Winterfazit Regensburg: SSV Jahn nicht drittligatauglich

So hatte sich das keiner vorgestellt in Regensburg: Nach 22 Spieltagen steht der SSV Jahn abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz, magere zwölf Punkte stehen zu Buche – und neun Zähler beträgt der Rückstand auf das rettende Ufer. So schlecht war in der siebenjährigen Geschichte der 3. Liga noch kein Team! Auch der Trainerwechsel von Alexander Schmidt auf Christian Brand konnte sich nicht auf das Punktekonto ausschlagen: Der Jahn verlor alle fünf Spiele unter dem 42-jährigen Coach. Im Folgenden schaut sich liga3-online.de die Hinrunde der Oberpfälzer genauer an.

Das lief gut

Nichts. Teilweise zeigte die Jahnelf zwar in Ansätzen, dass sie den Klassenerhalt schaffen könnte, unterm Strich kam aber nicht viel bei rum. In den letzten acht Partien wäre sie fast in Mainz, Köln und Unterhaching oder gegen Bielefeld zu Punkten gekommen – aber eben nur fast. Am Ende standen stets Niederlagen, trotz guter Phasen. Aber die guten Leistungen wurden immer geschmälert, da sich Regensburg zu leicht die Butter vom Brot hat nehmen lassen. Auch die Spiele gegen Rostock, Dresden oder Münster, wo definitiv mehr drin gewesen wäre, machen deutlich:  Mit angezogener Handbremse hält man nicht die Klasse. Eine gute Halbzeit reicht nicht, um Spiele zu gewinnen. Daher ist an der desaströsen Punkteausbeute nichts gutes zu finden.

Das lief schlecht

Nahezu alles. Der Kader für die Saison wurde zum Großteil den Anforderungen für die 3. Liga einfach nicht gerecht. Die Spieler, die in der 3. Liga bestehen könnten, waren entweder verletzt (Nachreiner, Dressler) oder kamen nicht an ihr Leistungsvermögen heran (Kurz, Loboué). Und drei gute Akteure in einer Elf reichen auf Dauer nicht. Der Jahn stellt mit die schlechteste Defensive (43 Gegentore; nur Rostock hat mehr) und den schwächsten Sturm (nur 19 Treffer) der Liga. Zum Teil lieferte die Mannschaft blutleere Auftritte ab; im Ansatz gute Spiele wurden leichtfertig verschenkt: Entweder durch vogelwildes Abwehrverhalten (z. B. gegen Rostock nach 4:2 noch 4:4; In Unterhaching nach 2:0 noch 2:3) oder durch harmlose Sturmreihen (z. B. gegen Bielefeld oder in Köln – je 0:1 – mehrere ausgezeichnete Chancen zum Ausgleich). Außerdem ist Regensburg in der Saison extrem auswärtsschwach. Konnte zumindest im heimischen Jahnstadion die Hälfte der Spiele nicht verloren werden, so unterlag der SSV in elf von zwölf Auswärtspartien. Auch die Nachverpflichtung von erfahrenen Spielern (Sinkiewicz, Palionis) brachte im Endeffekt nichts. Noch bitterer: Das Verletzungspech hat in dieser Saison extrem zugeschlagen, beim letzten Spiel in Unterhaching fielen zwölf (!) Spieler aus, darunter einige Leistungsträger! Besserung ist bis jetzt nicht in Sicht. Zu allem Übel hängt der Haussegen in Regensburg mittlerweile schief: Fans wetterten gegen den Sportchef, Loboué gegen die Fans, Fans gegen Loboué, Trainer gegen Fans… Die Nerven liegen blank.

Bewertung der Neuzugänge

Die meisten Neuzugänge konnten ihre Erwartungen nicht erfüllen. Rech und Steininger blieben blass, Michel war die meiste Zeit verletzt. Herzel, Geipl, Erwig-Drüppel und Lienhard konnten kaum Akzente setzen, Kopp wurde von Trainer Schmidt nicht beachtet. Loboué zu Beginn der Saison mit Fehlern, später verletzt und ohne Spielpraxis. Auch Ersatzkeeper Bergdorf muss sich das eine oder andere Tor ankreiden lassen. Lediglich U23-Neuzugang Dürmeyer war in der Defensive ordentlich. Die Nachverpflichtungen Lorenzi, Sinkiewicz, Palionis und Hesse machten ihre Sache gut – konnten bisher aber auch nicht wirklich helfen.

