Willsch: "Ohne Fans macht der Fußball keinen Spaß"
Im Interview mit liga3-online.de spricht Marius Willsch vom TSV 1860 München über die Positivserie von 14 Spielen ohne Niederlage, das Aufstiegsrennen, die Erfüllung seines Kindheitstraums und Auswirkungen des Corona-Virus.
"Es passt bei uns derzeit einfach alles"
liga3-online.de: Seit 14 Spielen hat der TSV 1860 nicht mehr verloren, in der Tabelle sind die Münchner Löwen auf Platz sechs vorgerückt. Wie ist dieser enorme Leistungsanstieg im Vergleich zum Saisonbeginn zu erklären, Herr Willsch?
Marius Willsch: Der Hauptgrund ist denke ich das gestiegene Selbstbewusstsein in den letzten Monaten. Wenn es läuft und du ausschließlich Erfolgserlebnisse im Rücken hast, klappen viele Dinge, die vorher nicht funktioniert haben. Hinzu kommt, dass die Stimmung in der Mannschaft natürlich hervorragend ist. Es passt bei uns derzeit einfach alles.
Unter der Regie von Trainer Michael Köllner gab es noch keine Niederlage (fünf Siege, sieben Remis). Was macht er richtig?
Er hat eine sehr positive Art, mit der er fantastisch bei der Mannschaft ankommt. Von Nackenschlägen lassen wir uns nicht unterkriegen. Bei unserem letzten Heimspiel gegen den Chemnitzer FC haben wir trotz eines 0:2-Rückstandes noch 4:3 gewonnen. Diese mentale Stärke zeichnet uns aus.
Relegationsplatz drei ist nur noch zwei Zähler entfernt, der TSV 1860 ist mittlerweile im Aufstiegsrennen angekommen. Damit war vor wenigen Monaten nicht zu rechnen, oder?
In der 3. Liga geht es so eng wie nie zu, auf Platz zehn haben wir bloß einen Zähler Vorsprung. Deshalb würde ich nicht unbedingt davon sprechen, dass wir im Aufstiegsrennen angekommen sind. Wir tun gut daran, nicht nur nach oben, sondern vor allem nach unten zu schauen. Wenn die Abstiegsränge weit genug entfernt sind, können wir uns immer noch mit anderen Zielen beschäftigen.
Glauben Sie denn, dass Sie sich bis zum Saisonende oben festbeißen und um den Aufstieg mitspielen können?
Die Qualität dazu haben wir und wir möchten natürlich unsere Positivserie so lange wie möglich fortsetzen. Aber es macht keinen Sinn, schon jetzt über einen möglichen Aufstieg zu sprechen. Noch sind elf Begegnungen zu absolvieren und es kann viel passieren.
"Habe mir noch nie zuvor so oft die Hände gewaschen"
Sie kommen aus der 1860-Jugend, kehrten 2018 zu den "Löwen" zurück und sind nun Stammspieler. Haben Sie sich Ihren Kindheitstraum damit erfüllt?
Definitiv. Ich habe damals den Profis von meinem Fenster im 1860-Internat aus jeden Tag beim Training zugeschaut und wollte unbedingt irgendwann ein Teil dieses Teams sein. Zu dieser Zeit spielte die Mannschaft aber in der 2. Bundesliga und ich musste anerkennen, dass ich noch nicht bereit war, für die Profimannschaft zu kicken. Ich bin froh, dass ich mir meinen Traum über Umwege nun erfüllen konnte. So, wie es jetzt ist, ist es perfekt.
Am Samstag wäre es gegen Spitzenreiter MSV Duisburg gegangen, aber die kommenden beiden Spieltage 28 und 29 wurden verlegt, weil der Coronavirus mittlerweile alle Bundesländer erreicht hat. Halten Sie die vielen Vorsichtsmaßnahmen für richtig oder übertrieben?
Es ist ein schwieriges Thema. Durch die Medien wird man verunsichert. Ich habe mir noch nie zuvor in meinem Leben so oft die Hände gewaschen. Ich finde, dass jeder damit anfangen sollte, sich seine eigene Meinung zu bilden und rational zu denken. Ob die Vorsichtsmaßnahmen nun richtig oder übertrieben sind, möchte und kann ich aber nicht bewerten.
Es könnte künftig auch zu Geisterspielen kommen. Ohne Fans würde es komisch sein, oder?
Ohne Fans macht der Fußball keinen Spaß. Ich habe am Dienstag noch nicht einmal in die Champions League-Partie zwischen dem FC Valencia und Atalanta Bergamo reingeschaut. Wenn keine Besucher im Stadion sind, kommt auch beim TV-Zuschauer keine Stimmung auf. Uns bleibt aber nichts anderes übrig, als die Situation anzunehmen, falls es zu Geisterspielen kommen sollte.
Wie sehr beeinträchtigt Sie der Corona-Virus bereits im alltäglichen Leben?
Die Supermärkte sind teilweise leergekauft, Toilettenpapier ist mittlerweile ein wertvolles Gut. Es herrscht ein Ausnahmezustand, der hoffentlich so schnell wie möglich vorbeigeht.