Wieder Last-Minute-Wahnsinn: Hansa macht großen Schritt

Hansa Rostock und die Nachspielzeit – das bedeutet Dramatik. Nachdem die Kogge den Sieg gegen Wiesbaden unter der Woche in der Nachspielzeit aus der Hand gegeben hatte, holte sich der Tabellenführer die drei Punkte nun über ein spätes Tor in Meppen zurück – und ist der 2. Bundesliga damit ein großes Stück näher gekommen.

Türpitz' Schuss ins Glück

Erst ballte Jens Härtel die Fäuste und ließ seiner Freude über den Last-Minute-Sieg freien Lauf, dann musste er kräftig durchatmen – zu intensiv waren die 90 Minuten. Durch die Tore von John Verhoek (27.) und Pascal Breier (44.) schien die Kogge früh auf der Siegerstraße zu sein, ehe die Hausherren im zweiten Durchgang binnen sieben Minuten plötzlich zum Ausgleich kamen. In der Nachspielzeit gab es dann aber nochmal einen Freistoß, nachdem Jan Löhmannsröben im Duell mit Tom Boere zu Fall gekommen war. "Er macht das clever, aber wenn das ein Foul ist, gibt es 475.000 Pfiffe pro Spiel", meinte Meppens Christoph Hemlein bei "MagentaSport" dazu.

Simon Rhein war es egal. Er brachte den Ball scharf in den Strafraum, wo Manuel Farrona Pulido das Leder annahm. Der 27-Jährige drehte sich geschickt um die eigene Achse und bediente Philipp Türpitz, der das Leder aus der Drehung mit voller Wucht in die Maschen hämmerte. Es war das zweite Tor für den Winter-Neuzugang. Kurios: Treffer Nummer eins war ebenfalls ein Last-Minute-Tor (3:2 gegen Verl). Insgesamt erzielte Hansa in dieser Saison bereits fünf Tore in der Nachspielzeit – so viele wie kein anderer Klub. "Wir sind All-in gegangen und dafür belohnt worden", freute sich Härtel am "Telekom"-Mikrofon. In der Tat sind seine offensiven Wechsel in der Schlussphase – für Verhoek, Breier, Omladic und Bahn kamen Engelhart, Farrona Pulido, Vollmann und Türpitz – voll aufgegangen. Ebenfalls stark: Simon Rhein war an allen drei Toren beteiligt.

"Ein Bierchen wird schon drin sein"

Und dennoch: Gemessen an den Chancen hätte es die Dramatik in der Nachspielzeit eigentlich nicht gebraucht. "Klar, müssen wir das dritte Tor machen", räumte Härtel ein. Sein Frust während des Spiels über die beiden Gegentore war groß: "Das war viel zu einfach und darf uns nicht passieren." Zumal er zuvor nicht das Gefühl gehabt habe, "dass Meppen nochmal zurückkommt": Die beiden Treffer der Emsländer hätten dann den Charakter der Partie verändert, ehe Hansa dann noch zuschlug. "Ich muss der Mannschaft ein Kompliment machen, wie sie das Spiel in unsere Richtung gedreht hat", lobte Härtel seine Schützlinge. "Das tut uns natürlich gut und gibt Energie." Letztlich sollte Bahn Recht behalten: "Wir werden gestärkt daraus hervorgehen", hatte er am Mittwoch nach dem bitteren Gegentor gegen Wiesbaden gesagt.

Durch den vierten Sieg im vierten Auswärtsspiel in Meppen hat Hansa die Tabellenführung behauptet und liegt bei zwei Spielen mehr nun sechs Punkte vor Dynamo Dresden (4.) – der Vorsprung auf 1860 München (3.) beträgt vier Zähler. Die Chancen, nach neun Jahren in die 2. Bundesliga zurückzukehren, werden immer größer. Nach dem spielfreien ersten Mai-Wochenende steht nun das Topspiel gegen den FC Ingolstadt an. Ein Heimsieg gegen die Schanzer würde das Tor zur 2. Bundesliga weit aufstoßen. Ob Damian Roßbach bis zur Partie am 4. Mai rechtzeitig fit wird, ist noch offen, nachdem in der Folge eines Zusammenpralls mit einer blutenden Platzwunde vom Platz musste. Doch nun kann die Kogge erstmal etwas durchschnaufen: "Ein Bierchen wird schon drin sein", stellte Härtel in Aussicht, schränkte gleichzeitig jedoch ein: "Vielmehr aber auch nicht." Denn Nachlässigkeiten darf sich Hansa in der entscheidenden Saisonphase nicht erlauben.

   

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