Bester und schwächste Spieler

Einzelne Akteure hervorzuheben wäre nicht gerecht. Schwache Spieler sind sicher nicht schuld an der sportlichen Situation. Die besten Spieler blieben auch teilweise hinter ihren Erwartungen zurück. Fußball ist und bleibt ein Mannschaftssport. Das Team gewinnt und – vor allem – verliert zusammen!

Fazit

Der Jahn ist in dieser Form nicht drittligatauglich. Natürlich spielt auch der Kopf eine Rolle, der Druck steigt von Spiel zu Spiel. Neben den offensichtlichen Schwächen passieren viele Fehler einfach aus Unsicherheit und Angst. Diese Fehler sorgen für erneute Nackenschläge – was wiederum die Angst vor Fehlern erhöht. Ein Teufelskreis! Es war auch von Anfang an klar: Größeres Verletzungspech wird dieser Kader auf Dauer nicht auffangen können, dafür fehlen beim Jahn die Mittel. Hinzu kam enorm viel Pech, die Ostbayern hätten auf jeden Fall mehr als diese zwölf Punkte verdient gehabt; dann wäre die Situation auch nicht so zappenduster. Aber sie ist es nun einmal, und das erschwert den Abstiegskampf für die Rest-Rückrunde ungemein. Dass die Jahnkicker mit einem 2:3 in die Winterpause gegangen sind, bei dem sie binnen acht Minuten einen Zwei-Tore-Vorsprung verspielten, macht die Situation vor allem in den Köpfen nicht leichter. Fazit: Eine Hinrunde zum Vergessen, die wenig Mut für die Rückserie macht.

Ausblick

Es müssten neun Punkte aufgeholt werden. Und das, obwohl aus den bisherigen 22 Spielen gerade einmal zwölf eingefahren werden konnten? „Wir brauchen für den Klassenerhalt zehn Siege aus den 16 Spielen“, erklärte jüngst Regensburgs Sportchef Christian Keller. Und das, obwohl aus den bisherigen 22 Spielen nur drei eingefahren werden konnten? Hand aufs Herz, der Klassenerhalt ist so eigentlich kaum noch zu schaffen. Mit den anderen Teams mithalten, das reicht bei diesem Abstand nicht mehr. Regensburg müsste jetzt eine überdurchschnittlich gute Rückrunde spielen, um nach 38 Spieltagen über dem Strich zu stehen. 30 Punkte – damit wäre der Jahn in der Hinrunde nach 16 Spielen Spitzenreiter gewesen…

Dafür müsste wirklich alles passen: Das Lazarett müsste sich schleunigst auflösen und ie Rückkehrer in den Kader müssten sofort auf 100% sein. Die Hoffnungen ruhen hier vor allem Kapitän Sebastian Nachreiner, der seit dem 3. Spieltag fehlt. Dann müssten Spieler verpflichtet werden, die die Schwachstellen drittligatauglich füllen können. Sprich der neue Stürmer Königs (zuletzt Wehen) müsste sofort treffen. Dann müsste der Auftakt gegen Dortmund II (16.) und Rostock (19.) gelingen – einfacher wird es nämlich nicht mehr. Vor allem aber müssten Erfolgserlebnisse in der Liga her, denn nur wenn das Team auch psychologisch vom Boden weg kommt, kann eine nötige Serie gestartet werden. Die ganzen Nackenschläge müssen aus den Köpfen raus – egal wie. Der Jahn hat im Grunde das Zeug, die Klasse zu halten. Spieler wie Hein, Trettenbach oder Aosman können Spiele entscheiden. Spieler wie Nachreiner, Güntner oder Kurz können Eigenschaften an den Tag legen, die man im Abstiegskampf braucht. Spieler wie Sinkiewicz oder Loboué sind so erfahren, dass sie eine junge Mannschaft führen, den Druck nehmen können.

Doch diese zwölf Punkte sind eine mehr als schwere Hypothek. Eine Herkulesaufgabe! Nur, wenn wirklich alles zusammenpasst und Regensburg in der Rückrunde Sieg um Sieg einfährt, könnten diese neun Punkte aufgeholt werden. Der Jahn braucht in den 16 Spielen der Restrückrunde also vor allem auch eines: Glück!

   

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