter Kickers eingefahren. Insbesondere in den letzten Spielen sah sich die kampfstarke Mannschaft mit fragwürdigen Elfmeterentscheidungen konfrontiert, z. B. in Halle oder Wiesbaden. Dennoch steckten die Blau-Schwarzen trotz ihrer schwierigen Situation sowie des großen Verletzungspechs nicht auf. Einige Spieler wie Deville, Eggert oder Falkenberg liefen sogar trotz Verletzungen auf.

Der Trainerwechsel

Im Hinblick auf das Vorhaben des Vereinsführung, im Trainerteam auf Kontinuität zu setzen sowie die Verdienste Jürgen Lugingers, haben sich die Verantwortlichen den Trainerwechsel nicht leicht gemacht. Angesichts der Situation in der Mannschaft und den Ergebnissen in der Liga, sah sich der Verein jedoch zu diesem Schritt gezwungen. Angesichts der in der Folge deutlich verbesserten Auftritte sowie der offenbar notwendigen Mannschaftsführung Šašić’s hat sich der Trainerwechsel bislang als richtig erwiesen. Auch wenn das Tabellenbild noch Anlass zur Sorge gibt, weist die Bilanz unter Šašić bereits auf eine Verbesserung hin. Auch die damit einhergehende weitere Professionalisierung im sportlichen Bereich, belegt die akribische und zielstrebige Arbeitsweise des Trainerteams.

Das lief nicht gut

Das Abwehrverhalten

Gemessen an den Gegentoren stellt die Defensive eine der Schwächen des FCS dar. An den 35 Gegentreffern konnte auch der überragende Timo Ochs nichts ändern. Dass die Saarländer damit die zweitschwächste Abwehr der Liga aufweisen, ist jedoch nicht alleine den Abwehrspielern zuzurechnen, sondern dem Defensivverhalten der gesamten Mannschaft. Hinzu kam das enorme Verletzungspech, mit dem die Trainer seit Saisonbeginn zu kämpfen haben. Auch dadurch konnte das vor der Saison gefasste Ziel, die Abwehr zu verstärken, bislang noch nicht erreicht werden.

Die Offensive

Bei der Suche nach weiteren Schwachpunkten fällt nach der Defensive auch die Offensive sofort auf. Nur drei Drittligisten haben weniger Tore erzielt, als der FCS. Die Verletzungen von Top-Stürmer Marcel Ziemer wiegen besonders schwer. In der vergangenen Saison noch mit 21 Torbeteiligungen in 27 Spielen, kommt er nach der aktuellen Hinrunde in zwölf Partien auf neun Torbeteiligungen. Die hervorragende Quote konnte er durch mehrere Ausfälle jedoch noch nicht weiter ausbauen. Bis auf Mittelfeldspieler Philipp Hoffmann, mit fünf Toren erfolgreichster FCS-Spieler, konnte bislang keiner seiner Kollegen an Ziemers Ausbeute anknüpfen.

Bewertung der Neuzugänge

Neben den Spielern, die vor Saisonstart verpflichtet wurden, hat Milan Šašić aufgrund der langen Verletztenliste in der Zwischenzeit mit Julien Humbert, Franҫois Marque und Vito Plut drei weitere Neuzugänge verpflichtet. Bis auf den Verletzten Andreas Glockner hatte sich die Vereinsführung von der Mehrzahl der Neuen sicherlich mehr versprochen, als das aktuelle Tabellenbild zeigt. Uneingeschränkt überzeugen konnte bisher Torwart Timo Ochs. Der Nachfolger des starken Benedikt Fernandez steht diesem in nichts nach. Vielmehr zeigt er in jedem Spiel seine für die Dritte Liga überdurchschnittliche Klasse. Der hochprofessionelle Ochs zeichnet sich sowohl durch immer wieder starke Paraden, als auch durch eine für einen Torwart herausragende Präsenz auf dem Platz aus. Eines von zahlreichen Beispielen ist seine Leistung im Pokalspiel gegen Werder Bremen. Mit seiner Erfahrung trieb er die Mannschaft auch nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich unermüdlich an. Den kurze Zeit hängenden Köpfen und der Verunsicherung seiner Mitspieler setzte er Ansprachen und die starke Ausstrahlung entgegen, das Spiel zu gewinnen. Im Unterschied zu anderen Spielern gelingt es ihm, diese Leistung ohne weiteres im Ligabetrieb fortzusetzen. Mit den Ausführungen zu Timo Ochs ist zugleich bereits der beste Spieler der bisherigen Saison benannt. Einen Schwächsten hervorzuheben, wäre nicht zielführend und findet daher nicht statt.

Fazit

Der 1. FC Saarbrücken hat in der abgelaufenen Hinrunde neben der Redaktion von liga3-online.de zahlreiche Experten Lügen gestraft. Als Geheimfavorit für den Aufstieg gehandelt, haben die Blau-Schwarzen einen weiteren Beweis dafür angetreten, dass die Wahrheit nur auf dem Platz liegt. Wie anders eine Saison trotz entsprechender Voraussagen verlaufen kann, zeigt einmal mehr die Unberechenbarkeit des Fußballs. Auch neben dem Platz war die Hinrunde für den FCS ereignisreich. Die Wahl der beiden Fanvertreter Claude Burgard und Florian Kern in den Aufsichtsrat sorgte bundesweit für Aufmerksamkeit. Während dafür der bisherige Vorsitzende des Gremiums, Reinhard Klimmt, nach langen Jahren zusammen mit dem ehemaligen Präsidenten Paul Borgard gehen musste, kehrte Hauptsponsor Hartmut Ostermann auf die Position des Präsidenten zurück. Ihm und weiteren treuen Sponsoren ist die nun folgende Verstärkung der Mannschaft in der Hauptsache zu verdanken. Mit fünf Punkten Rückstand auf die Nichtabstiegsplätze hat der Klassenerhalt oberste Priorität. Wie Ostermann gegenüber der „Bild“ erklärte, werde der Verein für dieses Ziel „alles tun“.

Ausblick

Mit Juri Judt, Lukas Kohler und Manuel Zeitz und Taku Ishihara hat Saarbrücken zum jetzigen Zeitpunkt (3. Januar) bereits vier Transfers vermeldet. Nach Vereinsangaben sollen bis zu sechs weitere Spieler kommen. Soweit die Mannschaftsbildung im erforderlichen Maß gelingt und die Mannschaft ihr Potenzial auf den Platz bringt, kann das Verlassen der Abstiegsplätze und der sichere Klassenerhalt erreicht werden.

FOTO: Dieter Schmoll

   
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